Falsch abgebogen am Mallorca-Flughafen - Schmuggel-Vorwürfe gegen Deutsche
Die Frau argumentiert bislang ohne Erfolg, dass sie die Schweizer Uhr bereits vor dem Abflug deklariert hatte und der Weg zum Zoll nicht klar gewesen sei
Die Anweisung war eigentlich ganz einfach. Sie solle, wenn sie auf Mallorca ankomme, am Flughafen nicht die grüne, sondern die rote Tür nehmen, um die Einfuhr ihrer Armbanduhr ordnungsgemäß zu deklarieren, bekam die Deutsche vom Schweizer Zoll als Ratschlag mit auf den Weg. Das sei im Prinzip auf allen Flughäfen so üblich, um zwischen zollfreien und zu verzollenden Mitbringseln zu unterscheiden. „Ich sagte noch ‚rote Tür, grüne Tür‘ – ja klar, das bekomme ich hin“, so die Deutsche über jenen Flug am 11. Juli 2020, mitten in der Corona-Krise.
Doch die Sache erwies sich als komplizierter. Gegen die Deutsche mit einem Haus im Inselnorden wird wegen des Delikts des Schmuggels ermittelt, sie soll eine Zahlung von 83.000 Euro ans spanische Finanzamt leisten – und die 37.000 Euro teure Uhr ist bis heute eingezogen.
Rote Tür, grüne Tür
Das Modell von Patek Philippe, das damals nur in der Schweiz verfügbar gewesen sei, sollte eigentlich ein Geschenk ihres Mannes zum 50. Geburtstag sein, wie sie erzählt. „Weil er aufgrund von MS nicht mobil ist, war der Plan, die Uhr zusammen mit unserem Sohn in der Schweiz abzuholen.“ Auf dem Rückweg habe sie die Ausfuhr beim Schweizer Zoll deklariert und Kopien von Personalausweis, Rechnung und Flugticket vorgelegt.
Palmas Flughafen war an jenem Samstagabend beinahe wie ausgestorben. „Kurz vor dem Ausgang wurde ich gewahr, dass es in Palma gar nicht die rote und grüne Tür gab“, so die Deutsche und verweist darauf, dass sich die Orientierung inzwischen deutlich verbessert habe. Auch nach Beamten von Guardia Civil, Polizei oder Sicherheitsdienst habe sie vergeblich Ausschau gehalten. „Also beschloss ich, mich an die Flughafeninformation außerhalb des Sicherheitsbereiches zu wenden, um zu erfragen, wo ich die Einfuhr final deklarieren kann.“ Schließlich seien ja sämtliche Daten bereits übermittelt worden. Kurz vor dem Ausgang habe ihr dann ein Zivilbeamter den Weg verstellt und sie gefragt, ob sie etwas zu verzollen habe. „Ich entgegnete ‚Ja!‘ und zeigte die Uhr sofort. Ich dachte mir noch: ‚Super, dann hat sich die Frage erledigt.‘“
Plötzlich wird ihr Schmuggel vorgeworfen
Der Mann habe sich als Mitarbeiter der Guardia Civil vorgestellt und gemeint, dass beim Zoll niemand mehr da sei und sie bitte mitkommen solle. „Mir wurde erklärt, mir würde Schmuggel vorgeworfen!“, so die Deutsche. Sie antwortete – „zugegeben nicht in meinem besten Spanisch“ –, dass sie doch nicht so dämlich sei, sämtliche Informationen anzugeben, wenn sie dann anschließend böswillig schmuggeln wolle. Ihr hätte klar sein müssen, dass sich der Zoll am Flughafen Palma am Kofferband soundso befinde, habe sie zur Antwort bekommen.
Sie unterzeichnete ein Protokoll, versuchte vergeblich, am Folgetag beim Zollamt in Palma vorzusprechen und erhielt schließlich einen blauen Brief mit dem Vorwurf des Schmuggels. „Ich war empört und hilflos zugleich – fremdes Land, fremde Sprache und absolut kein Schuldbewusstsein.“ Sie verstehe die Welt nicht mehr, gerade auch, weil sie im Leben stets versucht habe, alles legal zu machen, vom Hauskauf über die Autoummeldung in Spanien bis hin zur Steuererklärung.
So denkt sie heute darüber
Auf Nachfrage der MZ bei der Pressestelle der Guardia Civil heißt es, dass der Fall nun bei den spanischen Finanzbehörde liege und dort geklärt werden müsse.
Zwischenzeitlich hat ein Anwalt der Deutschen Beschwerde eingelegt – bislang ohne Erfolg. Im Mai dieses Jahres erreichte sie eine Zahlungsaufforderung des Finanzamts. Sie versucht derzeit, eine Ratenzahlung zu beantragen.
Vielleicht habe sie ja zu korrekt gehandelt, meint die Deutsche. „Wäre ich, ohne die Ausfuhr der Uhr zu deklarieren, durch die Tür am Flughafen Palma hinausmarschiert, wäre nichts geschehen und ich hätte tatsächlich die Uhr geschmuggelt!“
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