Greta Niewiadomski studiert an der Balearen-Universität, im Rahmen eines Erasmus-Auslandssemesters. Die 21-jährige Psychologie-Studentin aus Bremen arbeitet außerdem als freie Journalistin für Medien in Deutschland. Hier berichtet sie über ihre Erfahrungen und Erlebnisse auf der Insel.

Wie kam es dazu?

Wie ich zu der Idee kam, ein Erasmus-Semester auf Mallorca zu verbringen? Gar nicht. Der Platz wurde mir nämlich unter den Restplätzen zugeteilt, und ich wusste erst mal nicht so recht, was ich davon halten sollte. Denn meine Vorstellung entsprach dem Bild, das mein gesamter Freundeskreis von der Insel hatte – viele Deutsche und exzessives Feiern am Ballermann.

Meine Mutter war es, die mir sagte: „Es ist doch bestimmt gut, wenn mal nicht alles schnurgerade nach Plan verläuft.“ Und so packte mich die Lust auf Abenteuer, und ich ließ mich darauf ein, mich eines Besseren belehren zu lassen. Also verbringe ich das fünfte Semester meines Psychologie-Studiums an der Universität der Balearen. Und was soll ich sagen? Es ist großartig!

Vorbereitungen

Zu Beginn meiner Vorbereitungen im März 2022 sprach ich noch kein Wort Spanisch. Ich bin das Gegenteil eines Sprachgenies. Doch die Gewissheit, dass ich bis zum Herbstanfang Universitätsspanisch verstehen musste, trieb mich an. Ich lud die App „Duolingo“ herunter, die mich jeden Tag mehrmals dazu zwang, mir ein wenig Grundvokabular anzueignen, und gleichzeitig besuchte ich einen kostenlosen Sprachkurs an meiner Uni.

Als mir dann mein Tutor nahelegte, mich auch ein wenig mit der katalanischen Sprache auseinanderzusetzen, fiel ich aus allen Wolken – ich hatte noch nie zuvor davon gehört. Und so ignorierte ich den sinnvollen Hinweis – und bereute es vor Ort in Palma bei der Beantragung der Tarjeta Ciudadana, als sich die Beamtin im Rathaus weigerte, mit mir Spanisch zu sprechen.

Bei der Wohnungssuche sollte ich jedoch auch gut mit Englisch zurechtkommen und fand schnell ein Apartment mit einer Dänin und einer Argentinierin im Viertel Santa Catalina. Da wir den Vermieter über Facebook ausfindig gemacht hatten, wussten wir leider bis zur Ankunft nicht, ob die Anzeige wirklich seriös war. Doch tatsächlich sollten wir am Anreisetag einen Vertrag ausgehändigt und einen herzlichen Händedruck von der Eigentümerin bekommen.

Ankommen

Mit der Ankunft legten sich die letzten Zweifel, und ich hatte mich schließlich für die Abenteuer-Variante entschieden. Daher fuhr ich mit dem FlixBus von Frankfurt nach Barcelona – er brauchte 24 Stunden für die Fahrt – und nahm dann, nach drei Tagen Sightseeing, die Fähre nach Mallorca.

Um sieben Uhr morgens legten wir im Hafen von Palma in der Morgenröte an, und ich konnte es kaum fassen. Ich stand allein an Deck des Schiffes und fuhr im Sonnenaufgang auf mein neues Zuhause zu. Mit einer wahnsinnigen Vorfreude im Bauch auf die kommenden sechs Monate.

Freizeitaktivitäten

In der ersten Woche hatte ich Zeit, mich einzugewöhnen. Da im September und Oktober noch sommerliche Temperaturen herrschten, konnte ich meine Freunde in Deutschland neidisch machen, indem ich zunächst jeden Tag am Strand verbrachte.

