Während in Deutschland der vierten Corona-Welle ein wenig die Luft auszugehen scheint, werden Mallorca und die Nachbarinseln derzeit von der inzwischen sechsten Welle erfasst. Die Infektionszahlen steigen schnell an, zum 30. November lag die Inzidenz auf den Inseln fast dreimal so hoch wie noch am 30. Oktober. Am Donnerstag (2.12.) betrug die 7-Tage-Inzidenz auf Mallorca 144, Tendenz zügig steigend. Kein Wunder, steht doch der R-Wert derzeit weiterhin bei 1,2 und damit über der Schwelle von 1. Ab diesem Wert nimmt das Infektionsgeschehen Fahrt auf.

Auch die Positivrate der Tests liegt bereits seit mehreren Tagen wieder deutlich über den von der WHO als gerade noch unbedenklichen Grenzwert von 5 Prozent. Zwischen Mittwoch und Donnerstag fielen 7,42 Prozent der Tests auf den Inseln positiv aus. Die Lage in den Krankenhäusern ist noch unter Kontrolle, die Einlieferungen gehen aber auch seit einigen Tagen wieder nach oben. Am Donnerstag lagen 93 Patienten auf normalen Stationen, 26 auf der Intensivstation. Alle aktuellen Corona-Zahlen finden Sie hier.

Die aktuelle Entwicklung in Verbindung mit der noch unklaren Bedrohungslage durch die neue Variante Omikron hat die Balearen-Regierung einmal mehr zum Handeln veranlasst. Ab Samstag (4.12.) und damit pünktlich zum extralangen Brückenwochenende mit Feiertagen am Montag (6.12.) und Mittwoch (8.12.) gelten auf den Inseln die bereits aus Deutschland bekannten 3G-Regelungen. Am Montag (29.11.) hatte sich die Landesregierung mit Vertretern von Gewerkschaften und Unternehmensverbänden darauf verständigt, den Covid-Pass zur Voraussetzung zu machen zum Betreten von Bars, Restaurants und weiteren Aktivitäten in Innenräumen. Je nach Corona-Warnstufe - die Inseln befinden sich momentan auf Stufe 1 - kommen weitere Örtlichkeiten, wie Herbergen, Hostels, Fitnessstudios, Kinos, Zirkuszelte und Tanzschulen dazu.

3G-Regelung stößt auf großen Rückhalt

Mit der neuen 3G-Regelung auf den Balearen werden in diese Etablissements nur noch Geimpfte, Genesene und Personen mit negativem PCR- oder Antigentest Zutritt erhalten. Bis dato gilt eine 3G-Regelung auf den Inseln lediglich für den Zutritt zu Diskotheken sowie in Alten- und Pflegeheimen. Am Eingang muss kontrolliert werden, dass das Zertifikat vorliegt. Die Balearen-Regierung arbeitet derzeit an einer App, mit der digitale Zertifikate auf ihre Echtheit und Gültigkeit hin überprüft werden können, ähnlich wie das in Deutschland bereits in der Gastronomie funktioniert. Werden Restaurantbetreiber oder Inhaber anderer Geschäfte, in denen 3G gilt, dabei erwischt, dass sie Personen ohne den Nachweis bewirten, müssen sie mit einer Strafe rechnen, erklärte Negueruela.

Sowohl Gewerkschaftsvertreter als auch Unternehmensverbände befürworteten die Einführung der 3G-Regelung und sehen sie als wichtigen Schritt, um weitere Restriktionen und damit möglicherweise Schließungen von Betrieben zu verhindern.

Und auch die Opposition bestehend aus PP, Ciudadanos und der Regionalpartei El Pi unterstützt die strengeren Zugangskontrollen. Für die PP ist die 3G-Regelung gleichzeitig Bedingung dafür, dass weitere Restriktionen, speziell für die gebeutelte Gastronomie, ausbleiben. Gerade die konsumstarke Weihnachtszeit dürfe nicht durch neue Beschränkungen beeinträchtigt werden, forderte der PP-Sprecher im Parlament, Antoni Costa. In der Debatte um den Ausschluss weiterer Restriktionen nutzte die balearische Gesundheitsministerin Patricia Gómez die Bühne im Parlament am Dienstag (30.11.) einmal mehr für einen Appell zum Impfen. „Die 18 Prozent der Ungeimpften sind für 50 Prozent der Klinikeinweisungen mit Covid-19 auf den Balearen verantwortlich“, so Gómez.

Erster Omikron-Fall

Dass das Virus auch weiterhin für Überraschungen gut ist, zeigt das Auftreten der bisher noch wenig erforschten Variante Omikron, die zunächst in Südafrika nachgewiesen worden war, aber nach neuesten Erkenntnissen bereits vor seiner offiziellen Entdeckung in Europa zirkulierte. Ob die Mutation tatsächlich ansteckender ist oder zu schwereren Verläufen führt, wird derzeit untersucht. Klarheit gibt es hier noch nicht. Der Chef-Virologe des Landeskrankenhauses Son Espases, Antonio Oliver, sagte am Dienstag (30.11.), es sei nur eine Frage von Tagen, bis die neue Variante das erste Mal auf den Balearen festgestellt werde.

Und er hat schneller recht behalten, als ihm lieb gewesen sein dürfte: Bereits am Mittwoch (1.12.) gab es dann den ersten Fall der neuen Variante auf Mallorca. Bei einer 20-jährigen Schweizerin verlief am Flughafen von Son Sant Joan ein Antigentest positiv. Die junge Frau war gemeinsam mit ihrem spanischen Begleiter von Südafrika aus über Frankfurt am Main nach Mallorca geflogen. Dort zeigte sie unter anderem leicht erhöhte Temperatur. Ein in Son Espases durchgeführter PCR-Test brachte dann am Mittwochabend die Gewissheit: Die Frau hatte sich mit der Omikron-Variante infiziert und muss nun, ebenso wie ihr Begleiter, in häuslicher Quarantäne bleiben.

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Reisen (noch) unkompliziert

Ob es aufgrund der Mutation zu weiteren Reisebeschränkungen eventuell auch für Flüge mit Start in Deutschland kommt, ist derzeit noch nicht absehbar. Auf MZ-Anfrage schwieg sich ein Sprecher des spanischen Gesundheitsministeriums darüber aus. Seit Mittwoch (1.12.) gelten zumindest für Briten strengere Regeln bei der Einreise. So lässt Spanien nur noch vollständig gegen das Coronavirus Geimpfte einreisen. Bisher wurde bei Reisenden aus Großbritannien, so wie es derzeit bei Einreisenden etwa aus Deutschland der Fall ist, auch ein Nachweis über eine Genesung von einer Corona-Erkrankung oder ein negatives Testergebnis akzeptiert (3G). Doch „das Auftreten neuer Varianten des Erregers der Krankheit zwingt in diesen Zeiten zu verschärften Reisebeschränkungen“, heißt es aus Madrid.