Regierungsnaher Unternehmer entschuldigt Kuss-Attacke auf Mallorca damit, dass er betrunken war

Juan Antonio Serra Ferrer erklärt, er habe nicht aus Wollust gehandelt und darüber hinaus auch keinen Polizisten angegriffen und verletzt

Serra Ferrer (li.) und Wirtschaftsminister Antoni Costa.

Serra Ferrer (li.) und Wirtschaftsminister Antoni Costa. / DM

Redaktion DM

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Der wegen einer Kuss-Attacke auf Mallorca angeklagte, regierungsnahe Unternehmer Juan Antonio Serra Ferrer hat dem Gericht seine Verteidigungsschrift vorgelegt. Darin gibt der Freund des Vize-Ministerpräsidenten Antoni Costa zu, eine Frau gewaltsam geküsst und ihr Gesicht abgeleckt zu haben. Serra Ferrer erklärt, so betrunken gewesen zu sein, dass seine geistigen Fähigkeiten eingeschränkt waren. Den Vorwurf, bei der Festnahme einen Polizisten geschlagen und verletzt zu haben, weist der Ibizenker von sich.

Darum geht es in dem Fall

Der Fall hatte sich laut der Anklageschrift Ende Mai 2022 in einem Lokal am Paseo Mallorca in Palma ereignet. Serra Ferrer arbeitete zu dem Zeitpunkt als Professor an der Balearen-Universität und bei einem Unternehmen im Gesundheitssektor. Laut Anklage hielt Serra Ferrer die Frau "mit eindeutig wollüstiger Absicht" im Vorbeigehen fest und versuchte sie zu küssen. Die Frau wehrte sich, Serra Ferrer leckte daraufhin ihr Gesicht ab.

Serra Ferrer (re.) während seiner Amszeit bei Ibitec.

Serra Ferrer (re.) während seiner Amszeit bei Ibitec. / DM

Der Vorfall sorgte für großen Aufruhr, einer der Anwesenden rief die Nationalpolizei. Als ein Beamter den Mann festnehmen wollte, verpasste ihm dieser einen Faustschlag und verletzte ihn an der Schulter. Die Universität entließ Serra Ferrer nach Bekanntwerden des Zwischenfalls. Auch seinen Job beim Unternehmen war er wenige Monate später los.

In der Verteidigungsschrift weist der Unternehmer den Vorwurf der Wollust zurück. Stattdessen sei der hohe Alkoholkonsum Grund für den Zwischenfall gewesen. Dennoch erklärt er, keine Straftat begangen zu haben und fordert einen Freispruch. Gleichzeitig reichte er beim Gericht 2.000 Euro für einen etwaigen Schadensersatz ein. Letzteres dürfte von der Staatsanwaltschaft als mildernder Umstand gewertet werden.

Die Verbindung zur Politik

Dass der Fall hohe Wellen schlägt, liegt daran, dass Serra Ferrer im August 2023 zum Chef des öffentlichen Unternehmens Ibetec ernannt wurde. Dieses untersteht dem balearischen Wirtschaftsministerium, das wiederum von Serra Ferrers engem Freund Antoni Costa geleitet wird. Nachdem die MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca" Ende November über den Fall berichtete, wurde der Beschuldigte bei Ibetec entlassen.

Costa derweil musste kleinlaut zugeben, dass er über die Vorwürfe gegen seinen Freund informiert war, als er ihm den mit einem Jahresgehalt von 57.000 Euro versehenen Posten verschaffte. Der Politiker erklärte, Serra Ferrer habe ihm versichert, dass die Vorwürfe unberechtigt seien. Gleichzeitig versicherte Costa, dass Parteichefin Marga Prohens über die Anschuldigungen gegen den Unternehmer nicht im Bilde gewesen sei. Er verweigerte den Rücktritt und zeigte sich angriffslustig: "Ich akzeptiere keinerlei Lektionen darüber, wie man Gewalt gegen Frauen mit höchstem Nachdruck bekämpfen muss." Die Opposition warf ihm vor, eher dem Täter statt den Opfern geglaubt zu haben.

Das fordert die Staatsanwaltschaft

Laut Staatsanwaltschaft erlitt die Frau durch die Attacke Verletzungen an der Wirbelsäule und Panikattacken. Zudem habe sich eine psychische Störung, an der sie litt, in Folge der Attacke verschlimmert. Der angegriffene Polizist musste ärztlich behandelt werden und war zwei Wochen lang krankgeschrieben. Die Staatsanwaltschaft fordert drei Jahre Gefängnis sowie einen Schadensersatz in Höhe von 2.360 Euro für die Frau und 540 Euro für den Beamten.