Das „Erasmus Student Network“ (ESN) organisierte viele Veranstaltungen, sodass wir in den ersten Wochen Ausflüge unternahmen. Wir machten eine Bootstour zur Bucht Sa Calobra, die in Port de Sóller startete. Außerdem fuhren wir nach Valdemossa, veranstalteten ein „International Dinner“, und lernten die Clubszene von Palma im La Luna und im Social Club kennen. Beim Speeddating traf ich viele Studierende, mit denen ich mittlerweile gut befreundet bin, und es herrschte eine lockere Stimmung – alle waren froh, dass die Zeit der Lockdowns endgültig vorüber schien.

Wir besuchten zwei Bootspartys und stießen außerdem auf die Tapas-Route Ruta Martiana sowie auf das Weinfest in Binissalem. Wirklich filmreif verlief das Open-Air-Kino am Stadtstrand von Palma in einer der lauen Sommernächte. Obligatorisch für das Leben am Mittelmeer war dann noch das Beachvolleyball-Turnier in Arenal und eine Kajak-Tour. Außerdem waren wir in einer Bowlinghalle und natürlich – am Ballermann.

In der Anfangszeit traf ich vor allem auf Erasmus-Studierende und knüpfte Kontakte zu jungen Menschen aus ganz Europa. Doch als dann Mitte September endlich die Vorlesungszeit losging, lernte ich auch schnell Spanier und Spanierinnen kennen.

Studieren auf Mallorca

Ich belegte einen Spanischkurs, in dem ich zunächst überfordert war, aber viel dazulernte, und zwei englische Kurse in Business und Gesundheitspsychologie. Um mich so richtig herauszufordern, schrieb ich mich dann noch im Fach Psicologia de Trabajo (Arbeitspsychologie) ein, wo mich die Professorin – die wir duzen durften – mit Samthandschuhen durch den Kurs brachte. Die Vorlesungen sind hier de- finitiv praxisorientierter als ich es aus Deutschland gewohnt bin. Und so hatte ich das Gefühl, das Gelernte in vielen Übungen richtig anwenden zu können.

Campus-Leben

Zu meinem Erstaunen bietet die Uni ein gigantisches Freizeitangebot. So fand ich mich schnell im hauseigenen Schwimmbad und auch im Fitnessstudio der Universität wieder, das für Studierende monatlich nur 20 Euro kostet. Dort belegte ich zudem einen Pilates-Kurs, wobei ich mir bis heute nicht ganz sicher bin, ob der Lehrer Katalanisch oder einfach nur unfassbar schnell Spanisch sprach.

Der Campus hat auch ein Wohnheim. Aber mir wurde glücklicherweise von Anfang an geraten, mir ein Apartment in Palma zu suchen. Die Metro fährt nämlich nur unter der Woche, und am Wochenende ist das Uni-Gelände wohl ziemlich öde. Die Fahrt zur Uni ist zwar eine halbe Weltreise, aber die Zeit lässt sich gut zum Lesen und Unterhalten nutzen. Palma ist auch perfekter Startpunkt für Ausflüge jeder Art. Und hier steppt der Bär, was ich – die in einem Bremer Vorort aufgewachsen ist – sehr genossen habe.

Wochenendausflüge

An den Wochenenden konnten wir mit der TIB-Busfahrkarte für wenig Geld die ganze Insel erkunden. Mit den anderen Studierenden fuhr ich zum Cap Formentor, nach Alcúdia, zu tollen Stränden oder nach Deía. Als es im November etwas abkühlte, wanderten wir im Tramuntana-Gebirge. Und wenn wir nicht mit dem Bus unterwegs sind, dann sieht man uns auch ab und zu mit dem Mietwagen oder dem Roller auf der Insel herumdüsen. Zum Beispiel auf dem Weg zu meinem absoluten Lieblingsstrand, der Cala Romántica.

Ende des Studium

Die letzten Klausuren finden Ende Januar statt – bitte drücken Sie mir dafür die Daumen. Und die restlichen Tage im Februar werde ich dann zum Verabschieden nutzen können. Von diesem wundervollen Zuhause auf Zeit.

Tschüss Mallorca – ich werde gerne wiederkommen!