Entrevista | Francisco Copado Leiter der Miró-Stiftung

Faszination Joan Miró: Warum sich Francisco Copado erneut um die Leitung der Miró-Stiftung auf Mallorca bewirbt

Der Mallorquiner bewirbt sich nach sieben herausfordernden Jahren um eine weitere Amtszeit

Gekommen, um zu bleiben: Francisco Copado würde gern weiterhin die Fundació Miró leiten.

Gekommen, um zu bleiben: Francisco Copado würde gern weiterhin die Fundació Miró leiten. / Manu Mielniezuk

Brigitte Rohm

Brigitte Rohm

Francisco Copado (Palma, 1974) strebt erneut den Posten als Leiter der Fundació Pilar i Joan Miró auf Mallorca an. Nach seiner Ernennung im Jahr 2016 hatte es wegen seiner mangelnden Erfahrung und unbedarfter Äußerungen viel Kritik an seiner Person gegeben. Doch seit dem unglücklichen Start leistete Copado einen soliden Job.

Die Frist der neuen Ausschreibung endet am 13. Juli – wann genau die unabhängige Jury die Entscheidung trifft, ist nicht bekannt. Beim Besuch im Stiftungs-Museum wirkt der Leiter, dessen tägliche Pflichten vorerst weitergehen, nicht nervös – mehr wie ein selbstbewusster und zugleich bodenständiger Hausherr.

Erkenntnisse über Joan Miró

Wenn man nach sieben Jahren im Amt als Leiter der Miró-Stiftung so motiviert ist, weiterzumachen, spricht das sicherlich für den Job. Was begeistert Sie am meisten an Ihrer Tätigkeit und an dieser Institution?

Ich habe wirklich noch so viel Lust wie am ersten Tag! Aber ich kenne die Institution inzwischen natürlich viel besser – das Personal, die Gebäude, die Verwaltung – und habe die Beziehungen zur Familie des Künstlers und zum Rathaus vertieft. Das macht alles viel einfacher. Vor allem aber faszinieren mich nach wie vor die Figuren Joan Miró und Pilar Juncosa. An dem Ort zu sein, wo sie sich niederließen und wo Miró die letzten Jahrzehnte seines Lebens arbeitete, lässt mich immer noch dazulernen.

Welche Erkenntnisse haben Sie denn persönlich über Joan Miró hinzugewonnen?

Während des Studiums der Kunstgeschichte behandelt man Joan Miró natürlich, aber man widmet ihm vielleicht nicht die Zeit, die er verdient. Ich bewunderte sein Werk, konnte das aber damals nicht vertiefen. Diese Stiftung leiten zu dürfen, hat es mir ermöglicht, Joan Miró viel besser kennenzulernen und auch ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, wie privilegiert wir sind, dass wir hier über das Taller Sert und über Son Boter verfügen. Fast ein Drittel von Mirós Werk ist hier entstanden. Der Besuch seiner Ateliers lässt uns sein Werk und seine Arbeitsweise besser verstehen.

Sie erwähnten die Beziehungen zum Rathaus. Nun ist dort nach den Wahlen ein Personalwechsel erfolgt. Welche Auswirkungen erwarten Sie für die Stiftung und für die Kultur?

Die Fundació Miró erhält einen jährlichen Beitrag, sie ist Teil der Institutionen, die mit dem Rathaus von Palma durch den Stadtrat für Kultur verbunden sind. Wir arbeiten zunächst weiter und warten ab. Große Veränderungen erwarte ich nicht. Ich wünsche mir, dass die Stiftung von der Stadt unterstützt wird und dass das Budget erhöht werden kann, um noch mehr Aktivitäten durchführen zu können. Grundsätzlich ist die Kulturlandschaft der Insel weit entwickelt und verfügt durch Institutionen, Vereine, Museen, Galerien, Kulturzentren und Theater seit Jahren über eine Kontinuität. Aber natürlich braucht die Kultur weiterhin Unterstützung von der öffentlichen Hand. Das Kulturbudget muss man als eine sinnvolle Investition begreifen und nicht als Ausgabe. Aber ich denke, dass es in dieser Hinsicht keine Auswirkungen geben wird, und ich hoffe, dass die neue Regierung die Dynamiken der Stadt versteht.

Wie lautet Ihr bisheriges Fazit, was waren Ihre größten Erfolge und Herausforderungen?

Eine der vielleicht wichtigsten Leistungen in diesen sieben Jahren war die Restaurierung der Gebäude, das architektonische Erbe der Stiftung. Sowohl im Taller Sert als auch im Bau von Rafael Moneo wurden Arbeiten durchgeführt. Und aktuell bereiten wir die Sanierung von Son Boter vor. Abgesehen davon sehe ich es als Erfolg, das Besuchererlebnis verbessert zu haben. Das betrifft die Website, wo man sich zuerst informiert, bevor man die Stiftung physisch aufsucht, und auch den künstlerischen Part: die Ausstellungen und ein umfangreiches pädagogisches Programm.

Wie haben Sie die Zeiten erlebt, in denen die Stiftung teilweise schließen musste, etwa wegen der 2021 begonnenen Restaurierungsarbeiten der Decke des Moneo-Baus? Hatten die Besucher dafür Verständnis oder gab es Beschwerden?

Wir hatten tatsächlich beides. Die Restaurierungsarbeiten waren notwendig, und wir mussten dazu die Ausstellungsräume schließen. Einige Teile des Gebäudes und die übrigen Bereiche der Stiftung blieben aber zugänglich. Nun kamen einige Besucher mit der Erwartung, Werke von Miró zu sehen, obwohl wir auf der Website und in den sozialen Netzwerken über die Situation informiert hatten. Aber die meisten Besucher haben die Gründe verstanden – und die Arbeiten waren ja in vollem Gange. Sie dauerten länger als geplant und zogen sich über den Sommer 2022 hin.

Können Sie nun, da die Räume wieder geöffnet sind, höhere Besucherzahlen verbuchen?

Ja, und darüber sind wir sehr glücklich. Im Zeitraum Januar bis Mai 2023 sind fast 7.000 Besucher mehr zu uns gekommen als in den gleichen Monaten im Vorjahr.

Inwiefern bereichern Ausstellungen wie die aktuelle Schau der kubanischen Künstlerin Glenda León den Besuch der Stiftung?

Eines unserer Ziele ist auf ausdrücklichen Wunsch von Miró die Förderung der künstlerischen Produktion. Ausstellungen wie die von Glenda León bewirken, dass eine Verbindung zwischen Miró und zeitgenössischen Künstlern entsteht, die sich auf Aspekte von Mirós Werk konzentrieren und sie mit einbeziehen.

Ausstellungen brauchen viel Vorlauf. Welches Vermächtnis werden Sie hinterlassen, ob Sie nun Leiter der Stiftung bleiben oder nicht?

Nach der Schau von Glenda León wollen wir eine Ausstellung eröffnen, die von Son Boter als Gebäude und dem Leben dort handelt, bevor Miró es als Atelier erwarb. Und kommendes Jahr haben wir eine Neugestaltung der Dauerausstellung geplant, die alle Ausstellungsbereiche betreffen wird.

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