Warum Brillen auf Mallorca günstiger sind als in Deutschland

So mancher Urlauber beschließt auf Mallorca seine Brille zu kaufen und damit Geld zu sparen. Doch der Plan hat auch einen Haken

Eine Kundin bei der Auswahl einer Brille beim Optiker.   | FOTO: J. J. GUILLÉN

Eine Kundin bei der Auswahl einer Brille beim Optiker. | FOTO: J. J. GUILLÉN / Marlene Weyerer

Marlene Weyerer

Marlene Weyerer

Es ist eigentlich nicht viel. Ein Gestell mit zwei mehr oder weniger modischen Einfassungen. Und zwei Gläser, meist aus Kunststoff. Doch für Brillenträger ist dieser kleine empfindliche Gegenstand so viel mehr. Wenn die Augen das Fenster zur Seele sind, sind Brillen für ihren Träger das Fenster zur Welt. Sie ermöglichen es, Bücher, Beipackzettel und nicht zuletzt diese Zeitung zu lesen. Sie machen aus dem farbigen, verschwommenen Etwas eine schöne Landschaft.

Dieser Luxus kommt Brillenträger meist teuer zu stehen. Denn auch was die Kosten angeht, sind Sehhilfen viel mehr, als das kleine Gestell vermuten lässt. Selbst eine normale Brille kostet schnell einmal 400 Euro, bei Gleitsichtbrillen geht es häufig in den vierstelligen Bereich. Und zumindest die Gläser müssen alle paar Jahre – spätestens wenn sich die Sicht verschlechtert hat oder der Kunststoff zerkratzt ist – wieder ausgetauscht werden.

Niedrigeres Preisniveau

Kein Wunder, dass sich da so mancher Brillenträger Wege überlegt, um weniger auszugeben. Sich die Brille auf Mallorca zu kaufen, zum Beispiel. Und zwar selbst dann, wenn für diese Brille Qualitätsgläser des deutschen Herstellers Zeiss importiert wurden.

Die MZ hat für diesen Artikel mit sechs Optikern auf Mallorca gesprochen, namentlich genannt werden wollte keiner von ihnen – es ist ihnen offenbar zu heikel, mit Details der Preisgestaltung zitiert zu werden. In der Einschätzung aber stimmen fünf von sechs überein: Brillen sind auf Mallorca im Schnitt günstiger als in Deutschland. „Das Preisniveau in Spanien ist ja auch generell niedriger als in Deutschland“, gibt eine Optikerin zu bedenken, „wie auch die Gehälter nicht die gleichen sind.“ Zudem drücken große Ketten wie Multiópticas und General Óptica ähnlich wie Fielmann in Deutschland den Preis. „Auch wenn wir ein kleines Unternehmen sind, versuchen wir natürlich, wettbewerbsfähig zu bleiben“, sagt ein Optiker.

Ein anderer wiederum erzählt, er habe einige deutsche Klienten. Zum einen solche, die auf der Insel leben, zum anderen welche, die im Urlaub sind. „Sie sind entspannt und haben Zeit, da kommen sie gerne vorbei und probieren verschiedene Brillengestelle aus“, berichtet er. Einige davon hätten ihm bestätigt, dass es auf der Insel günstiger sei als in Deutschland. Nur einer der befragten Optiker verneint nennenswerte Preisunterschiede, Brillen kosteten seiner Ansicht nach innerhalb von Europa überall etwa gleich viel. „Ich hatte auch schon deutsche Kunden, die sich gewundert haben, dass es hier so teuer ist“, sagt er. Eine Kundin bestätigt, dass er durchaus mit Deutschland vergleichbare Preise aufruft.

Optiker legt Endpreis fest

Anruf bei Zeiss in Deutschland, wo ja viele der Gläser herkommen. Pressesprecher Joachim Kuss bestätigt, dass die deutschen Fabrikate im Ausland oft günstiger sind als im Inland. Es komme tatsächlich häufiger vor, dass jemand sich in einem Urlaubsland mit einem niedrigeren Preisniveau Brillen mit Zeiss-Gläsern machen lasse. Er werde häufiger gefragt, wie es zu den Unterschieden komme. An der Preisgestaltung von Zeiss läge es nicht. „Wenn überhaupt gibt es da von Land zu Land nur minimale Unterschiede“, sagt Kuss. Zeiss gebe zwar, wie andere Hersteller auch, eine unverbindliche Preisempfehlung, „aber wir schreiben natürlich nicht vor, wie viel unsere Gläser die Kunden am Ende kosten“, so der Pressesprecher.

Der Endpreis hängt also – ebenso wie in Deutschland – von den Optikern ab. Und die berechnen in Spanien offenbar weniger für ihre Leistungen. Bei der Endabrechnung einer Brille werde in die Kosten für das Glas auch die Arbeit der Optiker mit eingerechnet, erklärt Kuss. Die müssen schließlich die Sicht kontrollieren und die genauen Dioptrien samt Hornhautverkrümmung und anderen Sehdefekten feststellen. Optiker beraten außerdem bei der Wahl des neuen Gestells. Dann müssen die Gläser geschliffen und in das Gestell eingefügt werden. All das ist Arbeitszeit des Optikers und fließe daher in die Preisgestaltung ein. „Korrekterweise sollte es deswegen auf der Rechnung heißen Glas- und Servicepreis“, sagt Kuss.

Andere Länder, andere Brillen

Wer sich als Urlauber auf Mallorca eine Brille machen lässt, sollte sich auch hier gut umschauen – zumal bedacht sein will, dass der Optiker in der Heimat sich bedanken wird, wenn er Probleme mit der auf der Insel erworbenen Brille lösen soll. Auch auf Mallorca variieren Preis und Qualität. Wer Wert auf Gläser deutscher Hersteller legt, zahlt etwas mehr und wird nicht bei jedem Optiker fündig. Dafür können sich Brillenträger auf eine ganz andere Auswahl an Gestellen freuen. „Je nach Land verkaufen internationale Marken unterschiedliche Modelle“, sagt ein Optiker. Man könnte also für hoffentlich wenig Geld nicht nur besser sehen nach dem Mallorca-Urlaub, sondern vielleicht sogar auch besser aussehen. Denn nicht nur die Gehälter sind auf Mallorca anders, sondern auch der modische Geschmack.

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