Der ehemalige Vizebürgermeister von Palma de Mallorca, Álvaro Gijón, kommt im Polizeiskandal auf Mallorca weiter in Bedrängnis. So wurden dem ehemaligen Mitglied der konservativen Volkspartei (PP) bei einem Termin beim Untersuchungsrichter am Donnerstag (20.7.) Einträge aus dem Notizbuchs eines Bordells vorgelegt, in denen auf Gijón Bezug genommen wird, genauso wie auf den früheren Innenminister José María Rodríguez. Der Beschuldigte dagegen bestritt, jemals das Bordell aufgesucht zu haben. Zudem sagte er bei einer Gegenüberstellung aus, dass er die frühere Beschäftigte des Bordells, von der die Einträge im Notizbuch stammen, nicht kenne.

Die Kronzeugin hatte zuvor ausgesagt, dass Rodríguez und Gijón Orgien mit Sex und Drogen in dem diskret in einer Wohnung in Palma versteckten Bordell gefeiert hätten. Besonders delikat: Die üppigen Rechnungen für die oft viele Stunden andauernden Gelage mit mehreren Prostituierten - Frauen und Männern - seien jeweils anschließend von Bartolomé Cursach persönlich bezahlt worden. Der als König der Nacht bekannte Unternehmer sitzt wegen schwerer Korruptionsvorwürfe in Untersuchungshaft.

Rodríguez und Gijón gehören zum Urgestein der PP auf Mallorca. Rodríguez, ehemaliger Chef der Partei in Palma, war in den 90er Jahren stellvertretender Bürgermeister der Balearen-Hauptstadt. Zwischen 2003 und 2007 diente er Balearen-Premier Jaume Matas als Landesinnenminister. Sein Fall begann, als Einzelheiten zu mutmaßlichen Straftaten im Korruptionsfall rund um die Ortspolizei bekannt wurden. Rodríguez bestritt vor Gericht, in den Fall verwickelt zu sein und beteuerte öffentlich, niemals ein Bordell aufgesucht zu haben.

Gijón, Stadtrat und früherer Tourismusdezernent in Palma, gilt gemeinhin als politischer Ziehsohn des Strippenziehers Rodríguez. Die Justiz ermittelt, ob und inwieweit er sich bei dem Versuch schuldig gemacht haben könnte, systematisch eine der PP gefügige Einheit der Ortspolizei aufzubauen. /ff/tg