Als Massagesalons getarnte Bordelle: Teure Ecke von Palma de Mallorca verwandelt sich in Rotlichtviertel
Immer mehr „Massage“-Studios: Anwohner von Son Armadans sorgen sich um ihr Viertel
Bunte Leuchtreklamen in Rot mit der durchlaufenden Aufschrift „Massage, eine Stunde 30 Euro“. Mit Ausnahme der Eingangstüren sind die Fassaden fast ganz mit für sich sprechenden Abbildungen in Rot- und Rosatönen zutapeziert. Laut der Werbung bekommen Kunden in den Geschäften neben japanischen, chinesischen oder Thai-Massagen auch Mani- und Pediküre. Vor den Eingängen der insgesamt fünf Massage-Studios im Carrer de Monsenyor, der hinunter zum Meer führt, stehen asiatische Frauen mit Stiefeln bis übers Knie, kurzem Rock und Blazer.
Läuft man wie die MZ-Redakteurin am Donnerstagnachmittag (23.3.) durch Palmas Stadtviertel Son Armadans, könnte man meinen, das Nachtleben dort habe längst begonnen. Dabei ist es erst 16.30 Uhr. Eine Oma fährt ihre Enkelin im Kinderwagen spazieren, zwei Touristen mit sonnenverbranntem Nacken überqueren mit ihren Koffern die Ampel, der Verkehr brummt. Ein paar Meter weiter, im Carrer de Marquès de la Sénia, warten Schulkinder auf den Bus.
Seit 25 Jahren im Viertel
„Dort stehen die Frauen vor den Massage-Studios wenigstens nicht vor der Tür“, sagt Catalina Llompart. Die Vorsitzende der Anwohnervereinigung des Viertels befürchtet wie viele Bewohner, dass sich das eigentlich ruhige, familiäre und wohlhabende Viertel in ein Rotlicht-Viertel verwandelt. „Die kürzliche Eröffnung des dritten dieser Etablissements im Carrer Marqués de la Sénia, dort, wo bis vor Kurzem ein Schreibwarenladen war, hat das Fass zum Überlaufen gebracht“, sagt die Katalanin, die schon 25 Jahre hier lebt.
Son Armadans grenzt an das Ausgehviertel Santa Catalina an – und an den Paseo Marítimo, der aktuell umgebaut wird. Das Angebot an Vergnügungslokalen hat sich deswegen offensichtlich hierhin verlagert. Die Lokale sind 365 Tage im Jahr von morgens bis spät in die Nacht ohne Pause geöffnet. Dass darin auch Prostitution stattfindet, ist ein offenes Geheimnis. „Vor Weihnachten habe ich eine der Frauen in einem der Lokale in einem pompösen Prinzessinnenkleid sitzen sehen. Sie hatte zudem eine Krone auf. Sollte man als herkömmliche Masseurin nicht eigentlich bequeme Kleidung tragen? Vielleicht ein Fetisch eines Kunden“, mutmaßt Llompart.
Zu den Massage-Studios ist kürzlich auch noch das bekannte Edelbordell Globo Rojo hinzugekommen.
Prostitution ist auch in Spanien als solche nicht strafbar, solange sie freiwillig und legal stattfindet. Etwaige Anzeigen laufen deshalb zumeist ins Leere. Die Anwohnervereinigung stehe mit der Stadt zwar in Kontakt, nutzen täte das aber wenig, sagt Llompart. Der für das Viertel zuständige Ortspolizist sei häufig krankgeschrieben und zu den wichtigen Zeiten, abends bis nachts, ohnehin nicht im Einsatz. Die Anwohnervereinigung hat jetzt eine Unterschriftensammlung gestartet, um die Behörden zum Einschreiten zu bewegen. Bis Montag (27.3.) waren 500 Unterschriften zusammengekommen (Facebook: Avv Son Armadans).
Keine Stellungnahme der Stadtverwaltung
Das Rathaus lässt eine MZ-Anfrage unbeantwortet. Bei der Ortspolizei heißt es: „Wenn wir etwas von illegalen Verhaltensweisen mitbekommen, werden die Verantwortlichen angezeigt.“ Auch ein Sprecher der Nationalpolizei verweist auf regelmäßige Kontrollen in verdächtigen Einrichtungen. „Uns ist nicht bekannt, dass das Angebot an Massage-Studios stetig wächst. Dafür fehlen uns entsprechende Anzeigen.“
Bis dahin werden Passanten wie eine Frau namens Lorena, die auf Google Maps bei einem der Lokale eine Bewertung hinterlassen hat, wohl nicht alleine bleiben. „Ich muss wohl die einzige Vollidiotin des ganzen Universums sein, die dachte, dass man mir hier eine Pediküre macht (so wie es an der Fassade angekündigt wurde).“
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