Experimentierfreude verbindet: Die Galerie 6A präsentiert hochkarätige Kunst von Mallorca

Die Arbeiten von Maria Carbonero, Rafel Joan, Rafa Forteza und Mateu Bauzà harmonieren trotz aller Unterschiede prächtig miteinander

Die Künstler Rafel Joan, Maria Carbonero und Mateu Bauzà. Es fehlt der Vierte im Bunde: Rafa Forteza.

Die Künstler Rafel Joan, Maria Carbonero und Mateu Bauzà. Es fehlt der Vierte im Bunde: Rafa Forteza. / B.RAMON

Brigitte Rohm

Brigitte Rohm

Auch gestandene, renommierte Künstler gewinnen in der Galerie und Werkstatt 6A immer wieder neue Impulse für ihre Kunst – das stellt die kürzlich gestartete Ausstellung „IV“ eindrucksvoll unter Beweis.Vier Größen der mallorquinischen Kunstwelt, allesamt in den 50ern in Palma geboren, haben die Werkstatt dazu genutzt, um sich diverse Drucktechniken für ihre Arbeit zu erschließen.

Ein Heimspiel für Maria Carbonero, die 6A im Jahr 1982 mitbegründet hatte. „Die Techniken hat sie natürlich verinnerlicht, aber dennoch stellte sie sich als Künstlerin damit selbst wieder neuen Herausforderungen“, sagt die Leiterin Bel Font beim Rundgang durch die Schau.

Einfluss von deutschen Expressionisten

Carboneros Acrylgemälde von Turnerinnen, die Einflüsse von deutschen Expressionisten wie Ernst Ludwig Kirchner und Emil Nolde zeigen, bekommen noch stärker auf die Gesichtszüge reduzierte Lithografien an die Seite gestellt. „Wenn man die Künstlerin fragt, wer sie zu den Arbeiten inspirierte, antwortet sie immer: Ich bin keine Porträtmalerin. Ich porträtiere moralische Landschaften“, so Font.

Spannend ist auch die Zusammenführung von Mateu Bauzà und Rafa Forteza, denn die beiden sind als Menschen wie als Künstler wie Tag und Nacht: „Einmal stand Mateu Bauzà vor einem Werk von Rafa Forteza und sagte: Es ist doch kurios, dass wir so unterschiedlich arbeiten. Rafa nimmt den ganzen Lärm der Welt und bringt ihn auf ein Bild. Ich hingegen bereinige meine Gemälde von allem Lärm der Welt“, kolportiert die Galeristin. Einig seien sie sich hingegen in ihrer Begeisterung für die traditionellen Drucktechniken gewesen, mit denen sie experimentierten.

Farbenfrohes Universum und meditative Malerei

Rafa Forteza sei untrennbar mit seiner Kunst verbunden, sagt Font. Sein farbenfrohes Universum entspreche ganz seinem explosiven, übersprudelnden Wesen. Eine kreative Urgewalt, die sich spielend zwischen verschiedenen Techniken bewegt. „Er ist ein großartiger Graveur und konnte neben Carbonero mit am tiefsten in die künstlerische Erforschung der Methoden einsteigen“, sagt Font.

Werke von Mateu Bauzà in der Ausstellung bei 6a.

Werke von Mateu Bauzà in der Ausstellung bei 6a. / B.RAMON

Wenn Mateu Bauzà in seinem winzig kleinen Atelier male, gebe es nur ihn und die Leinwand. Die unendliche Weite in seinen Bildern entspringe seinem Inneren. Das Ergebnis seiner konstanten Introspektion: eine meditative, fast spirituelle Farbfeldmalerei von großer Tiefe und Intimität, die etwa an die Arbeiten von Mark Rothko erinnert. Als Gemälde springt den Besuchern seine Auseinandersetzung mit Schwarz und Blau in der Schau förmlich entgegen. Daneben wirkt die Umsetzung des gleichen Themas mit druckgrafischen Mitteln wie eine ferne, leicht verblasste Ahnung.

Betörende Gemälde vom Meeresgrund

Die wohl intensivste Erfahrung bei 6A hatte laut Font Rafel Joan, der zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder mit Lithografie arbeitete. Seine Gemälde, die auf betörende Weise den Meeresgrund, das sich wiegende Poseidongras, die intensiven, verschwimmenden Blautöne des Wassers und das einfallende Sonnenlicht festhalten, basieren auf Tauchgängen. Rafel Joan bringt seine Impressionen danach ganz frisch auf die Leinwand.

Rafel Joans poetischer Blick auf das Poseidongras von Mallorca.

Rafel Joans poetischer Blick auf das Poseidongras von Mallorca. / B.RAMON

Diese Werke bilden im unteren Ausstellungsraum einen besonders gelungenen Kontrast zu einem vibrierend orangen Bild von Bauzà, das die Augen flimmern lässt. Danach finden sie in Joans Arbeiten einen Ruhepol, werden durch das Abbild des Wassers geerdet. „In der Werkstatt musste er sich langsam in Schichten vorarbeiten, ohne das Meer zu sehen, und aus der Erinnerung arbeiten“, erklärt die Galeristin. Dabei hob Joan einen Schatz: Mit Lithografie und Xylografie fand der Künstler zu zarten Grüntönen, sanften Nuancen und filigranen Texturen.

Ausstellung „IV“, bis Ende September, 6A Galeria d’art i taller, C/. de la Puresa, 8 und 3A, Palma, Öffnungszeiten ab Juli: Mo.–Fr. 10–14 Uhr, nachmittags nur mit Termin.

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