Inzwischen wissen die Experten das Coronavirus immer besser einzuschätzen. Die Krankenhausbelegung werde ab Mitte August sinken, prophezeiten unter anderem die balearische Gesundheitsministerin Patricia Gómez und der Corona-Sprecher der Inseln, Javier Arranz, bereits vor einigen Wochen. Und tatsächlich: In den vergangenen Tagen ist nun erstmals seit Monaten wieder ein leichter Rückgang bei den Hospitalisierungen erkennbar. Unterdessen hat die Impfkampagne auf Mallorca die Schallmauer von 70 Prozent doppelt Geimpfter in der Zielgruppe ab zwölf Jahren durchbrochen. Um die Fortschritte bei der Pandemiebekämpfung nicht zu gefährden, hält die Balearen-Regierung aber am nächtlichen Versammlungsverbot fest.

Die Inzidenz auf den Inseln fällt inzwischen seit mehreren Wochen. Am Donnerstag (19 .8.) lag sie über die vergangenen sieben Tage gesehen bei 189,7. Das sind gut 60 Punkte weniger als vor Wochenfrist. Anfang August hatte die Inzidenz noch bei 354,6 gelegen. Der R-Wert über die vergangenen sieben Tage liegt bei 0,64. Das Pandemiegeschehen flaut also klar ab. Und auch die bedenklich hohe Positivrate bei den Tests, die am 11. August noch bei 9,55 Prozent gelegen hatte, hat sich in den vergangenen Tagen bei knapp über fünf Prozent eingependelt. Am Donnerstag (19.8.) wurden dann wieder knapp 7 Prozent gemeldet.

In den Krankenhäusern wird es somit nach und nach wieder etwas leerer. Am Donnerstag (19.8.) lagen noch 77 Menschen mit Covid-19 auf den Intensivstationen der Inseln, neun weniger als eine Woche zuvor. 257 Patienten wurden auf Station behandelt, am Mittwoch vor einer Woche waren es noch 327. Allerdings sind 14 weitere Todesfälle hinzugekommen. Somit sind auf den Balearen seit Beginn der Pandemie 895 Menschen mit oder an Covid-19 verstorben.

Der Fortschritt der Impfkampagne macht weiterhin Hoffnung darauf, dass die schweren Verläufe in den kommenden Monaten auf ein Minimum gedrückt werden können. Auf Mallorca sind inzwischen 70,7 Prozent der Zielgruppe ab zwölf Jahren doppelt geimpft. Das ursprünglich mit dieser Zahl angepeilte Ziel, die Herdenimmunität, ist zwar aufgrund der Delta-Variante weiterhin ein gutes Stück entfernt, doch die Impfkampagne ist ja auch noch nicht an ihrem Ende angelangt.

Passend dazu erhöht die Politik auf den Inseln den Druck auf bislang Ungeimpfte. Ende der vergangenen Woche sprachen sich bereits Sozialministerin Fina Santiago und Gesundheitsministerin Patricia Gómez mehr oder weniger unverhohlen für eine Impfpflicht aus. Santiago sagte: „Wenn jüngere Menschen statt der Älteren an der Krankheit sterben würden, gäbe es über die Impfpflicht keine Debatte“, wollte dieses Statement aber als ihr persönliches und nicht als offizielle Verlautbarung der Regierung gedeutet sehen. Gómez fügte einen Tag später an: „Manche würden das sicher als Diskriminierung empfinden, aber es ist wünschenswert, dass alle geimpft sind. Es ist notwendig“, sagte sie. Insbesondere wünsche sie sich, dass sich alle Mitarbeiter in Seniorenheimen impfen lassen. Dabei gehe es darum, „verwundbare Menschen zu schützen“. Sie sei dafür, „die Impfpflicht gesetzlich zu regeln“.

Und am Montag (16.8.) legte Ministerpräsidentin Francina Armengol noch einmal nach. Ungeimpft zu sein, sei eine „Respektlosigkeit“ und im Falle von Arbeitnehmern, die engen Kontakt mit verwundbaren Gruppen haben, eine „Verantwortungslosigkeit“.

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Ob es an den Worten der Politikerinnen liegt? Fest steht, dass die zunehmende Flexibilisierung bei der Impfkampagne weitere Zielgruppen erreicht. So ist die Kampagne der Impfungen ohne vorherigen Termin auf den Inseln gut angelaufen. Wie einer Pressemitteilung der Regierung vom Dienstag (17.8.) zu entnehmen, waren 43,3 Prozent der in der vergangenen Woche Geimpften ohne Termin in die Impfzentren gekommen. Wegen des großen Erfolgs der Kampagne wird die Impfung ohne cita previa bis zum 31. August verlängert. Das bedeutet, dass die Impfzentren in Son Dureta (Palma), auf der Pferderennbahn in Manacor und im Sportkomplex Mateu Cañellas in Inca Impfwilligen ohne vorherige Anmeldung täglich von 10 bis 19 Uhr offenstehen.

Angesichts der immer noch hohen Inzidenz und Belegung in den Krankenhäusern hat die Balearen-Regierung unterdessen beschlossen, das nächtliche Versammlungsverbot bis mindestens 15. September beizubehalten. Bis auf Weiteres darf man daher auf Mallorca und auf den Nachbarinseln zwischen 1 Uhr nachts und 6 Uhr morgens nur mit Mitbewohnern zusammen sein. Das gilt sowohl innen als auch außen sowie in privaten und öffentlichen Räumen. Die Verlängerung dieser Grundrechtseinschränkung, die am 23. August erneut überprüft wird, muss wieder vom balearischen Oberlandesgericht genehmigt werden.