Schon klar: Markthallen sind Zusammenschlüsse von Händlern. Kaum ein Stand ist dort wie der andere. Wer über längere Zeit in einer Markthalle einkauft, hat seine Lieblingsverkäufer und wird bei ihnen nicht selten auch bevorzugt behandelt. Dieser personalisierte Einkauf macht ja gerade den Reiz einer Markthalle aus. Hinzu kommt: Ware und Preise sind an Marktständen viel weniger vereinheitlicht als im Supermarkt. Auch die saisonale Schwankungen bei den Produkten machen sich hier viel deutlicher bemerkbar. Das alles erschwert den Vergleich und macht eindeutige Aussagen darüber, in welcher Markthalle es am besten, schönsten und günstigsten ist, schwierig.

Die MZ versucht es trotzdem und hat die drei mercats in Palma besucht und dort mit vielen Händlern und Kunden gesprochen. Zu kämpfen haben alle drei Markhallen: Am Stadtrand macht ihnen die Konkurrenz der Supermarkt-Ketten zu schaffen, in der Stadt die der häufig von Indern oder Pakistanis geführten Obst- und Gemüseläden mit billiger Großmarktware.

Mercat de l’Olivar: Die Institution

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Mitten im Zentrum: Der Markt an der Plaça de l'Olivar

Angebot

Die größte Markthalle ist zugleich in vieler Hinsicht die edelste. „Hier ist alles so schön aufdrapiert und sauber“, loben die Urlauberinnen Andrea Ostwinkel und Sybille Heuel, und zücken beim MZ-Rundgang am Freitagmittag (14.10.) ihr Handy, um die vielen aneinandergebundenen bunten Pepperoni an einem Stand zu fotografieren. Wobei die Ästhetik das eine ist, die Qualität das andere. Viele der Obst- und Gemüsestände sowie Fleischereien hier sind für ihre gute und große Auswahl stadtbekannt. Das gilt auch für das Angebot in der etwas abgetrennten, großen Fischhalle: Es dürfte das beste der Stadt sein. Pragmatisch veranlagte Marktbesucher wisssen auch noch einen weiteren Vorteil des zweistöckigen Mercat de l’Olivar zu schätzen: Im Obergeschoss ist unter anderem ein Supermarkt der Kette Mercadona untergebracht. Auf zwei langen Rolltreppen können Käufer bequem von der einen in die andere Ebene wechseln. Dafür geht es in der großen Halle ziemlich wuselig zu, und der Geräuschpegel ist etwas höher als auf den anderen Märkten.

Lage und Erreichbarkeit

Zentraler geht kaum. Der Mercat de l’OIivar liegt in unmittelbarer Nähe der Plaça d’Espanya mit ihren vielen Bus- und Zugverbindungen. Auch aus Autofahrer-Sicht gibt es einen großen Pluspunkt: „Wir haben direkt in der Tiefgarage unter der Markthalle geparkt. So können wir gleich noch durch die Geschäften in der Innenstadt ziehen“, sagt einer der beiden deutschen Urlauberinnen.

Kundschaft

Schon die viersprachige Beschriftung vieler Infotafeln zeigt: Hier sind viele Touristen unterwegs. Doch auch für Einheimische, die im Zentrum Besorgungen machen müssen, liegt der Markt gut. Zumal der Mercat de l’Olivar über eine lange Tradition und viele Stammkunden verfügt. „Schon meine Großeltern und Eltern kauften an diesem Stand ein“, sagt etwa Margalida Seguí, die sich gerade an der 1951 eröffneten Frutería Miquel Gelabert mit Obst und Gemüse eindeckt.

Gastronomie

Viel, von frit mallorquí bis Austern. Vielleicht sogar zu viel. „Die vielen Bars und Imbisse tragen zwar dazu bei, dass die Kunden länger in der Halle bleiben, und schaffen ein besonderes Ambiente, aber echtes Markttreiben sieht anders aus“, findet der Obst- und Gemüse-Händler Miquel Gelabert.

Preise

Soweit möglich zu bestimmen: gehobenes Mittelfeld. Am Testtag waren etwa Goldmakrele und Granatapfel günstiger als im Mercat de Santa Catalina. Die Kollegen der mallorquinischen Wochenzeitung „Ara Balears“ sind auf die gute Idee gekommen, den café con leche an den Marktbars zu vergleichen. Hier liegt der Mercat de l’Olivar mit 2 Euro vorne.

Mercat de Santa Catalina: der Hipster

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Der Markt im Szeneviertel: Santa Catalina Nele Bendgens

Angebot

Wie es sich für ein internationales Szeneviertel gehört, wartet der Mercat de Santa Catalina auch mit ausgefallenerer Ware auf. Neben dem gängigeren Obst und Gemüse, Fleisch, Fisch und Aufschnitt finden Besucher in der sehr überschaubaren Markthalle Zutaten, die sie etwa für euroasiatische Fusionsküche verwenden können. Frutas Ramón etwa wartet mit Drachenfrüchten, Limetten-Kaviar oder den sogenannten Kumquats, auch Zwergorangen genannt, auf. Auch bei der Bäckerei Ca’n de Paris gibt es kein normales pan moreno, sondern nur welches im französischen Stil mit ökologischem Mehl. Die Butter für die Süßwaren stammt zudem aus der Normandie.

