Katalanisch oder Spanisch: Was an den Schulen auf Mallorca gesprochen wird und was sich jetzt ändern soll

PP und Vox wollen die Beschulung erneut ändern. Sie entscheiden, ob Schüler in Zukunft auf Spanisch oder Katalanisch Lesen und Schrieben lernen

Die neue Regierung von Mallorca will die Sprachwahl des Schulsystems ändern

Die neue Regierung von Mallorca will die Sprachwahl des Schulsystems ändern / Bernardo Arzayus

Mar Ferragut

Die freie Sprachwahl in der Schule ist einer der heikelsten Punkte in der Vereinbarung zwischen PP und Vox – über sie ist schon einmal eine konservative Regierung gestürzt.

Die Geschichte der Diskussion

Um zu verstehen, worum es dabei geht, muss man zunächst einige Jahre zurückgehen. In der Franco-Diktatur (1939–1975) war die einzige Unterrichtssprache Spanisch – bis heute gibt es viele ältere Menschen auf der Insel, die zwar die Inselsprache Katalanisch sprechen, sie aber nicht korrekt schreiben können, weil sie es in der Schule nicht gelernt haben.

Ein Bild des Diktators Francisco Franco aus den 60er Jahren

Ein Bild des Diktators Francisco Franco aus den 60er Jahren / PIM

Das änderte sich mit dem Übergang zur Demokratie. Es war die PP selbst, die 1989 das Gesetz zur „sprachlichen Normalisierung“ verabschiedete. Darin heißt es im sogenannten „Decret de Mínims“, dass mindestens in der Hälfte der Zeit Katalanisch als Unterrichtssprache benutzt werden muss. Zudem hält Artikel 18 fest, dass die Schüler das Recht haben, auf Spanisch oder Katalanisch beschult zu werden, sprich in dieser Sprache Lesen und Schreiben zu lernen. Im Vordergrund stand, die Inselsprache zu stärken. Seither ist Katalanisch (Mallorquinisch ist ein Dialekt des Katalanischen) in den meisten öffentlichen und halbstaatlichen Schulen die erste und zuweilen auch fast ausschließliche Unterrichtssprache.

Der Unterricht in Spanisch wird wiederbelebt

Ein erster Versuch, die spanischsprachige Beschulung wieder zu stärken, erfolgte 2004, wieder unter der PP. Die Eltern mussten fortan bei der Einschulung schriftlich erklären, welche Sprache sie für ihre Kinder wünschten. Große Auswirkungen hatte das nicht, zumal Lehrer und Schulleiter manchen Eltern ihr Vorhaben wieder ausgeredet haben mögen.

José Ramón Bauzá war von 2011 bis 2015 Präsident der Autonomen Gemeinschaft der Balearen

José Ramón Bauzá war von 2011 bis 2015 Präsident der Autonomen Gemeinschaft der Balearen / BERNAL REVERT

Einen Schritt weiter ging 2012 die konservative Regierung von José Ramón Bauzá: Nun mussten die Eltern bereits zuvor, in dem Moment, in dem sie einen Platz im Schulsystem beantragten, ein Kästchen mit ihrem Sprachwunsch ankreuzen. In den Jahren, in denen dieses System angewandt wurde, wählten dennoch zwischen 70 und 80 Prozent der Eltern Katalanisch als erste Unterrichtssprache. Als die Regierung zusätzlich versuchte, auch noch ein Drei-Sprachen-Modell mit Katalanisch, Spanisch und Englisch durchzudrücken, kam es zu Streiks und Massendemonstrationen. Bauzá verlor 2015 auch deswegen die Wahlen.

Die linke Regierung vereinfacht die Sprachwahl

Mit dem Amtsantritt der Linksregierung auf den Inseln ging es wieder einen Schritt zurück: Die Eltern müssen seither im Vorfeld ein Kästchen ankreuzen, mit dem sie das „Sprachprojekt“ der jeweiligen Schule akzeptieren – in den meisten Fällen ist das die Unterrichtssprache Katalanisch. Nicht immer gibt es andere Schulen zur Auswahl. Bei der Einschulung selbst kann dann noch einmal Katalanisch und Spanisch gewählt werden, womit die gesetzlichen Vorgaben erfüllt sind, aber das hat dann nur noch wenig Auswirkungen.

Die Pläne der jetzigen Regierung

PP und Vox haben nun vereinbart, sowohl die freie Wahl bei der ersten Unterrichtssprache als auch die freie Wahl bei den Schulen zu garantieren. Darüber hinaus verpflichteten sie sich, bis zum Ende der Legislaturperiode in „sämtlichen Bildungsetappen“ die freie Wahl einer beiden Amtssprachen als Unterrichtssprache zu gewährleisten. Wie genau das erreicht werden soll, steht noch nicht fest.

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