Wortschatz

Spanisch lernen: Was Handwerker und Stierkämpfer mit dem Zeitverständnis zu tun haben

„Dar largas“ bedeutet „jemanden hinhalten“. Mit diesen Beispielen lernen Sie, wie Sie diese Redewendung anwenden können

Ein Torero beim Stierkampf.

Ein Torero beim Stierkampf. / Marcial Guillén

Tom Gebhardt

Tom Gebhardt

Mit Sicherheit ist es ein typisch spanischer Ausdruck. Und vielleicht beschreibt er auch eine Situation, die in Spanien häufiger vorkommt, als viele Wahlresidenten das aus ihrer Heimat gewohnt sind: Die Wendung dar largas bedeutet so etwas wie „jemanden hinhalten“, „jemanden auf Abstand halten“ oder „jemanden immer wieder mit neuen fadenscheinigen Vorwänden auf später vertrösten“. Was auch vielen Spaniern nicht so bewusst ist: Ursprünglich handelt es sich dabei um einen Fachausdruck aus dem Stierkampf: dar largas ist eine Figur, bei der der Torero den Stier (el toro) lange Bahnen in der Arena ziehen lässt, ihn also mit einer Finte ins Leere laufen lässt.

Ein Torero in Zaragoza lässt einen Stier ins Leere laufen.  | FOTO: VÍCTOR LAX/EFE

Ein Torero in Zaragoza lässt einen Stier ins Leere laufen. | FOTO: VÍCTOR LAX/EFE / Tom GEbhardt

So wird der Ausdruck benutzt

Beispiele für diese Metapher finden wir im Alltag viele. Im Umgang mit Handwerkern: Le he pedido al fontanero que venga a arreglar lo de la ducha pero cada vez que lo llamo me da largas. (Ich habe den Klempner gebeten, dass er kommt, um das mit der Dusche in Ordnung zu bringen, aber immer, wenn ich ihn anrufe, kommt er mir mit Ausreden.) Oder bei privaten Verabredungen: Carol dice que quiere quiere ir conmigo al cine pero siempre que intento quedar con ella me da largas. (Carol sagt, sie will mit mir ins Kino gehen, aber immer wenn ich versuche, mich mit ihr zu verabreden, vertröstet sie mich auf später.) Im Berufsleben: La empresa nos había prometido una subida de sueldo para este año pero ya estamos en agosto y el director no quiere dar la cara y sigue dando largas. (Die Firma hatte uns für dieses Jahr eine Gehaltserhöhung versprochen, aber jetzt haben wir schon August, und der Chef drückt sich und hält uns hin.)

Das sagt ein Mallorquiner

Der klassische Satz, den ein Mallorquiner benutzt, um einen auf später zu vertrösten, ist hingegen: Ya te digo cosas. (Ich sag dir dann Bescheid. / Ich melde mich bei dir.) Wir können den Satz auch andersherum benutzen, um jemanden darum zu bitten, endlich mal konkreter zu werden. Zum Beispiel in einer WhatsApp: Oye, si no recuerdo mal, hemos quedado para vernos esta semana. Pero no hemos concretizado nada. ¡Dime cosas! (Hör mal, wenn ich mich recht erinnere, hatten wir verabredet, dass wir uns diese Woche treffen wollten. Aber wir haben nichts Konkretes ausgemacht. Melde dich!)

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