Nach verwirrender Bewertung: Schüler auf Mallorca bekommen wieder Noten

Die neue konservative Balearen-Regierung will zum Schuljahr 2023/24 zur früheren Benotung zurückkehren

Schüler und Lehrer auf Mallorca müssen sich wieder umgewöhnen.

Schüler und Lehrer auf Mallorca müssen sich wieder umgewöhnen. / Bernardo Arzayus

Mar Ferragut

Die neue konservative Balearen-Regierung hat wie bereits angekündigt damit begonnen, das spanische Bildungsgesetz LOMLOE auf Mallorca und den anderen Inseln auszuhebeln - und fängt beim umstrittenen Bewertungssystem an: Ab dem Schuljahr 2023/24 Jahr werden in den Zeugnissen die Noten in Zahlen wieder eingeführt, von 0 bis 10. Dafür werden die ausführlichen Berichte mit Bewertungen in verschiedenen Farben und Dutzenden von Bewertungskriterien wieder verschwinden, hieß es am Ende einer Sitzung des Ministerrats am Freitag (21.7.).

Die Zeugnisse bestanden im Schuljahr 2022/23 aus einer Art Farbampel, die den Eltern den allgemeinen Fortschritt ihrer Kinder anzeigte, sowie aus mehreren Seiten, auf denen die Lehrkräfte anhand von Dutzenden Bewertungskriterien in jedem Fach die Fortschritte der Schüler festhielten.

Aufwendig und schwer zu verstehen

Das System war seit der Einführung zum Schuljahr 2022/23 umstritten und wurde von vielen Lehrern kritisiert. Diese beklagten den bürokratischen Aufwand, der mit dem Ausfüllen der zahlreichen Kriterien für jedes Fach verbunden war. Auch viele Familien waren unglücklich über die neue Benotung und und beklagten, dass die Berichte umständlich und schwer zu verstehen waren.

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Ein Ausschnitt aus einem der Bewertungsbögen des vergangenen Schuljahres. / MZ

Ab dem nächsten Jahr werden die Familien also nun mindestens drei Zeugnisse pro Schuljahr mit numerischen Noten erhalten. In der Jahresendbewertung werden die Noten in Zahlen durch eine qualitative Bezeichnung (ausgezeichnet, bemerkenswert, gut...) ergänzt.

LOMLOE muss prinzipiell weiter angewandt werden

Diese Ergänzung sei nötig, um dem LOMLOE gerecht zu werden, erklärte Bildungsminister Antoni Vera. Zwar habe Ministerpräsidentin Marga Prohens davon gesprochen, die Anwendung auf den Balearen "auszusetzen". Es handle sich dabei aber um zentralstaatliche Kompetenzen, weshalb die Regelung auf den Balearen angewandt werden müsse, so Vera.

Vera erklärte, dass das Ziel darin bestehe, "die Bewertung zu vereinfachen". Er habe sich bereits mit Gewerkschaftsvertretern getroffen, die die Änderung positiv aufgenommen hätten.

Farbampel nicht mehr verpflichtend

Die Farbampel wird für die Lehrer "fakultativ" sein, sagte der Minister. "Wenn ein Lehrer sie weiterhin verwenden möchte, kann er das tun", betonte er, "aber im GESTIB (digitale Plattform des Bildungsministeriums) wird es nicht mehr verpflichtend sein, den Prozentsatz für Dutzende von Kriterien einzutragen".

Das Bildungsgesetz LOMLOE war erst zum Beginn des Schuljahres 2022/23 in Kraft getreten - unter anderem mit dem Anliegen, dass die Schüler nicht mehr nur für ihre Prüfungsleistungen benotet werden, sondern dass Lehrerinnen und Lehrer in die Bewertung auch andere Aspekte aufnehmen sollen. So gab es keine herkömmlichen Noten mehr; die einzelnen Fächer wurden in verschiedene Kompetenzen aufgeteilt. Jedes Fach bestand aus einer Anzahl an Kompetenzen, die die Schülerinnen und Schüler im Laufe eines Schuljahres erwerben sollten. Ob das der Fall war, wurde wiederum anhand von zahlreichen Unterkriterien bewertet.

Die neuen Zeugnisse sorgten für Kopfschütteln bei Lehrern und Eltern. Vor allem, wer über eher wenige Spanisch- oder Katalanischkenntnisse verfügt, war häufig aufgeschmissen. „Dieser Bericht ist sogar für spanische Muttersprachler kaum zu verstehen“, kritisierte Miquel Àngel Guerrero von der Elternvertretung FAPA auf Mallorca gegenüber der MZ. Die Formulierungen seien für Normalsterbliche viel zu technisch gehalten.