Mallorca Zeitung

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Chefin von Hotelketten-Verband auf Mallorca: "Wir wollen die Preise um bis zu zehn Prozent erhöhen"

Carolina Quetglas löst Gabriel Llobera an der Spitze der Vereinigung ACH ab. Sie blickt in eine ungewisse Zukunft

Will Preise erhöhen, die Löhne aber nicht im gleichen Maß: Carolina Quetglas, Chefin des Verbands der Hotelketten ACH. GUILLEM BOSCH

Vor wenigen Tagen wurde Carolina Quetglas zur neuen Chefin des Verbands der Hotelketten ACH auf Mallorca ernannt. Die Geschäftsführerin der Kette BQ Hoteles löste Gabriel Llobera auf dem Posten ab.

Frau Quetglas, wie zeichnet sich die aktuelle Saison ab?

Im Juni waren unsere Hotels zu rund 85 bis 88 Prozent belegt, auch wenn das noch vorläufige Zahlen sind. Im Juli liegen wir bei etwa 92 bis 95 Prozent. Wir hoffen, dass wir im August auf ähnliche Werte kommen. Das ist sehr positiv, insbesondere angesichts der Unsicherheit, die noch im Winter vorhanden war.

Jetzt ist es sehr voll. Gibt es Overbooking?

Mir ist kein Fall bekannt. Mit unseren aktuellen Buchungssystemen ist das auch praktisch nicht mehr möglich.

Die Nachfrage ist angelaufen, ohne dass Sie die Preise senken mussten.

Die Preise wurden mit den Reiseveranstaltern vor einem Jahr abgesprochen. Damals hätte sich keiner vorstellen können, dass wir im Juni eine Inflation von 10,2 Prozent haben würden. Sicherlich wird die Rentabilität leiden, allerdings werden wir das erst am Ende der Saison genau wissen, da man aktuell überhaupt keine Voraussagen machen kann. Schauen Sie sich etwa die Lebensmittel an: Die Preise wurden immer am Anfang der Saison abgesprochen und wurden auch eingehalten. Jetzt haben uns die Zulieferer schon zu Saisonbeginn gesagt, dass sie die Preise nicht einhalten können und auch nicht immer alle Lebensmittel liefern können. Aber das merkt man kaum, denn wir schaffen es, immer Ersatz für fehlende Produkte zu bekommen.

Das klingt ganz nach Preiserhöhungen im kommenden Jahr.

Wir werden im August die Preise für das kommende Jahr verhandeln. Wir werden darauf drängen, um acht oder zehn Prozent hochzugehen. Aber das wird schwierig angesichts der möglichen Wirtschaftskrise in Europa. Unsere Kosten sind sehr gestiegen, aber wir können mit den Preisen wohl nicht so deutlich hochgehen. Sonst werden wir am Ende doch noch Sonderangebote machen müssen.

Ein anderes Problem ist der Mangel an Arbeitskräften. Wie geht man damit um, ohne dass der Service leidet?

Ich glaube, die Gäste bemerken den Mangel nicht so sehr. Das liegt auch daran, dass wir auf Mallorca viele treue, langjährige Mitarbeiter haben, die uns auch dabei helfen, neue Kräfte zu schulen. In den Personalabteilungen merkt man den Mangel aber schon. Es ist sicherlich ein Problem, das wir lösen müssen.

Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum ist ein wesentlicher Grund für das Fehlen der Arbeitskräfte. Wie gehen Sie damit um?

Es war für unsere Angestellten früher viel einfacher, Wohnraum zu finden, bevor die private Ferienvermietung in Mode kam. Einige Ketten bieten ihren Mitarbeitern günstigen Wohnraum an. Aber es würde uns sehr helfen, wenn man endlich die illegale Ferienvermietung mit harter Hand bekämpfen würde. Denn das Problem wirkt sich auch auf andere Bereiche aus, etwa den Gesundheitssektor.

Was halten Sie von einem Urlauberlimit?

Nichts.

Ihre Kollegin Carmen Riu, Chefin der gleichnamigen Hotelkette, hat ein solches Limit gefordert.

Sie hat gesagt, dass man nicht weiter wachsen kann. Und dass die illegale Ferienvermietung bekämpft werden muss. Wir alle haben es satt, Menschen mit Köfferchen im Zentrum von Palma zu sehen. Ich glaube nicht, dass es zu voll ist. Aber man muss den Erfolg anders verwalten - und zwar nicht durch ein Limit an Urlaubern. Denn wir leben von ihnen.

Sie sprachen eben eine mögliche Wirtschaftskrise an. Wie bereiten Sie sich darauf vor?

Es gibt viel Unsicherheit. Zwei Punkte besorgen mich insbesondere: Zum einen, ob wir unsere Preise ausreichend erhöhen können, um die Kosten zu decken. Zum anderen die Forderung, den Energieverbrauch um 15 Prozent zu senken. Wir Hoteliers arbeiten seit Jahren daran, den Stromverbrauch zu drosseln. Jetzt haben wir unsere Hausaufgaben gemacht und sollen nochmal herunterschrauben? Das wäre nicht fair.

Kommendes Jahr stehen wieder Lohnverhandlungen mit den Gewerkschaften an. Erwarten Sie schwere Gespräche angesichts der Inflation?

Wir wollen unsere Preise, wie gesagt, um acht bis zehn Prozent erhöhen. Aber das liegt daran, dass unsere Kosten um 25 bis 40 Prozent gestiegen sind. Man kann jetzt nicht auch noch von uns verlangen, dass wir die Löhne soweit erhöhen, dass die Inflation kompensiert wird. Das wäre verrückt. Zudem möchte ich hoffen, dass die Inflation konjunturell und nicht strukturell bedingt ist. Glauben Sie, die Beamten werden 10,2 Prozent mehr Gehalt bekommen? Nein. Wir wissen ja noch nicht einmal, wie weit wir die Gewinnerwartung für dieses Jahr senken müssen. /pss

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