Der campende Golfer auf Mallorca, der gegen die Vorurteile des "elitären" Sports ankämpft

Auf dem Golfplatz Alcanada steht die Road to Mallorca an, das Finale der Challenge Tour. Der deutsche Profi Max Rottluff nutzt die Gelegenheit, um für den Golfsport zu werben

Bis zu zehn Stunden ist Max Rottluff mit seinem Camper zu den Turnieren unterwegs.

Bis zu zehn Stunden ist Max Rottluff mit seinem Camper zu den Turnieren unterwegs. / Privat

Ralf Petzold

Ralf Petzold

Die Liste an Vorurteilen ist lang: Golf sei ein Sport für reiche alte Männer. Die Bezeichnung „Sport“ sei übertrieben. Geschäftsmänner nutzten die Gelegenheit, um Kontakte zu knüpfen und mit einem Buggy jeden unnötigen Schritt zu vermeiden. Das Gepäck trage der Caddy. „Ich wehre mich gegen das spießige Golfer-Image. Ich golfe anders“, sagt Max Rottluff. Der 30-jährige Profi aus Düsseldorf spielt bei der Road to Mallorca mit. Das Finale der Challenge Tour wird von Donnerstag (2.11.) bis Sonntag auf dem Golfplatz Alcanada bei Alcúdia ausgetragen. Der Deutsche ist laut eigener Aussage der einzige Golfer der Welt, der bei der Tour im Campingmobil unterwegs ist.

Vater war Eishockeyprofi

Eher zufällig stolperte der Düsseldorfer in den Golfsport. Als Kind versuchte er sich in mehreren Sportarten, wie man es eben so macht. Mal auf der Straße ein wenig Fußball. „Relativ viel Hockey auch. Mein Vater war 16 Jahre lang Eishockey-Profi in der Bundesliga“, sagt Rottluff. „Er brach sich in seiner Karriere so viele Knochen, dass er froh war, als ich ihm nicht nachgeeifert habe.“ Der Sechsjährige hatte damals zwei fast doppelt so alte Freunde und dackelte ihnen nahezu überall hinterher. „Als bei uns in der Gegend ein neuer Golfplatz aufmachte, bin ich mit meinen Kumpels hingegangen. Mir hat es Spaß gemacht. Wir waren an der frischen Luft und hingen zusammen ab.“

Nach und nach merkte er, dass er ein Händchen für Golf hatte. „Es lässt sich schwer sagen, wann mir klar wurde, dass ich Profi werden kann. Ich habe mir immer kleine Ziele gesetzt und bin sie Schritt für Schritt gegangen“, sagt er. Erst die Landesauswahl, dann die Juniorennationalmannschaft und schließlich das Nationalteam der Herren.

Den definitiven Ausschlag Richtung Profikarriere dürfte das Sportstipendium in den USA gegeben haben. „In Amerika ist ein solches Stipendium alltäglich, in Europa gibt es das in der Form fast gar nicht“, sagt Rottluff. Ein Trainer einer US-amerikanischen Universität wurde auf den deutschen Teenager aufmerksam. „Die Coaches rekrutieren oft Talente in Europa. Sie schauen auf die Ergebnisse bei den Turnieren und die Ranglisten. Im Sommer sind sie meist beim British Bowl und den European Team Championships vor Ort.“

Über die Wüste zum Profi

So zog es den Deutschen in den Wüstenstaat Arizona, wo er vier Jahre lang Unternehmensmarketing studierte und gemeinsam mit dem Basken Jon Rahm, dem derzeitigen Dritten der Weltrangliste, spielte. Eine Woche nach dem Uniabschluss war der Düsseldorfer dann Golfprofi. In den ersten beiden Jahren golfte Rottluff auf einer drittklassigen kanadischen Tour, wo er sich für die Korn Ferry Tour qualifizierte. „Das ist sozusagen die zweite Liga der PGA-Tour, die wiederum der absolute Traum aller Golfer ist“, sagt der Deutsche, der mit seiner Familie weiterhin in den USA lebt.

In der jüngeren Vergangenheit sei der Golfsport einem starken Wandel unterworfen. So änderten sich beispielsweise die Zugangskriterien für die beste Tour der Welt. Statt nur 25 Golfern qualifizieren sich nun die besten 30 Spieler des Jahres. Zudem gibt es für die besten Teilnehmer der DP World Tour (früher European Tour) Startplätze in den USA. Von diesem Weg träumt der Düsseldorfer, der im Winter 2021/22 zur europäischen Challenge Tour wechselte. „Meine Frau ist Ärztin. Meine Tochter wurde während der Coronapandemie geboren. Die ersten Wochen des Elternseins mussten wir im Lockdown alleine bewältigen. Man kann sich vorstellen, wie schwer das war.“

So läuft die Road to Mallorca

Die Challenge Tour ist der Unterbau der DP World Tour. Über 29 Turniere in 18 Ländern erspielen sich die Golfer einen Startplatz für die zweitwichtigste Tour der Welt. Das viertägige Road to Mallorca ist die letzte Chance, Punkte für die Rangliste zu sammeln, die über die Qualifizierung zur World Tour entscheidet. 45 Spieler treten auf der Insel an. Die 20 punktbesten Golfer sichern sich ihr Ticket für die nächste Saison, die bereits in drei Wochen beginnt. „Es müsste schon ziemlich viel schieflaufen, wenn ich dann nicht dabei bin“, sagt Rottluff. Derzeit steht er auf dem 13. Platz. Die Rangliste führt der Spanier Manuel Elvira an, der große Favorit in Alcanada. Zuschauen ist kostenlos möglich. Dafür ist jedoch eine Registrierung nötig.

Kurz davor, mit dem Golf aufzuhören

Für den 30-Jährigen wäre die Qualifikation für die World Tour der nächste Schritt auf der Karriereleiter. Dabei hatte er zuletzt überlegt, mit dem Golfsport aufzuhören. „Die vergangene Saison lief bescheiden, ich war viel unterwegs und weg von der Familie. Wenn man am Ende des Jahres dann sieht, wie wenig Geld auf dem Konto übrig bleibt, fragt man sich: Warum tue ich mir das an?“, sagt Rottluff. Gespräche mit Mentoren und Trainern hielten ihn davon ab, das Handtuch zu werfen. „Gott sei Dank“, sagt er heute. Er fand neue Motivation und perfektionierte sein Training. Der Erfolg, der zuvor ausblieb, kam endlich.

Auf der Insel ist er ausnahmsweise mal ohne Wohnmobil unterwegs, schließlich ist Mallorca nicht gerade als Camper-Paradies bekannt. „Ich fahre bis zu zehn Stunden am Stück, bei weiteren Strecken nehme ich das Flugzeug.“ Die Konkurrenten beäugen ihn meist etwas argwöhnisch. „Sie halten es für eine schlechte Spielvorbereitung und hätten Angst vor so einem Leben“, sagt Rottluff. Es gebe halt immer noch eine altbackene Generation, die Zündstoff für die Vorurteile liefert. „Ich will beim Golfen einfach nur Spaß haben. Im Endeffekt ist es ein simples Spiel: Man schlägt mit einem Stock gegen einen Ball.

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