Es gibt viele Räume zu begutachten – das neue refugi ist nunmehr die größte Wanderhütte auf Mallorca. Ministerpräsidentin Francina Armengol nimmt sich dennoch die Zeit, auf ihrem Rundgang an diesem Montag (14.11.) überall einen Blick hineinzuwerfen, in die Zimmer mit den Stockbetten, in die Küche, sogar in die WC-Räume. Dabei hält sie nicht mit ihrem Stolz hinter dem Berg. „Sehen Sie, wofür die Touristensteuer alles gut ist!“, ruft sie triumphierend, als sie den MZ-Reporter unter den Journalisten ausmacht. 1,4 Millionen Euro aus den Einnahmen der Übernachtungsabgabe sind für die Herberge geflossen, „sie zeigt, dass die Steuer notwendig ist, heute stellt sie niemand mehr infrage“, meint sie.

Der Komplex ist eine lang erwartete Neuerung für alle Wanderfreunde. Es ist die inzwischen siebte vom Inselrat bewirtschaftete Herberge sowie mit 50 Schlafplätzen in zwölf Zimmern und gut 1.100 Quadratmetern die zumindest flächenmäßig größte. So weitläufig und modern die Innenräume, so dezent die erdfarbene Fassade von Ses Porqueres. In früheren Jahrhunderten, als Galatzó eine possessió im Privatbesitz war, wurden hier die Schweine gehalten. Jetzt aber steht man beim Eintreten vor einer Rezeption, hinter der Cristina, Oriol und Neus die Gäste begrüßen. Die neuen Mitarbeiter haben in den vergangenen Wochen in den anderen Herbergen des Inselrats ihr Handwerk gelernt, wie sie berichten. Dass sie sich auf ihre neue Aufgabe freuen, steht ihnen ins Gesicht geschrieben.

Mitten in der Natur

Möbel aus Massivholz, weiß verputzte Wände, unverkleidete Belüftungsrohre – der Luxus ist hier die Umgebung, zu genießen von der Aussichtsterrasse aus oder auch im Multifunktionssaal mit Glasfront. Wer hier zum ersten Mal in der Bergwelt übernachte und den Sternenhimmel sehe, reise mit geschärftem ökologischem Gewissen wieder ab, meint Aurora Ribot, Umweltdezernentin des Inselrats, die auf diese Weise sogar einen Bogen bis hin zum Klimaschutz spannt.

Wobei die Herberge nicht in den Bergen liegt, sondern vielmehr ein Eingangstor zur Tramuntana ist, an ihrem südwestlichen Ende. Hier beginnt der Fernwanderweg GR-221, das refugi ist über die „Variante B“ angeschlossen. „Die neue Herberge füllt eine Lücke“, so Xisco Fanals, Vorsitzender des balearischen Bergsportverbands FBME. Zwar steht mit Coma d’en Vidal bereits eine Herberge am Galatzó, doch diese ist unbewirtschaftet und nur im Ganzen zu reservieren, etwa für Schulklassen.

Alle Institutionen reden mit

Die neue Unterkunft biete sich nun etwa für ein verlängertes Wanderwochenende an, um Tag für Tag die umliegenden Strecken zu erkunden – bei anspruchsvollen Touren auf die Gipfel des Galatzó (1.026 Meter) und des s’Esclop (925 Meter) oder auf einfachen und besser ausgeschilderten Wegen, die an den Zeugnissen der früheren Bewirtschaftung eines Landguts vorbeiführen, das zehn Prozent der Fläche von Calvià ausmacht. Die Herberge werde dazu beitragen, dass die Großgemeinde nicht nur mit Strandtourismus assoziiert werde, hofft Bürgermeister Alfonso Rodríguez. Die Finca gehört seit 2006 der Kommune, die Herberge wird vom Inselrat verwaltet, den Bau finanzierte zum Großteil die Landesregierung mit der Touristensteuer – und die zahlreichen Vertreter aller Institutionen sonnen sich nun im Glanz des nach zwei Legislaturperioden fertiggestellten Vorzeigeprojekts.

Während sich die Meute der Politiker und Journalisten durch die Gänge schiebt, nimmt Miguel Bernat letzte Vorbereitungen in der Küche vor. Auch er hat bereits in allen anderen Herbergen des Inselrats gearbeitet, wie er berichtet. „Wir werden vor allem kohlenhydratreich kochen, aber auch vegetarisch und vegan“, beschreibt er das bodenständige Menü, das im Voraus reserviert werden muss. Genutzt würden lokale Zutaten, „falls sie uns die Ziegen nicht wegfressen“. Da das Abendessen vorgekocht und schockgekühlt wird, können sich die zwei Herbergsköche auf eine Arbeitszeit von 9 bis 16 Uhr freuen.

So geht es weiter

Die nächste Herberge ist bereits fest geplant, aber noch nicht im Bau. Sie entsteht auf dem Landgut Raixa bei Bunyola. Der Inselrat ist zudem mit der Ausweisung neuer Wanderwege beschäftigt. Im Nordosten der Insel wird der Camí Vell del Far de Formentor hergerichtet, eine „Leuchtturmroute“ entlang der Ost- und Südküste wird derzeit konzipiert. Und auch die Lücken im GR-221 könnten nun gestopft werden: Zwischen Esporles und Deià seien endlich die nötigen Enteignungsverfahren angelaufen, weiß Fanals. „Das ist für mich im Moment die wichtigste Neuigkeit.“

Die Reservierung wird in Kürze freigeschaltet: caminsdepedra.conselldemallorca.cat/refugis