Skandal um Kuss-Attacke auf Mallorca: Regierungssprecher Costa will nicht zurücktreten

Antoni Costa nimmt erstmals zu den Vorwürfen gegen einen engen Freund Stellung. Der Ibizenker versucht, den Fokus von Ministerpräsidentin Marga Prohens fernzuhalten

Juan Antonio Serra Ferrer (li.) mit Antoni Costa.

Juan Antonio Serra Ferrer (li.) mit Antoni Costa. / DM

Johannes Krayer

Johannes Krayer

Im Skandal um einen hochrangigen regierungsnahen Manager auf Mallorca hat der Vizepräsident der Balearen-Regierung, Regierungssprecher und Wirtschaftsminister Antoni Costa am Montag (27.11.) erklärt, er habe von den Vorwürfen der sexuellen Aggression gegen Juan Antonio Serra Ferrer gewusst. Der Direktor des öffentlichen Unternehmens Ibetec habe ihm aber versichert, dass die Anschuldigungen unberechtigt seien und die Medienberichte zu dem Fall des sexuellen Übergriffs auf eine Frau in einem Restaurant in Palma sowie den Angriff auf einen Polizisten unwahr.

Gleichzeitig versicherte Costa, dass Parteichefin Marga Prohens über die Vorwürfe gegen Serra Ferrer nicht im Bilde gewesen sei. Und: Costa werde aufgrund des Skandals nicht zurücktreten. Das sagte der PP-Spitzenpolitiker dann am Dienstag (28.11.) im Balearen-Parlament.

Darum geht es

Auslöser der Regierungskrise war ein Bericht des "Diario de Mallorca" vom Samstag (25.11.). Darin ging es um die Verfahrenseröffnung gegen den Universitätsdozenten Serra Ferrer. Dieser hatte laut der Anklageschrift Ende Mai 2022 in einem Lokal in Palma eine ihm unbekannte Frau sexuell belästigt.

Er soll sie beim Vorbeigehen festgehalten haben und versucht haben, sie zu küssen. Die Frau wehrte sich, Serra Ferrer leckte daraufhin ihr Gesicht ab. Zudem soll Serra Ferrer einen Nationalpolizisten, der ihn nach dem Vorfall festnehmen wollte, angegriffen und Verletzungen an der Schulter zugefügt haben.

Steht unter Druck: Vize-Ministerpräsident Antoni Costa.

Steht unter Druck: Vize-Ministerpräsident Antoni Costa. / B. Ramon

Costa äußerte sich erst am Montag

Nachdem Costa das gesamte Wochenende zu dem Fall geschwiegen hatte, äußerte sich der Ibizenker am Montag zu den Anschuldigungen gegen Serra Ferrer - ein mit Costa auch privat befreundeter etwa gleichaltriger Ibizenker, der mit dem Spitzenpolitiker bereits gemeinsam an der Balearen-Universität UIB studierte und lehrte. Er, Costa, habe zwar von dem Fall gewusst und auch, dass die UIB Serra Ferrer unmittelbar nach Bekanntwerden des Falles freistellte.

"Heute muss ich sagen, dass die UIB richtig reagiert hat und ich mich geirrt habe", sagte Costa. Er habe allerdings seinem Freund vertraut und ihm geglaubt. Dieser habe stets die Vorwürfe abgestritten und ihm gegenüber versichert, dass es nicht zum Prozess kommen werde. Serra Ferrer war Anfang August zum Direktor des öffentlichen Unternehmens Ibetec ernannt worden. Dieses verantwortet unter anderem die Telekommunikationsinsfrastruktur auf den Inseln.

Im Parlament in den Angriffsmodus gewechselt

Costa habe am Freitag von der Eröffnung des Gerichtsverfahrens gegen Serra Ferrer erfahren und "innerhalb von Stunden entschieden", ihn zu feuern. Die Entscheidung wurde allerdings erst am Samstag nach dem Erscheinen des Artikels im "Diario de Mallorca" bekanntgegeben. "Ich war der einzige, der über seine Situation im Bilde war", versicherte Costa mehrfach, wohl um den Fokus von Ministerpräsidentin Marga Prohens wegzunehmen. Er habe sich bei seiner Entscheidung für Serra Ferrer auf die Unschuldsvermutung gestützt, sagte Costa.

Im Parlament wechselte Costa am Dienstag dann in den Angriffsmodus und erklärte nach Angriffen der Opposition unter anderem: "Ich akzeptiere keinerlei Lektionen darüber, wie man Gewalt gegen Frauen mit höchstem Nachdruck bekämpfen muss", sagte Costa.

Die sozialistische Abgeordnete Silvia Cano hatte Costa zuvor scharf angegriffen. Er habe eher seinem Freund als dem Opfer geglaubt und erst reagiert, als der Fall öffentlich geworden sei. "So funktioniert die Vergewaltigungskultur", sagte Cano. Die balearische Ministerpräsidentin Marga Prohens wollte auf Nachfragen der Opposition, ob sie über den Fall informiert war, nicht antworten.

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