"Rhythmus des Wachstums nicht mehr nachhaltig": Mallorca sucht nach Lösungen für den Massentourismus

Die balearische Ministerpräsidentin Marga Prohens hatte zum Runden Tisch in die Universität geladen - und 140 Vertreter verschiedenster Interessensgruppen kamen.

Urlauber an der Kathedrale von Palma im April dieses Jahres.

Urlauber an der Kathedrale von Palma im April dieses Jahres. / Europapress

Plötzlich ist das Thema Massentourismus auf Mallorca auf der Agenda. Drei Tage vor der ersten Demonstration gegen das Tourismusmodell auf den Inseln hat die balearische Ministerpräsidentin Marga Prohens am Mittwoch (22.5.) 140 Vertreter der verschiedensten Interessensgruppen versammelt. Bei dem Treffen in der Balearen-Universität UIB waren Repräsentanten der Hoteliers, der Autovermieter, der Ferienvermieter, der Kreuzfahrtbranche, aber auch Kritiker des Tourismusmodells, wie die Umweltschutzorganisation GOB oder Vertreter der Nachbarschaftsverbände in Palma, erschienen.

Ministerpräsidentin Prohens hob zu Beginn hervor, dass die anwesenden Gruppierungen teilweise "historische Gegenspieler" sind. Wenn diese "sich am Ende die Hand reichen", dann könne man von einem "Wendepunkt" sprechen. Nun, ganz so weit ist es sicher noch nicht, doch die Bereitschaft, gemeinsam Lösungen zu suchen, war zumindest spürbar an diesem Tag. Prohens legte Wert darauf, dass sie nicht mit einem "fertigen Dokument" angerückt war. Im Gegenteil: "Wir wollen bei Null anfangen."

"Beschränkungen" als beste Möglichkeit, "sich für den Tourismus einzusetzen"

"Über Beschränkungen zu sprechen, ist die beste Art, sich für den Tourismus und die Inseln einzusetzen", erklärte Prohens, ganz im Stile ihres neuen Diskurses, den die Regierungspartei PP seit Mai eingeschlagen hat. "Dieser Rhythmus an Wachstum ist nicht mehr nachhaltig", legte Prohens nach. Die Überfüllung auf den Inseln bedrohe inzwischen die touristische Wettbewerbsfähigkeit.

Allerdings werde die Arbeit an einem neuen Tourismusmodell länger dauern und weder mit einem Dekret oder einem Gesetz und auch "nicht in einem oder zwei Jahren" abgeschlossen sein. Und vor allem brauche es mehr als "bloße Wahrnehmungen". Um belastbare Daten zur Überfüllung auf den Inseln zu erhalten, will die Balearen-Regierung mehrere Initiativen starten: eine groß angelegte Umfrage über Massifizierung, eine Studie zu Urlauberströmen in den Touristenhochburgen, Studien über die maximale Kapazität von Besuchern in Naturräumen und eine Mobilitätsstudie mit Daten der wichtigsten Straßen der Inseln. Zusätzlich dazu sollen mehr Daten zur illegalen Ferienvermietung gesammelt werden.

MInisterpräsidentin Marga Prohens (in Weiß) beim Treffen.

MInisterpräsidentin Marga Prohens (in Weiß) beim Treffen. / DM

Wirtschaftswissenschaftler Toni Riera leitet die Arbeitsgruppen

In Arbeitsgruppen, deren Vorsitz der Wirtschaftswissenschaftler Toni Riera von der Fundación Impulsa übernommen hat, sollen nun einzelne Aspekte des Massentourismus analysiert und erste Lösungsvorschläge erarbeitet werden.

Im Lauf der Veranstaltung ergriffen etwa 20 Vertreter der Interessensgruppen selbst das Wort, darunter Joan Forteza von der Bürgerbewegung Fòrum de la societat civil. Der frühere Vorsitzende des Verbandes der Nachbarschaftsvereinigungen von Palma kritisierte die Ausführungen von Prohens als "bevormundend". Sie habe keine konkreten Maßnahmen angekündigt oder von einem Schrumpfen des Tourismus gesprochen.

Er verwies auf die "unendliche Anzahl an Studien", die es längst gebe und schlug einmal mehr vor, die Landung von Privatjets am Flughafen von Palma zu verbieten, die Zahl der Kreuzfahrtschiffe im Hafen auf eines pro Tag zu beschränken oder die Ferienvermietung in allen Mehrfamilienhäusern auf der Insel zu verbieten.

Mietwagenchef übt gleich Druck aus

Marga Ramis von der Umweltschutzorganisation GOB stellte die "Kohärenz" des Diskurses der PP infrage. Sie vermisste außerdem, dass die Ministerpräsidentin in ihrer "Absichtserklärung" nicht über ein Budget sprach, das für die Maßnahmen zur Verfügung steht. Ramis kritisierte auch die Ernennung von Toni Riera zum Leiter der Arbeitsgruppen, denn dieser sei "mitnichten unabhängig".

Othman Ktiri, Chef des Autovermieters OK Mobility und Vorsitzender des Branchenverbandes Baleval, versuchte mögliche Bestrebungen, die Zahl der Mietwagen auf den Inseln zu begrenzen, im Keim zu ersticken. Das Angebot der Autos "reguliert sich selbst" mit der Nachfrage. Beschränkungen würden ein noch größeres Chaos anrichten, sagte der Unternehmer.