Lage und Erreichbarkeit

Westlich von Palmas Stadtzentrum, im Szeneviertel Santa Catalina. Unter anderen mit den Bussen 5, 46 und 47 zu erreichen. Eine Tiefgarage gibt es nicht. „Wir setzen uns schon seit Jahren dafür ein, dass der Markt ein eigenes Parkhaus bekommt“, erzählt Obst- und Gemüse-Händler Bernardo Contestí, der auch im Vorstand der Händlervereinigung ist. Die Problematik ist dem Rathaus bekannt, eine Lösung noch nicht gefunden. Wer statt samstags unter der Woche kommt, könnte Glück haben. Der Franzose Jérôme Collet, der ganz in der Nähe arbeitet, sagt: „In den Morgenstunden ist das Parken in der blauen Zone meist kein Problem.“

Kundschaft

Neben internationalem Kunden kommen wegen der Nähe zum Hafen auch viele Leute aus der Yacht-Szene. Manche Händler, wie Carina Ramón von Frutas Ramón, bringen ihre Ware in Transportern sogar zu ihnen. Beim MZ-Besuch treffen wir unter anderem zwei deutsche Urlauber an. Sie sind zum ersten Mal hier und ebenfalls in Hafennähe untergekommen. „Ein Bekannter hat uns den Markt empfohlen, da wir bewusst einen kleineren gesucht haben“, erzählen sie. Es sind längst nicht die einzigen Touristen. „Im Sommer kommen mehr Ausländer, im Winter haben wir mehr einheimische Kunden“, sagt Maria Roig von Peixatería Genió.

Gastronomie

Mit der Bar Can Frau verfügt Santa Catalina über mindestens ein Kultlokal für den Tapas-Imbiss, weitere sind etwa La Tapita oder die Bar de’s Mercat. Das Verhältnis Lebensmittel-Gastronomie ist aber noch vertretbar. Die Markthalle ist darüber hinaus auch als Vorglüh-Ort für die Nachmittagspartys (tardeos) am Samstag bekannt.

Preise

Exklusivität und Qualität haben ihren Preis. Das französische pan moreno etwa (680 Gramm) kostet 4,90 Euro, für das Kilo Goldmakrele mussten Kunden am Freitag bis zu 12,50 Euro ausgeben. „Vor zwei Wochen lag der Kilopreis sogar bei 18 Euro“, erzählt Maria Roig von der Peixateria Genió. „Wir orientieren uns daran, was wir selbst bei der Versteigerung im Lonja-Viertel bezahlt haben“, stimmt ihr auch die junge Verkäufern Marta Vila von der direkt nebenan liegenden Peixateria Catalina zu. Auch Granatäpfel etwa (granadas, span.) kosten hier teils 6,60 Euro pro Kilo. Auf dem Olivar-Markt kosten die granadas an manchen Ständen nur 1,95 Euro pro Kilo. Über Optik, Geschmack und Haltbarkeit lässt sich streiten. Beim Café-con-Leche-Test kommt Santa Catalina laut „Ara Balears“ mit 1,90 Euro weg, belegt also Platz 2.

Mercat de Pere Garau: der Volkstümliche

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Im Einwanderer-Viertel: Der Markt in Pere Garau Nele Bendgens

Angebot

Drinnen so ziemlich alles, was es an Lebensmitteln braucht, von den Hülsenfrüchten über die Oliven und den Wein bis zu den Innereien, inklusive natürlich Obst und Gemüse, Fleisch, Fisch, Aufschnitt. Highlight allerdings ist der dreimal dienstags, donnerstags und samstags draußen stattfindende Wochenmarkt. An einem guten Dutzend der Stände sind es die Landwirte selbst, die ihre Produkte verkaufen (bei den anderen handelt es sich um Zwischenhändler). „Viele der Landwirte erkennt man daran, dass sie nur relativ wenige Waren anbieten, eben das, was sie gerade ernten, andere daran, dass sich vor ihrem Stand lange Schlangen bilden“, erklärt ein Anwohner. An der Ostseite der Markthalle findet sich auch noch ein Stand mit lebenden Kaninchen und Federvieh, der Besucher regelmäßig ins Staunen versetzt.

Lage und Erreichbarkeit

Im Einwandererviertel Pere Garau, östlich der Altstadt. Busverbindungen: 5, 16, 28. Die Parkplatzsituation in den umliegenden Straßen ist bescheiden, das Parkhaus unter der Markthalle ist Anwohnern vorbehalten.

Kundschaft

Bunt gemischt wie auch die Menschen in den umliegenden Vierteln, die hier einkaufen. In jüngster Zeit auch mehr ausländische Besucher aus wohlhabenderen Vierteln und Urlauber.

Gastronomie

Im Kommen, aber noch übersichtlich. Die spanische Familie an der Eckbar serviert mallorquinische Tapas, die Latinos frittieren Fisch, die Chinesin bereitet bestes Sushi zu. Besonders samstagmittags ist das Hallo groß.

Preise

Der Mercat de Pere Garau gilt gemeinhin als die günstigste der Markthallen. Der Café-con-Leche-Test scheint das zu bestätigen: Für 1,40 Euro ist man dabei. In der Bäckerei Valls ist Ana Maria Rodríguez angesichts der Inflation froh, dass Brot zu den essenziellen Lebensmitteln gehört. „In den großen Supermärkten ist es zwar oft deutlich billiger, aber es gibt große Qualitätsunterschiede zu unserem hausgemachten Brot.“ Viele Kunden würden häufig gleich mehrere Brote kaufen und sie einfrieren. Aktuell zahlen sie bei ihr für das 700 Gramm schwere pan moreno 2,45 Euro.