Pferde, Blumen, Alltagsleben: Die drei Sommerausstellungen im CCA Andratx auf Mallorca

In dem Kunsttempel im Südwesten der Insel gibt es aktuell eine Gruppenschau sowie Werke von Clare Woods, Sarah Miska und Andy Woll zu sehen

Clare Woods (51) vor ihrem titelgebenden  Stillleben „Between Before and After“

Clare Woods (51) vor ihrem titelgebenden Stillleben „Between Before and After“ / Nele Bendgens

Brigitte Rohm

Brigitte Rohm

Auf den ersten Blick wirkt das Programm des CCA Andratx für die heißen Monate sommerlich leicht und frisch. Doch die Hauptausstellung in der Kunsthalle, „Between Before and After“ der britischen Künstlerin Clare Woods hat durchaus Substanz: Die zwischen 2016 und 2023 entstanden Werke behandeln Themen wie Vergänglichkeit, die Isolation während der Corona-Pandemie oder die Beklemmung, die der Krieg in der Ukraine auslöste. 2022 war die Schau bereits in den Serlachius Museen in Finnland zu sehen gewesen, auf Mallorca gab es leichte Anpassungen, auch einige ganz neue Arbeiten sind in die Schau integriert.

„Die großformatigen Gemälde sind das Rückgrat der Ausstellung“, sagt Clare Woods beim MZ-Rundgang. Ein drei Meter hohes und stolze acht Meter langes Stillleben weckt Assoziationen an Alice im Wunderland, wenn diese auf Blumengröße schrumpft. Seit dem 17. Jahrhundert führt uns dieses Kunstgenre – verwelkende Blüten oder prachtvolle Speisen, die jedoch schnell verderben – die eigene Sterblichkeit vor Augen: Memento mori. „In diesem großen Maßstab gewinnt das Stillleben an Macht und Präsenz“, sagt Woods. Durch den Lockdown und die damit verbundene Fokussierung auf die häusliche Sphäre habe diese Gattung bei ihr große Bedeutung erlangt.

Fotografie als Grundlage

Allen Arbeiten liegen Fotografien zugrunde, die Woods dekonstruiert, zeichnet und als Malerei neu zusammensetzt. Manche Fotos sammelt sie, andere nimmt sie selbst auf – etwa einen Nadelbaum in Österreich, der die einzige Landmarke im Schnee weit und breit bildete. Alles andere als idyllisch sind die Arbeiten, die Woods als „cloud paintings“ bezeichnet. Sie begannen mit dem Ukraine-Krieg: „Wir betrachten stets die Sonnenuntergänge und die Ruhe und das Meditative des Himmels. Aber plötzlich wurde der Himmel gefährlich, denn die Raketen kamen von dort – und mit ihnen die Unsicherheit“, erklärt Woods. Sie fotografierte Nachrichtensendungen über den Krieg in der Ukraine und verwandelte diese Motive in eindrückliche Malereien mit bedrohlich wabernden Farben.

Großformatige Werke von Clare Woods.

Großformatige Werke von Clare Woods. / Nele Bendgens

Sowohl bei dem Blumenstillleben als auch bei anderen opulenten Werken, deren Dimensionen zwei mal drei Meter messen, sind die Pinselstriche aus der Nähe betrachtet so pastos und plastisch, dass sie in den Raum hinauszuwachsen scheinen und den Betrachter zugleich in das Gemälde hineinziehen. Dabei merkt man sehr deutlich, dass Woods ursprünglich Bildhauerei studiert hatte: „Meine Bilder sind skulptural, wie Objekte“, sagt die Künstlerin. Neben ihrer Körperlichkeit zeichnet die Werke ein besonderer Bildträger aus: Woods malt auf festem Aluminium, auf dem sich die Farbe mit den Fingern verstreichen lässt und das ihr Gewicht trägt, wenn sie sich auf den am Boden liegenden Platten bewegt.

Farbenfrohe Rösser und detailreiche Zeichnungen

Ein visuell äußerst spannender Kontrast zu Clare Woods’ Werken bietet sich den Besuchern in der zweiten Ausstellung im hinteren Teil der Kunsthalle. Denn die Werke der zwei in Los Angeles beheimateten Künstler Sarah Miska und Andy Woll in der Schau „Sign of Equestrian“ sind klein – dabei aber effektvoll in Szene gesetzt – und laden dazu ein, ganz nah heranzukommen. Beide Künstler beschäftigen sich mit dem Motiv „Pferde“. Doch das Ergebnis ist jeweils ein völlig anderes.

Zeichnung von Sarah Miska.

Zeichnung von Sarah Miska. / Nele Bendgens

Miska ist von der Thematik der Pferderennen und der speziellen Beziehung zwischen Mensch und Tier bei diesem Sport fasziniert. Fast zeitlos wirken ihre detailreichen Schwarz-Weiß-Zeichnungen, die etwa die Körperpose eines Jockeys im Sattel in den Mittelpunkt rücken oder ein Rennpferd in Frontalansicht porträtieren, das hinter seiner Ausrüstung für den Kopf versteckt ist wie unter einer Maske.

Ein Werk von Andy Woll.

Ein Werk von Andy Woll. / Nele Bendgens

Im Gegensatz dazu interessiert sich Woll für die pure Natur: In kräftigen Farben und groben, aber gezielt gesetzten Pinselstrichen spürt er den muskulösen Körpern von bestimmten Pferderassen nach – es ist immer dasselbe Motiv, aber in grenzenloser Variation.

"Normale Menschen, aber unglaubliche Künstler"

Vielfalt herrscht indes in der Gruppenausstellung internationaler Künstler, die in der CCA Gallery zu sehen ist: Unter dem Titel „Eintönigkeit. Fragmente aus dem Alltag einer Handvoll ganz normaler Menschen, aber unglaublicher Künstler“ werden die Banalitäten des täglichen Lebens gefeiert – von den Taxis in Brooklyn und dem Planschen im Pool (siehe Bilder) über die Möbel im eigenen Heim bis hin zum Genuss eines üppigen Eiskaffees.

Detail aus  „Vanni’s Pool“ von David Risley.

Detail aus „Vanni’s Pool“ von David Risley. / Nele Bendgens

Sommerprogramm im CCA Andratx: Clare Woods, „Between Before and After“, Sarah Miska und Andy Woll, „Sign of Equestrian“, jeweils bis 1. Oktober, „Humdrum“, bis 30. September, Di.–Sa. 11–18 Uhr, Carrer S’Estanyera, 2, Andratx