Glitzer-Makeup, teure Getränke, schmerzende Füße. Momente purer Ekstase, wenn die Musik direkt in den eigenen Körper zu fließen scheint, alles bebt. Wer durch die Pandemie vergessen hat, wie sich ein richtig gutes Festival anfühlt, konnte vom 24. bis 26. Juni beim Mallorca Live wieder seine Reserven auffüllen. 

Chaotische Zustände am Freitag

Die ambitionierte Ausgabe des Events, die auf dem riesigen Gelände mit Food Trucks, Chill-Out-Zonen und fünf Bühnen aufwarten konnte, hatte am Freitag noch einige Startschwierigkeiten: Wartezeiten jenseits des Tragbaren, um die Bändchen abzuholen, chaotische Zustände bei den Shuttle-Bussen, beim Aufladen des Guthabens und an den Bars. Manch einer brauchte vier Stunden, um hin- und hineinzukommen.

Am folgenden Tag entschuldigten sich die Veranstalter zwar per Mitteilung und gelobten Besserung. Doch natürlich färbte das Ganze auf die Stimmung der Besucher des ersten Tages ab. Entschädigt wurden sie mit Highlights wie der energiegeladenen Show voller feministischer Statements von Rigoberta Bandini und dem bemerkenswerten Auftritt von C. Tangana, der mit mehr als 30 Musikern auf der Bühne stand: Dem spanischen Star gelang das Kunststück, die Ästhetik aus seinen Videoclips nahezu in Filmqualität live auf die Leinwände zu bringen. Musikalisch gab es sowohl ältere Rapsongs als auch Stücke aus dem Erfolgsalbum El Madrileño und viele Cover (etwa von Ketama) zu hören. 

Große Shows und rockende Schotten

Am Samstag verlief der Zugang zum Gelände reibungslos. Wer schon in der Hitze des Frühabends anreiste, freute sich, dass die Bühnen eins und drei (Zufall oder Absicht?) ihren Schatten genau auf das Publikum warfen. Ein Traum: Das Konzert der Temples, die mit ihrem Look (weinroter Samtblazer, langes Wuschelhaar) und Psychedelic Rock wirkten, als wären sie per Zeitmaschine direkt aus den 60er Jahren angereist.

Für viele Festival-Besucher der herbeigesehnte Höhepunkt: Der Auftritt von Pop-Diva Christina Aguilera, die mit einer verspätet gestarteten, spektakulären Show, viel Playback und Hits von „Dirrty“ über „Beautiful“ bis „Lady Marmalade“ angetreten war, um sich zur Königin des Abends zu erklären. Doch selbst einige Fans gaben später zu, dass die Krone eigentlich der Band Franz Ferdinand gebührte: Die Schotten rockten, feuerten 90 Minuten lang einen ihrer Erfolgssongs nach dem anderen ab und brachten die Menge schon kurz nach Beginn mit dem Knaller „The Dark of the Matinée“ zum Ausrasten. 

Das Festival endete am Sonntag mit zwei britischen Musikperlen: Metronomy, die ihre Fans mit neuem Album und alten Hits betörten, und den Rock-Granaten Muse, zu deren Show mit Feuer und audiovisuellen Effekten 24.000 Besucher herbeiströmten. Sang- und klanglos geht wahrlich anders – und nächsten Sommer darf es gerne genauso weitergehen.