Corona sei wie ein Turbo gewesen, meint Juan Ferrer, Chef der Qualitätsinitiative Palma Beach bei einer Pressekonferenz am Donnerstag (7.4.). „Wir sind nun auf dem Stand, den wir in unseren Szenarien erst 2026 oder 2027 vorhergesehen hatten.“ Statt der Horden an Sauftouristen gebe es nun einen neuen Typ Urlauber an der Playa de Palma. Das sind Touristen, die bislang die Insel gemieden haben, da das Image des Ballermanns einfach zu schlecht war. „Wir müssen uns nun nicht mehr vor anderen Urlaubsorten wie Barcelona, Miami oder Tel Aviv verstecken“, sagt Ferrer.

Klingt gut, und man könnte dem Unternehmer bei der Pressekonferenz auf Höhe des Balneario 9 auch Glauben schenken. Es ist voll. Im Meer kämpfen die Segler bei der Regatta Princesa Sofía um Medaillen. Gruppen von Radfahrern strampeln an der Meerespromenade entlang. Es ist eine Szenerie, wie sie sich die meisten Menschen wünschen. Doch einen guten Kilometer weiter am Strand entlang feiert der Megapark seine Wiedereröffnung. Der Partytempel zieht ein Publikum an, von welchem sich Palma Beach lieber heute als morgen verabschieden will.

"Schlimmer als 2019"

„Schon am ersten Tag kam es zu einer Schlägerei“, berichtet Beatrice Ciccardini, Wirtin der Kneipe Zur Krone am Balneario 6. Noch nie sei es so voll gewesen Anfang April. „Es sind vor allem junge Leute, die zwei Jahre lang die Füße stillhalten mussten und nun die Sau rauslassen. Nachts kann man vor lauter Gegröle kaum schlafen. Die Lage ist fast schlimmer als 2019“, sagt die Schweizerin.

So lief der Megapark-Start

Dabei geht es im Megapark noch verhältnismäßig gesittet zu. Beim Einlass wird auf die noch bis Dienstag (19.4.) geltende Maskenpflicht geachtet. Das ist die größte Sorge der Betreiber. Aus Angst vor negativen Schlagzeilen sollen Journalisten einen Vertrag unterschreiben, laut welchem jegliche Berichte und Fotos dem Unternehmen vorab gezeigt werden müssen. Bei Verstoß droht eine hohe Geldstrafe. Die MZ unterschreibt nicht und sammelt Eindrücke von draußen.

„Eigentlich ist alles wie immer“, berichtet eine junge Studentin, die bereits seit zehn Jahren regelmäßig auf die Insel fliegt. Wie viele andere Urlauber teilt auch sie ihre Erfahrung in den sozialen Netzwerken. Die Partyfotos erinnern an die von 2019. Die Leute tanzen zwischen den Tischen, man kommt in Kontakt mit anderen Feiernden. Das war im vergangenen Jahr noch nicht möglich gewesen. Der Höhepunkt des Abends ist das Konzert von Mickie Krause. „Es ist wahnsinnig voll“, schreit einer der Gäste beim Rausgehen ins Telefon. Wie bei vielen anderen hängt seine Maske dabei schon eher auf Halbmast. „Mickie hätte ein bisschen länger machen können“, sagt er. Dann torkeln drei Männer aus dem Vergnügungslokal, einer von ihnen sackt auf halber Strecke in sich zusammen. Seine beiden Freunde rollen ihn fürsorglich an die Playa. Dass das Publikum nicht zum Saufen komme, wie Megapark-Geschäftsführer Gerry Arnsteiner vor der Eröffnung im MZ-Interview gesagt hatte, trifft zumindest in diesem Fall nicht zu.

Was wird aus dem Verhaltenskodex?

So muss sich noch zeigen, ob der von den Nachtclubs aufgestellte Verhaltenskodex eingehalten wird. „Es ist eine gute Idee. Die Regeln sind aber ein Witz. Es kann mir keiner erzählen, dass ein Ladenbetreiber einen Rundruf startet, wenn ein Gast bei ihm rausfliegt, um alle anderen zu warnen“, sagt Ciccardini. Ein weiteres Problem sind die Betrunkenen auf öffentlicher Straße. „Die Raubüberfälle auf Urlauber haben wieder zugenommen. Wenn die Saison ähnlich erfolgreich wie 2019 werden soll, kann man eine vergleichbare Anzahl an Delikten erwarten“, heißt es aus Polizeikreisen. Ciccardini glaubt, dass es zu Ostern erst einmal ruhiger wird. Dann ziehen die Preise an, und es ist den Sauftouristen zu teuer.