Angeln auf Mallorca: Lizenzen, erlaubte Orte, Fanggrößen und Tabus

Den Angelschein gibt es auf der Insel gegen kleines Geld und ohne Prüfung – so man kein Brite ist. Die Rute darf aber nicht an jeder Stelle ins Meer gehalten werden. Und natürlich will auch bei den Fischen einiges beachtet sein

Ein Angler auf Mallorca

Ein Angler auf Mallorca / Simone Werner

Ralf Petzold

Ralf Petzold

Wer auf Mallorca Fische fangen möchte, braucht wie in Deutschland einen Angelschein. Während in der Heimat eine Prüfung nötig ist, gibt es die Lizenz auf der Insel für wenig Geld zum Selberausdrucken nach wenigen Klicks im Internet. „Nur die Briten schauen in die Röhre“, sagt Bernadí Alba, Präsident des Hobbyfischerverbands „Asocación Mallorquina de Pesca Recreativa Responsable“. „Eine der wenigen Bedingungen ist es, EU-Bürger zu sein.“

Welche Angelscheine gibt es auf Mallorca?

Das Hobbyangeln (pesca recreativa) wird auf den Balearen in verschiedene Kategorien eingeteilt. Kinder bis 14 Jahre können kostenlos ohne Lizenz angeln. Angler ab 65 Jahren müssen zwar nichts für den Angelschein bezahlen, diesen aber trotzdem beantragen. Wer einfach nur vom Land aus angeln möchte, braucht die licencia de pesca marítima recreativa individual. Sie erlaubt das Angeln auch von kleinen Schwimmgeräten aus, zum Beispiel von Kajaks, Kanus oder Tretbooten. Der Angelschein ist drei Jahre lang gültig.

Eine spezielle Lizenz brauchen Angler für das Speerfischen (pesca submarina), für das Angeln von größeren Booten aus (pesca de embarcación) oder das Sportfischen (pesca deportiva). Die Angelscheine aus anderen spanischen Regionen reichen aus, der deutsche Schein nicht.

Wo bekomme ich die Angellizenz auf Mallorca und was kostet sie?

Die Sprachhürde lassen sich deutsche Anbieter auf Mallorca teuer bezahlen und fordern mitunter den fünffachen Preis. Dabei kostet der Angelschein auf der Insel lediglich 16,21 Euro. Höchstens zwei Angeln dürfen gleichzeitig ausgeworfen werden.

Am einfachsten ist es, die Lizenz im Internet zu holen. Unter bit.ly/angelschein gelangen Sie auf die Seite der Balearen-Regierung (Spanisch oder Katalanisch). Die Beantragung startet ganz unten mit einem Klick auf das blaue Feld „Acceso al trámite telemático“. Es öffnet sich eine Standard-Datenschutzerklärung. Über das Feld „Siguiente“ geht es zur nächsten Seite. Dort muss in der Mitte die „Solicitud“ angeklickt werden. Im nächsten Schritt müssen die persönlichen Daten angegeben werden. Danach wird gefragt, ob Sie die Lizenz neu beantragen oder erneuern wollen. Im Anschluss wählen Sie die Insel und die Zone aus, in der Sie angeln wollen. Das hat rein statistische Gründe. Bevor es zur Bezahlung geht, müssen Sie mit einem Klick noch einmal bestätigen, dass Sie Ihre Daten korrekt angegeben haben.

Die Gebühr kann per Kreditkarte oder Online-Banking beglichen werden. Am Ende der Prozedur erhalten Sie die Lizenz als PDF-Dokument.

Wer sich die Klickerei im Internet nicht zutraut, kann in der Dirección General de Pesca y Medio Marino (C/. de la Reina Constança, 4, Palma) oder in den Büros der Landwirtschafts- und Fischerei-Behörde Fogaiba in Campos, Felanitx, Manacor, Inca, Sa Pobla und Sóller vorstellig werden. Dort kostet die Lizenz aber 10 Euro mehr. Mitzubringen sind das Antragsformular (gibt es ebenfalls unter obigem Link), eine Kopie des Ausweises und – falls nötig – ein Nachweis, dass Sie Rentner sind.

Ähnlich läuft es bei den anderen Lizenzen ab. Das Angeln vom Boot aus kostet 47,21 Euro für bis zu sechs Meter lange Schiffe, 77,80 Euro für größere Boote. Die Bootsdokumente müssen bei Beantragung eingereicht werden. Der Angelschein gilt dann pro Boot. Wer und wie viele Leute auf dem Schiff angeln, ist egal. Für das Speerfischen muss ein Nachweis der Zugehörigkeit zum Verband oder ein medizinisches Gutachten und eine Versicherung vorgezeigt werden. Der Schein kostet 28,92 Euro. Die Lizenz für das Sportfischen ist kostenlos und über den Verband erhältlich.

Schwarzangler gebe es auf Mallorca kaum, meint Alba. „Und wenn, macht das niemand mit bösen Absichten, sondern aus Unwissen. Im Gegenteil: Viele Bootsbesitzer hier haben eine Angellizenz, obwohl sie nie zum Fischen rausfahren – einfach nur für den Fall.“ Bei den geringen Kosten und dem wenigen Aufwand für die Lizenz, lohnt sich ein Verstoß auch kaum. Zumal es viele Kontrollen gibt. „Wer unerlaubt geschützte Fischarten einholt, muss mit einer Strafe von bis zu 3.000 Euro rechnen“, warnt Alba.

Wo darf ich auf Mallorca angeln?

Die Vorschrift unterteilt das Meer um die Insel in die Küstenlinie (aguas interiores) und Meeresschutzgebiete (reservas marinas), wo bestimmte Auflagen gelten.

