Die Diskussion um Leerflüge in Europa hat auch Mallorca erreicht. Lufthansa-Chef Carsten Spohr hatte in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (FAS) beklagt, dass Airlines aufgrund von EU-Regularien eine bestimmte Anzahl an Flügen - mit oder ohne Passagieren - durchführen müssen, um die Start- und Landerechter ("Slots") im Flugplan nicht zu verlieren. Er bezifferte die Zahl auf rund 18.000 sogenannter Leerflüge für die kommenden Monate. Grund seien die niedrigen Buchungszahlen durch Corona.

Es gibt unnötige Flüge

Gegenüber der MZ äußerte sich ein Sprecher des Mallorca-Fliegers "Eurowings", der zu Lufthansa gehört. "Es gibt keine Leerflüge. Was es aber gibt, sind unnötige Flüge."  Normalerweise würde man solche Flüge nicht durchführen, weil sie wirtschaftlich und auch ökologisch keinen Sinn ergeben, so der Sprecher. "Trotz geringer Nachfrage müssen die Lufthansa Group Airlines aber diese unnötigen Flüge durchführen, um Start- und Landerechte an bestimmen Flughäfen der EU zu sichern."

Grundsätzlich müssten Fluglinien einen 15-Minuten-Slot für Starts oder Landungen zu 80 Prozent nutzen, damit sie ihn nicht verlieren. Mittlerweile wurde der zu erfüllende Anteil auf 50 Prozent reduziert. Immer noch zu viel, angesichts der geringen Passagierzahlen in Zeiten von Omikron. Dennoch glaube man bei Eurowings an den Zielort Mallorca: "Unsere Flüge nach Mallorca sind ganzjährig meistens sehr gut gebucht, und aufgrund der großen Nachfrage werden wir Mallorca 2022 von insgesamt 22 Flughäfen bis zu 380 Mal pro Woche anfliegen. Aktuell fliegen wir rund 90 Mal pro Woche nach Mallorca", so der Sprecher.

Kritik von Öko-Partei Més

Auf Mallorca hatte die Diskussion zu Kritik von der linksökologischen Regionalpartei Més geführt. Ein Sprecher sprach von "einem Umweltskandal". "Wie ist es möglich, dass es ein europäisches Gesetz gibt, das Flüge ohne Passagiere ermöglicht, mit den damit verbundenen Umweltkosten?", fragte er.

Més fordere daher die europäischen Behörden auf, die Vorschriften für die Zeitfenster zu ändern und sie an den Kampf gegen den Klimawandel anzupassen, entsprechend den Verpflichtungen der EU, die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 55 Prozent im Vergleich zum Jahr 1990 zu reduzieren. "Der Luftverkehr ist für fünf bis acht Prozent der globalen Erwärmung verantwortlich, daher muss die EU sicherstellen, dass nur die unbedingt notwendigen Flüge durchgeführt werden und, wo immer möglich, auf nachhaltigere Verkehrsträger umsteigen", fügte er hinzu.

"Brüsseler Regeln schaden dem Klima"

Eine Meinung, die auch von Lufthansa-Chef Spohr geteilt wird: Während man in fast allen anderen Teilen der Welt klimaschonende Ausnahmeregelungen in der Zeit der Pandemie gefunden hat, erlaubt das die EU "nicht in gleicher Weise", sagte er der FAS. Die Brüsseler Regeln schadeten dem Klima und seien "exakt das Gegenteil von dem, was die EU-Kommission mit ihrem Förderprogramm 'Fit for 55' erreichen will."