Micky Brühl (Bergisch Gladbach, 1961) kam 1986 zum ersten Mal nach Mallorca. Der Sänger der kölschen Mundart- und Karnevalsband Paveier landete direkt am Ballermann 6. Damals eine Bretterbude, um die herum von morgens bis abends gefeiert wurde. Hauptsächlich von Kölnern mittleren Alters. Die Eindrücke von seinem Ballermann-Trip brachte er noch auf dem Rückflug zu Papier. „Buenos Dias, Matthias“ wurde kurz darauf der erste Ballermann-Hit. Noch heute wird er überall am Strand gesungen. Anlässlich der „Kölschen Wochen“, kam Brühl wieder für einen Auftritt zurück auf die Insel. Die Mallorca Zeitung hat ihn in einem Apartment im 4. Stock über dem Deutschen Eck in der „Bierstraße“ getroffen.

In der zweiten Zeile von „Buenos Dias, Matthias“ kommt ein gewisser Norbert Kranz mit Sohn vor. Gab es den wirklich?

Norbert Kranz, der mittlerweile verstorben ist, hatte in den 80er-Jahren eine Allianz Versicherung in Köln-Hürth. Der sagte jedes Jahr zu uns: Du musst mal mitkommen nach Mallorca. Irgendwann habe ich mich breitschlagen lassen und bin mit ihm und dem ganzen Trupp hierhergekommen – auf seine Einladung. Dann haben wir uns das Spielchen angeguckt. Wir waren beim alten Juan an der Schinkenbude, am Ballermann 6 und haben uns gedacht: Das gibt es doch nicht. Dann hab ich alles aufgeschrieben, was uns in der Woche so passiert ist. Wie zum Beispiel beim alten Hein. Auch den gab es wirklich. Der hat immer seine Herztabletten im Bier aufgelöst. Ein anderer war fünf Tage nicht zu sehen, weil er sich direkt am Flughafen verliebt hatte. So wie es im Lied besungen wird, so war es auch.

Aber es gibt ja nur wenig Leute, die verstehen, was Sie da singen. Es ist auf Kölsch.

Das ist nur ein Problem für Leute, die das nicht verstehen.

War der Song dann eine Art Dankeschön an Norbert Kranz und Sohn?

Zuerst gab es den Song auf Musikkassette, die haben wir dann Norbert Kranz mitgegeben. Irgendwann rief er an und sagte: „Junge, das ist ein Hit.“ Kranz hat ihn auf Mallorca verbreitet. Dann stand ich eines Tages in einer ähnlichen Situation wie jetzt auf dem Balkon und hörte unten am Ballermann 6 tausend Leute singen: „Buenos Dias, Matthias, mer sin widder do“. Das war der helle Wahnsinn. Und ist es noch heute, weil sie es immer noch singen.

Das Schlagerduo Klaus & Klaus bekam Wind von der Sache, dass da Großes am Entstehen war.

Richtig, es war ja so, dass sich die Künstler in den Locations abgewechselt haben. Hier waren alle großen von damals. Rex Gildo, Roy Black oder eben Klaus & Klaus. Und die Künstler haben schnell herausgefunden, wenn auf der Insel was am Zucken war. Klaus Baumgart bemerkte, dass alle „Buenos Dias, Matthias“ sangen und rief an: ‚Können wir die Nummer haben?‘ Aber wir haben „Nö“ gesagt.

Das hätte dennoch ganz Deutschland zum Vorteil gereicht, denn dann hätte man die Nummer zumindest überall – und nicht nur in Köln – verstanden.

Wäre dann wahrscheinlich ein noch größerer Hit geworden, aber diese Sorgen muss ich mir heute nicht mehr machen. Mich kennt in München, Hamburg, Berlin eigentlich so keiner. Aber wenn ich sage: „Buenos Dias, Matthias“, sagen alle „Ja, das kenne ich“.

Der Erfolg wurde auf Mallorca belohnt mit einem zehnjährigen Engagement im Riu Palace. Dort standen Sie mit Ihrer Band Paveier auf der Bühne in der Royal Suite.

Wo wir uns abgewechselt haben mit Tony Marshall, mit den Platters oder Frank Zander. Und die Gäste sahen aus! Die Frauen hatten Abendkleider an, ab und an gab es sogar Männer mit Smoking. Auf den Tresen standen Flaschen in Kübeln. „Tu mir mal ’ne Flasche Johnnie Walker“ war so ein Spruch, und dann kam irgendwann Radja Dalimonthe (der damalige Co-Direktor des Riu Palace) kurz vor dem Auftritt in die Garderobe und sagte: „Aaah, wir sind wieder vollster Laden an der Playa!“ Dann ging er auf die Bühne und sagte uns an mit seiner donnernden Stimme: „Ladieees and Gentlemeeen – the show is about to begin“.

35 Jahre später sagte er Sie am vergangenen Freitag (9.9.) wieder an – diesmal in Maritas Paradies, das nur über die Kölschen Wochen geöffnet war. Hätten Sie gedacht, dass der Song so lange überdauert? Dass er gar zum Titelsong der RTL-Serie „König von Palma“ wird?

Das nicht. Aber ein Hit ist ein Hit. Das ist einfach so. Ein Hit überdauert alles. Wenn ich vom Balkon in die „Bierstraße“ runterbrülle „Ein Bett im Kornfeld“, würden die da unten ihn einfach weitersingen. Das ist doch toll, und das macht einen doch auch stolz. Wenn ich in einem kleinen oder großen Laden auf der Bühne stehe, und alle singen mein Lied... Was Schöneres kann es nicht geben.