Ibiza, Menorca, Formentera oder Mallorca: Wohin fließen die Steuergelder der Balearen?

Ibiza, Menorca und Formentera beschweren sich häufig, dass Mallorca mehr Geld bekommt. Das stimmt nur bedingt

Miquel Adrover

Egal wie schlecht ein Kind in Mathe ist, wenn das Geschwisterchen ein Stück Schokolade mehr bekommt, kann es plötzlich sehr gut zählen. Generell fühlen sich gerade die Kleinen im Gegensatz zu ihren älteren Brüdern und Schwestern schnell benachteiligt. Da sind Inseln gar nicht so anders.

Ibiza, Menorca und Formentera beschweren sich häufig darüber, dass die „große Schwester“ Mallorca alle Investitionen und Steuergelder abbekommt und sie leer ausgehen. Sobald ein großes Projekt auf der größten Balearen-Insel angekündigt wird, heißt es schnell einmal: „Mallorca nos mata“, zu Deutsch „Mallorca bringt uns um“. Dass fast der gesamte politische Machtapparat der Balearen mitsamt seinen Entscheiderinnen und Entscheidern auf Mallorca beheimatet ist, dürfte dieses Gefühl der Ungleichbehandlung noch verstärken.

Die Zahlen sprechen allerdings eine ganz andere Sprache: Bei den geplanten Ausgaben der Balearen-Regierung für das Jahr 2023 schneidet die angeblich übermächtige Insel Mallorca am schlechtesten ab. Formentera erhält umgerechnet 2.107 Euro pro Einwohner, Menorca 1.613 Euro und Ibiza 1.108 Euro. Für Mallorca sind hingegen nur 998 Euro pro Einwohner im Haushalt eingeplant.

Die absoluten Zahlen sprechen für Mallorca

Diese Summe setzt sich aus all den Geldern zusammen, die von der Balearen-Regierung an die einzelnen Inseln fließen. Dazu gehört das Geld, das auf die einzelnen Inselräte verteilt wird genauso wie Investitionen in Gesundheit, Bildung, Sozialämter, Landwirtschaft oder Umwelt. In der Summe für Mallorca eingerechnet sind die Ausgaben für den Zugverkehr, den es nur auf der größten Balearen-Insel gibt. Außen vor bleiben in der Rechnung die Gehälter der Beamten und Politiker, die für die Balearen-Regierung arbeiten und mehrheitlich auf Mallorca leben.

Allerdings sollte dieser Pro-Kopf-Vergleich nicht darüber hinwegtäuschen, dass Mallorca in absoluten Zahlen sehr wohl einen Großteil der Investitionen erhält – und dies für deren Bewohner Vorteil hat. Das ergibt sich allein aus der Einwohnerzahl: Auf Mallorca leben rund eine Million Menschen. Auf Menorca sind es mit 100.000 ein Zehntel davon. Auch Ibiza hat nur 161.000 Einwohner. Ganz zu schweigen von Formentera mit seinen 13.100 Einwohnern.

Somit reicht auf Mallorca auch mit einer geringeren Pro-Kopf-Zahlung das Geld der Balearen-Regierung für größere Investitionen. Wer zum Beispiel einen größeren medizinischen Eingriff braucht, landet fast unweigerlich in Son Espases, dem Landeskrankenhaus in Palma, egal von welcher Insel er kommt. Und zum Studieren geht es dann häufig an die Balearen-Universität auf Mallorca. Es hängt halt immer davon ab, welche Rechnung man aufstellt.

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