Mallorca Zeitung

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Deutscher Polizist gegen Guardia-Civil-Beamten: Verworrener Rosenkrieg um eine Mallorca-Finca

Ein ehemaliger deutscher Polizist gewinnt einen Prozess gegen einen Beamten der Guardia Civil, der ihn angriff. Hintergrund ist der erbitterte Streit zwischen dem Deutschen und seiner Ex-Partnerin um ein Grundstück

Vor dem Gerichtsgebäude an der Avinguda d'Alemanya in Palma fand der Prozess statt. B. Ramon

Der Fall ist so verworren und hat inzwischen derart viele Kapitel, dass der Hauptdarsteller plant, aus seiner Geschichte ein Buch zu machen. Ein ehemaliger deutscher Polizist, nennen wir ihn Horst Peuker, will sich auf Mallorca zur Ruhe setzen und kauft sich eine Finca im Süden der Insel. Einige Zeit später beschließt er, ein weiteres Grundstück – ein Feld mit Olivenbäumen und einem kleinen Haus – in unmittelbarer Nachbarschaft zu erwerben. Aus steuerlichen Gründen lässt er ins Grundbuch seine damalige Partnerin eintragen. Laut seinen Angaben hat sie nicht den Kaufbetrag für die Finca gezahlt und außer einem Gang zum Notar nichts mit der Anschaffung zu tun gehabt.

Die harmonische Beziehung endet während der Corona-Zeit. „Wir haben uns auseinandergelebt, es ist nichts Gravierendes vorgefallen“, sagt Peuker. Sieben Monate hört der Deutsche nichts von seiner Ex-Partnerin, die nach Deutschland zurückgekehrt war. Zuvor habe sie einen privatwirtschaftlichen Vertrag zur Rückübertragung der Olivenfinca unterschrieben, berichtet Peuker. In Spanien ist bei derartigen Transaktionen ein Notar nicht zwingend vorgeschrieben, aber empfohlen. Eine Umschreibung im Grundbuch sollte später notariell erfolgen.

Zeugin bei der Rückübertragung dabei

Dann steht auf einmal ein Zwei-Meter-Hüne vor der Finca und fordert im Auftrag der Ex-Freundin und einer Anwältin aus Palma die Schlüssel der Finca, diese solle verkauft werden. Sicher, im Grundbuch war sie zunächst als Eigentümerin eingetragen, der ehemalige Polizist sagt allerdings, dass seine Ex-Partnerin ihm diese rückübertragen habe. Es war nach Angaben Peukers sogar eine Zeugin vor Ort, die die Urkunde ebenfalls unterschrieb.

Die frühere Partnerin des Deutschen hatte einen neuen Mann kennengelernt, dessen Geschäftspartnerin die Anwältin aus Palma war. Und diese soll laut Peuker seine Ex-Partnerin dazu ermutigt haben, die Finca an sich zu reißen. Sie sei ja im Grundbuch eingetragen.

Anzeige wegen häuslicher Gewalt

Die Ex-Partnerin zeigt auf Anraten der Anwältin ihren ehemaligen Lebensgefährten an – wegen häuslicher Gewalt. Gemeinsam hätten die Ex-Partnerin, ihr neuer Freund und die Anwältin aus Palma dann systematisch die Rechtslage des Paragrafen „Gewalt gegen Frauen“ ausgenutzt, sagt Peuker. Seine ehemalige Freundin habe behauptet, sie sei bei der Unterschrift unter das Übertragungsdokument der Finca von Peuker gewürgt und somit zur Unterzeichnung genötigt worden. „Die Zeugin hätte das Würgen ja bemerkt“, sagt Peuker. Vor Gericht habe die Zeugin später ausgesagt, dass es keinen Übergriff gab.

Peuker wird in einem Restaurant beim Essen festgenommen, die Polizei legt ihm vor seinen Freunden die Handschellen an. Er kommt in Untersuchungshaft, so berichtet er. Kurz darauf sollen die Ex-Partnerin, ihr neuer Partner, die Anwältin und der Zwei-Meter-Hüne in die Olivenfinca eingebrochen sein und die Schlösser ausgetauscht haben. Eine Videokamera habe das dokumentiert.

