An der Playa de Palma getöteter Niederländer: Berufungsgericht spricht mutmaßlichen Täter des Totschlags frei

Die Richter sahen die vorgelegten Beweise als nicht ausreichend an, um die Schuld des in erster Instanz verurteilten, mutmaßlichen Haupttäters eindeutig festzustellen

Marcos Ollés

Marcos Ollés

Überraschende Wende im Fall des im Juli 2021 an der Playa de Palma auf Mallorca getöteten Niederländers Carlo H. : Ein Berufungsgericht in den Niederlanden hat den mutmaßlichen Haupttäter vom Vorwurf des Totschlags freigesprochen. Das Gericht sah die im Hauptverfahren vorgelegten Beweise als nicht ausreichend an, um zweifelsfrei die Schuld von Sinal B. festzustellen. Dieser war im ersten Prozess zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt worden. Die Staatsanwaltschaft war in Revision gegangen, um eine höhere Haftstrafe zu erreichen.

Um das Gefängnis kommt der mutmaßliche Täter allerdings nicht herum. Denn das Gericht verurteilte ihn und die Mitangeklagten wegen der Gewalttaten, die sie vor der Tötung von Carlo H. an der Playa verübt hatten, zu teilweise mehrjährigen Haftstrafen. Sinal B. wurde zu 32 Monaten Gefängnis verurteilt, zwei weitere Beschuldigte zu 14 beziehungsweise 15 Monaten. Vier weitere Angeklagte wurden zu geringeren Haftstrafen beziehungsweise Sozialstunden verurteilt. Zudem müssen sie zahlreiche Opfer, darunter auch die Familie von Carlo H. mit insgesamt 330.000 Euro entschädigen.

DNA-Spuren nicht ausreichend

Das Gericht erklärte in der Urteilsbegründung, zwar seien DNA-Spuren von Carlo H. an den Schuhen des mutmaßlichen Täters gefunden worden. Die seien in der Menge aber so gering, dass sich daraus nicht schlussfolgern lässt, dass die Tritte zum Tod geführt haben. Zudem sei nicht mal klar, ob es sich bei den gefundenen Spuren um Blut, Spucke oder Hautpartikel handele. Auch die Zeugenaussagen seien nicht ausreichend, um eine zweifelsfreie Schuld festzustellen.

Die Richter bedauerten zudem, dass trotz der tiefgehenden Ermittlungen der spanischen und niederländischen Polizei nicht zufriedenstellend erklärt werden konnte, was in jener Nacht an der Playa de Palma geschah. An die Familie des Todesopfers gerichtet erklärten die Richter, sie verstünden, dass es sehr enttäuschend sei, keinen Verantwortlichen für den Tod des jungen Mannes gefunden zu haben.

Zur falschen Zeit am falschen Ort

Nach Ansicht des Gerichts war Carlo H. in der Nacht vom 13. auf den 14. Juli 2021 einfach zur falschen Zeit am falschen Ort. Er habe sich nichts zuschulden kommen lassen. Carlo H. wurde schwe verletzt ins Landeskrankenhaus Son Espases gebracht und verstarb dort vier Tage später. /pss