Reform des Anti-Exzess-Dekrets auf Mallorca: Jetzt geht es den "Minimarkets" an den Kragen

Vier Vereinigungen fordern verschärfte Maßnahmen für die "untraditionellen Supermärkte"

Minimarket in Magaluf auf Mallorca

Minimarket in Magaluf auf Mallorca / PSS

Zur Saison 2024 soll es ein neues Dekret gegen die Urlauberexzesse auf Mallorca und den Nachbarinseln geben. Noch stehen nicht alle Einzelheiten fest, zu den Änderungen im Vergleich zu der Anfang 2020 vom Linkspakt verabschiedeten Initiative soll auch ein neuer Name gehören – "Dekret für verantwortungsvollen Tourismus". Nun haben Hoteliers, Gastronomen, Freizeitunternehmer und Ladenbesitzer an der Playa de Palma einen Sündenbock auserkoren, bei dem sie am meisten Handlungsbedarf sehen: Sie sagen den "untraditionellen Supermärkten" den Kampf an. Vertreter der entsprechenden Verbände betrachten die bei Urlaubern beliebten "Minimarkets" als "Hauptverursacher von Verstößen gegen das Anti-Exzess-Dekret".

In einem Dokument, das sie Marga Prohens und ihren Ministern vorgelegt haben, beschuldigen sie die Läden, "Lieferanten von Straßenverkäufern" von Alkohol auf öffentlichen Straßen zu sein und somit hinter den Saufgelagen (botellones) zu stehen. Aus ihren Vorschlägen an die Regierung für Änderungen des Anti-Exzess-Dekrets geht hervor, dass sie die Gelegenheit nutzen wollen, um botellones, Balconing, Straßenverkauf von Alkohol und Prostitution in der gesamten autonomen Region zu verbieten.

Nur noch zehn Prozent Alkohol im Sortiment

Das Schreiben wurde von Monlex Abogados verfasst und von der Vereinigung der Hoteliers der Playa de Palma, dem Gastronomen-Verband Restauración-Caeb, dem Verband Abone der Freizeit- und Nachtleben-Unternehmen und der Einzelhändlervereinigung Afedeco als Mitglieder der Arbeitsgruppe zur Änderung der aktuellen Verordnung unterzeichnet.

In dem Dokument, das der MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca" vorliegt, werden die Minimärkte konkret beschuldigt, gegen das Verbot des Alkoholverkaufs zwischen 21.30 und 8 Uhr zu verstoßen. Die Vertreter der Vereinigungen fordern unter anderem, dass neue Lizenzen für diese Läden begrenzt werden, dass sie über Toiletten verfügen und den prozentualen Anteil von Alkohol in Bezug auf das Gesamtsortiment stark senken müssen (die Rede ist von zehn Prozent aller Produkte).

Diese Maßnahmen sollen, neben anderen Vorschlägen, für die ganze Insel gelten – abgesehen von einigen Ausnahmen, die sich nur auf die besonders von Urlauberexzessen betroffenen Gebieten beschränken. Die Geschäftsleute fordern "mutige Maßnahmen" in der neuen Gesetzgebung der Regierung von Prohens, die das Zusammenleben verbessern und unlauterem Wettbewerb ein Ende setzen sollen.

Strafen für Alkohol im öffentlichen Raum

Sie kritisieren, dass die geltenden Maßnahmen "weder wirksam noch ausreichend" seien, darunter jene zur Verhinderung von Balconing oder die Abschaffung der All-inclusive-Regelung, die den Alkoholausschank in Hotels beschränkt. Im Gaststätten- und Freizeitsektor seien die Werbung für Alkohol "größtenteils" abgeschafft und die Preise angehoben worden, was die Urlauber veranlasst habe, nach Alternativen zu suchen – und zwar im Straßenverkauf und folglich im "botellón". Zwar loben die vier Verbände die Wirkung der All-Inclusive-Beschränkungen, die in Verbindung mit verstärkter privater Security in den Lokale zu einem Rückgang der Vorfälle geführt haben. Mit diesem Argument bekräftigen sie aber, dass das Problem quasi auf der Straße liege.

In Bezug auf den Alkoholkonsum kritisieren sie die Tatsache, dass die Balearen die einzige autonome Region sind, bei der Alkoholismus nicht im Gesetz über Drogensucht und Abhängigkeiten geregelt ist, weil es dazu eine eigene Verordnung geben sollte. Ein nach Ansicht der Verbände notweniges Verbot des Alkoholkonsums in der Öffentlichkeit wurde jedoch nie umgesetzt. Was die Strafen für dieses Vergehen angeht, so schlagen sie vor, dass diese an Ort und Stelle mit Hilfe von Kartenlesegeräten eingezogen werden sollen. Die Hoteliers und Ladenbesitzer fordern außerdem ein Verbot von Fast-Food-Verkauf zwischen 1 und 8 Uhr morgens von April bis Oktober in jenen Zonen, in denen sich der meiste Müll ansammelt, und die Ausweisung bestimmter Bereiche für Straßenaufführungen. /bro

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