Bei diesem Mann können Sie auf Mallorca Ihre kaputte Fotokamera reparieren lassen

Die Geräte können oft binnen weniger Tage wieder funktionstüchtig gemacht werden

Früher hat José Pazos selbst Fotos geschossen. Heute repariert er die Kameras lieber.  | FOTO: NELE BENDGENS

Früher hat José Pazos selbst Fotos geschossen. Heute repariert er die Kameras lieber. | FOTO: NELE BENDGENS / Ralf Petzold

Ralf Petzold

Ralf Petzold

Heutzutage gibt es kaum noch Handys ohne Kamera. Und ein Smartphone hat sowieso jeder. Doch es existieren auch noch Menschen, die die Fotografie mit einer ordentlichen Kamera schätzen. „Sie ist zudem ein Statussymbol“, sagt José Pazos. „Viele Leute warten nur darauf, dass sie kaputtgeht, um sich ein neues Gerät kaufen zu können.“ Der Uruguayer wirkt mit seiner Arbeit gewissermaßen gegen diesen Kaufzwang. Seine Werkstatt „Digital Repair“ ist das einzige Fachgeschäft Mallorcas, das sich auf die Reparatur von Kameras spezialisiert hat. Selbst Kunden vom Festland nehmen seine Dienste in Anspruch.

Seit 54 Jahren gibt es den Laden in Palmas Viertel Pere Garau, der etwas versteckt im ersten Stock eines Wohnhauses liegt. „Anfangs waren es Mallorquiner, die die Werkstatt aufgebaut haben“, sagt Pazos, der vor 30 Jahren auf die Insel zog und im Geschäft Arbeit fand. „Damals waren wir noch acht Mechaniker.“ Heute repariert er alleine, manchmal hilft seine Frau etwas aus. Die Umstellung von analog zu digital haben die mallorquinischen Firmenbosse nicht mitgemacht. „Sie kamen mit der Technik nicht mehr zurecht. Ich war damals der einzige Mechaniker hier, der etwas mit den digitalen Geräten anfangen konnte“, sagt der Lateinamerikaner, der vor 15 Jahren das Geschäft übernahm.

Das Auseinandernehmen ist das Problem

Reparatur-Angebote für Smartphones gibt es heutzutage in Palma zwar an jeder zweiten Ecke, wenn die Kamera kaputt ist, sieht es jedoch knifflig aus. „Bei einem Handy braucht man nur den Deckel abzumontieren und man hat das ganze Innenleben vor sich. Bei einer Kamera brauche ich schon mal einen ganzen Tag, nur um sie auseinanderzunehmen“, sagt Pazos. Diese Kleinarbeit lohne sich für die Läden nicht, die meist eine Reparatur für wenig Geld in einer halben Stunde versprechen. „Man muss wissen, was man bei einer Kamera anfassen darf. Sonst passiert es schnell, dass ein Teil kaputtgeht.“

Die häufigsten Defekte bei Kameras

Die meisten Schäden entstehen, wenn ein Apparat herunterfällt. „Oft ist der Bildschirm oder das Blitzlicht kaputt. Auch die Hauptplatine muss oft gewechselt werden“, sagt Pazos. Bei vielen Kunden sei auch Sand in die Kamera geraten. Wenn das Gerät ins Wasser fällt, ist es anders als ein Handy meist hinüber. „Das Meer ist der Tod der Kameras. Wenn sie untergetaucht ist, lässt sie sich in der Regel nicht mehr retten. Die Elektronik ist hinüber, das Salz greift auch die mechanischen Teile an. Dann müsste ich alles tauschen, was keinen Sinn ergibt.“ Da bringe es auch nichts, die Kamera in Reis oder Salz zu legen, um die Feuchtigkeit aufzusaugen.

Eine der größten Schwierigkeiten seines Handwerks bestehe darin, erst einmal das Problem zu erkennen. „Das ist ein Handicap, dass ich den Kunden nicht direkt einen Kostenvoranschlag geben kann“, sagt Pazos. Daher bietet der Uruguayer an, die Kamera kostenlos auseinanderzunehmen und auf Fehlersuche zu gehen. „Ich denke, das ist einer der Gründe, warum die Leute mich schätzen. Ich kann mich über Arbeitsmangel nicht beklagen.“

Diese Hersteller bieten schlechten Kundenservice

Aufträge hat er auch den Herstellern zu verdanken. „Die Firmen Canon und Nikon haben einen fürchterlichen Kundenservice und bieten kaum Garantieleistungen an. Die Unternehmen scheren sich kaum um die Reparatur. Sie wollen, dass die Leute die neuen Modelle kaufen.“

Für ihn ist das ein Segen. Denn gerade die Ersatzteile dieser Marken sind besonders günstig und leicht zu beschaffen. „Anders sieht es bei Sony aus. Die vertreiben prinzipiell keine Ersatzteile. Geht da die Hauptplatine kaputt, ist man geliefert.“

Was die Reparatur kostet

Digital Repair bezieht die Ersatzteile hauptsächlich aus den USA. „Die Zeit, die die Reparatur dauert, hängt fast immer von der Lieferdauer ab. Wenn es gut läuft, habe ich die Ersatzteile in einer Woche auf dem Tisch. Manchmal macht der Zoll aber Probleme, und dann zieht es sich einen bis anderthalb Monate hin.“ Sind die neuen Teile da, ist die Kamera binnen zwei bis drei Tagen fertig.

Die Preisspanne ist je nach Modell unterschiedlich, lässt sich aber grob mit 30 Euro für den Wechsel der Klappe des Batteriefachs bis 500 Euro für größere Arbeiten beziffern. „Elektronische Teile wie die Platine sind zudem computergefertigt und günstiger als mechanische Teile wie die Verschlussklappe.“

Dann stellt sich natürlich immer die Frage, ob die Reparatur sich lohnt. „Auf meine Arbeiten biete ich drei Jahre Garantie an. In der Regel ist es günstiger, der alten Kamera eine zweite Chance zu geben – wenn man nicht scharf auf eine neue ist“, sagt Pazos, der in seiner Werkstatt einen Friedhof alter Geräte hat.

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