Die Naturschutzgebiete im Meer rund um Mallorca.

Die Naturschutzgebiete im Meer rund um Mallorca. / Caib

Verboten ist das Angeln am Strand zwischen 7 und 22 Uhr zwischen dem 1. Mai und 30. September, im Abstand von weniger als 100 Metern zu Badenden, im Umkreis von 250 Metern von professionellen Fischern, in besonders geschützten Gebieten sowie rund um die Insel Dragonera und im Nationalpark Cabrera. In den rund um die Insel verteilten Meeresschutzgebieten darf unter bestimmten Bedingungen geangelt werden. Eine Karte findet sich in der Angler-App (siehe unten) oder der Website bit.ly/angelschein unter dem Punkt „Cuaderno pesca recreativa“. Beginn und Ende der Meeresschutzgebiete werden durch weiße Säulen an Land gekennzeichnet. Diese gelten als Richtlinie. Bei offiziellen Kontrollen gelten die GPS-Koordinaten.

Einen wirklichen Hotspot zum Angeln kann Bernadí Alba nicht nennen. Fische gebe es überall. „Man muss sich halt ein wenig auskennen, welchen Köder man nimmt und an welcher Stelle man die Angel auswirft.“ Im Sommer würden die Fische weiter draußen im Meer schwimmen, um das mit Sonnencreme verunreinigte Wasser in Strandnähe und die Badegäste zu meiden. Im Winter lohnt sich eher das Angeln in Küstennähe.

Was darf auf Mallorca geangelt werden?

Neben Fischen dürfen Kopffüßler wie Tintenfische und einige Wirbellose gefangen werden. Die Anzahl der Beute ist auf fünf Kilogramm plus ein Stück pro Lizenz beschränkt. Also beispielsweise fünf Kilogramm an kleinen Fischen und Meereslebewesen und einen großen Fisch. Bei Booten liegt das Maximum an erlaubtem Fang bei 25 Kilogramm und einem Stück.

Damit sich die Fische wenigstens einmal in ihrem Leben fortpflanzen können, gibt es für den Fischfang Mindestgrößen. Diese unterscheiden sich zwischen den Naturschutzgebieten und den normalen Küstengewässern (eine Liste findet sich hier unter "tallas mínimas"). Gemessen wird der komplette Fisch vom Maul bis zur Spitze der Schwanzflosse. Ist der gefangene Fisch zu klein, muss er zurück ins Meer geworfen werden. Die im Naturschutzgebiet gefangenen Fische müssen über die App gemeldet werden.

Welche Fische dürfen auf Mallorca nicht geangelt werden?

Gar nicht gefangen oder eingeholt werden dürfen etwa Krebstiere wie Langusten oder Garnelen sowie Muscheln oder Meerschnecken. Auch bei den Fischen gibt es weitere Ausnahmen. Um den illegalen Verkauf von Fischen durch Hobbyangler zu verhindern, müssen bestimmte Exemplare nach dem Fang markiert werden. Dabei wird der untere Teil der Schwanzflosse abgeschnitten, ohne dabei den Messwert der Länge zu verändern. Zu den Fischen gehören die Große Bernsteinmakrele, der Große Rote Drachenkopf oder der Gewöhnliche Umber.

Haie und Rochen dürfen gar nicht gefangen werden. Aus Bestandsschutzgründen darf von manchen Fischarten nur ein Exemplar pro Tag und Lizenz gefangen werden. Wer draußen auf dem Meer Roten Thun, Speerfisch, Mittelmeer-Speerfisch, Seehecht, Weißen Thun, Schwertfisch oder Großaugen-Thun einholen will, braucht eine besondere Genehmigung von der Regierung. Der auf Mallorca beliebte raor (Schermesserfisch ) darf nur im Zeitraum vom 1. September bis 31. März gefangen werden. Hobbyfischer dürfen keine professionellen Fischfangmethoden wie Schleppnetze verwenden.

Wann ist die beste Zeit zum Angeln auf Mallorca?

Bei den Wochentagen und Uhrzeiten gibt es für die Hobbyfischer keine Beschränkungen. „Der Februar ist meist der bescheidenste Zeitpunkt“, sagt Bernadí Alba. „Einerseits ist es saukalt, andererseits ist das Meer unstet. Das Wetter kann schnell umschlagen. Was am Morgen nach einem tollen Tag zum Angeln aussieht, wird am Nachmittag mies.“ Auch Frühling und Sommer sind keine Hochsaison. „Im April und Mai laichen die Fische. Es dauert dann, bis sie herangewachsen sind“, erklärt Bernadí Alba. Freude haben die Angler vor allem ab dem Spätsommer. „Ende August bis Ende Dezember ist gut.“

Die nützliche Angel-App

Alba rät allen Anglern auf Mallorca, die App „Diario de Pesca Recreativa“ auf dem Handy installiert zu haben, da dort alle Regeln aufgeführt sind. Das ist leichter gesagt als getan. Bei Android zeigt es im App-Store an, dass die App veraltet und daher nicht mehr geladen werden kann. Bei Mi iPhone taucht sie erst gar nicht auf. Mit einem Trick lässt sie sich zumindest bei Android dennoch installieren: Statt Google-Playstore muss die Alternative Aurora heruntergeladen werden (auroraoss.com). Dort lässt sich die App installieren. Beim Öffnen wird schnell klar, wo die Probleme liegen. Da die App nicht ständig auf die Standards der neuen Betriebssysteme aktualisiert werden könne, werde sie in Kürze durch eine Website ersetzt, steht auf der Startseite. Laut einer Sprecherin des Umweltministeriums soll die neue Website bis Ende März online sein, die App in ihrer derzeitigen Form aber beibehalten werden.

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