Zweiter Versuch: Vermeintliche Freiheitsberaubung

Nur wenig später, Peuker ist wieder auf freiem Fuß, steht die Guardia Civil vor der Finca und nimmt ihn abermals fest, wie Peuker berichtet. Seine Ex-Freundin habe jetzt ausgesagt, sie sei von Peuker zweieinhalb Jahre lang im Haus gefangen gehalten gewesen. Etwas, das nach Darstellung des ehemaligen Polizisten völlig unmöglich ist, da die beiden immer wieder Besuch von Freunden und Ex-Kollegen hatten, die eine Freiheitsberaubung bemerkt hätten. Peuker sitzt eine Nacht in Untersuchungshaft, dann habe man ihn laufen lassen.

Prozess gegen Beamten der Guardia Civil

Mitte Januar kam es nun in Palma zu einer Verhandlung zwischen dem Deutschen und einem Guardia-Civil-Beamten aus Llucmajor. Die MZ war im Gerichtssaal dabei. Der spanische Beamte soll privat von der Ex-Partnerin beauftragt worden sein, auf der Olivenfinca nach dem Rechten zu sehen, während sie in Deutschland weilte. Der Beamte ging offenbar davon aus, dass die Finca der Frau gehörte, weil diese ihm den Grundbuchauszug vorgelegt hatte.

Mindestens sechs Mal wählt Peuker in dieser Zeit die Notrufnummer und meldet einen Einbruch durch den spanischen Beamten auf der Finca, sagt er. Er habe mehrfach den Beamten auf die eigentlichen Besitzverhältnisse hingewiesen. Im März 2022 soll es auf der Finca dann zu einer Attacke des Guardia-Civil-Beamten, der nicht im Dienst war, auf den Deutschen gekommen sein.

Attacke des Beamten

Peuker war nach eigenen Angaben mit seinem Hund unterwegs, als er auf der Olivenfinca einen Mann bemerkte. Es war der Guardia-Civil-Beamte, der auf die Frage des Deutschen, was er dort zu suchen habe, auf die Straße trat – um ihn einzuschüchtern, wie Peuker glaubt. Der Guardia-Civil-Beamte soll daraufhin den Deutschen bedroht und tätlich angegriffen haben. Zehn bis 15 Schläge soll der Spanier dem Deutschen verpasst haben. Unter anderem soll er gerufen haben „Ich werde dir das Gesicht zerteilen“.

Peuker brachte vor Gericht eine Audio-Aufnahme als Beweisstück vor, auf dem die Worte des Guardia-Civil-Beamten klar zu verstehen sind, sowie ein ärztliches Gutachten über seine blaue rechte Gesichtshälfte. Trotz der Aufnahme streitet der Beamte die Drohungen ab. Die angeblichen Schläge sind auf der Aufnahme nicht zu hören.

Urteil ist herbe Enttäuschung

Das Urteil ist dann eine herbe Enttäuschung für Peuker und seinen Anwalt Carles Verdú von der Kanzlei Dr. Frühbeck in Palma: Der Beamte der Guardia Civil wird zu einer Zahlung von nur 360 Euro verurteilt – 180 Euro Strafe und 180 Euro Schmerzensgeld für Peuker. „Zu den entstandenen Anwaltskosten hat das Gericht gar nichts gesagt, genauso wenig wie zu den Schäden, die mir durch den Einbruch mit Diebstahl des Guardia-Civil-Beamten entstanden sind“, klagt Peuker, der gegen das Urteil Einspruch eingelegt hat. Eine Entscheidung dazu ist noch nicht gefallen.

Die Prozesse gegen seine Ex-Freundin werden laut Horst Peuker weitergehen. Nun will er eine Verurteilung seiner ehemaligen Partnerin und ihren Helfern wegen Falschaussage, Falschanzeige und Freiheitsberaubung anstreben.

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