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Wie retten wir die Welt in Zeiten der Krisen?

Ein Gastbeitrag des bekannten mallorquinischen Soziologen Antonio Tarabini über die vier großen Veränderungen der vergangenen Jahrzehnte und mögliche Perspektiven für die Zukunft

Österreich, Graz: Klimaaktivisten tragen ein Banner mit der Aufschrift "Klimakrise = Sozialkrise".

Österreich, Graz: Klimaaktivisten tragen ein Banner mit der Aufschrift "Klimakrise = Sozialkrise". / Katharina Dolesch/APA/dpa

Die Klimakrise genauso wie Konflikte in der Ukraine oder in Israel und Palästina bringen nicht nur unsere Lebensweise ins Wanken, sondern verstärken auch das Gefühl, die Welt nicht mehr unter Kontrolle zu haben. In den vergangenen Jahrzehnten haben mindestens vier große Veränderungen stattgefunden: 1) Die Digitalisierung, durch die sich die Welt von der analogen zur digitalen Welt verändert hat. 2) Die demografische Revolution, die Europa, die Wiege dieses Gesellschaftsvertrags, in einen gemeinsamen Raum alternder Menschen verwandelt hat. 3) Die Globalisierung, die den Nationalstaat verdrängt hat. 4) Die konservative Revolution, die die Tugenden des Individualismus in den Vordergrund stellt.

Ist angesichts dessen eine Versöhnung zwischen Marktwirtschaft, sozialem Fortschritt und pluralistischer Demokratie möglich? Ich berufe mich auf Antón Costas, der für die Notwendigkeit und Dringlichkeit eines politischen, wirtschaftlichen, sozialen und territorialen Vertrags plädiert: 1) Ein besseres makroökonomisches Management, um den immer wiederkehrenden manisch-depressiven Zyklus zu beenden, bei dem auf starkes Wachstum ein Schrumpfen und Zerstörung folgen. 2) Armut und Ungleichheit sind nicht nur auf die niedrigen Löhne zurückzuführen, sondern auch auf die über den Kosten liegenden Preise.

Die Zukunft ist nicht in Stein gemeißelt

3) Konzentration auf die vernachlässigten Triebkräfte von Wachstum, Produktivität und Beschäftigung. Die Politik ist einseitig auf die Deregulierung des Arbeitsmarktes ausgerichtet. 4) Umverteilen und keine Neuverschuldung fördern. In der Wirtschaftskrise von 2008 waren es die Schwächsten, die am meisten gelitten haben. Eine gerechtere Gesellschaft bringt eine effizientere und stabilere Wirtschaft. 5) „Demokratisierung“ der Demokratie, damit die Politik dem Gemeinwohl dient und Ungleichheit und Armut verringern kann. Die Zukunft ist nicht in Stein gemeißelt. Wir müssen handeln – oder die Fanatiker werden ihre Fahnen schwenken.

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