Mallorca Zeitung

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Party, Alkohol, Exzesse: So kommt das deutsche Treiben bei den Anwohnern der Playa de Palma an

Obwohl die Temperaturen noch nicht sommerlich sind, geht die Sause an der Playa de Palma wieder los. Die direkten Nachbarn sind es längst leid

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"Wir sind die Kinder der Playa": Die Party auf Mallorca läuft auf Hochtouren Pere Joan Oliver

Es ist 22 Uhr in der Schinkenstraße an der Playa de Palma, der deutschen Partyhochburg auf Mallorca. Ein paar Deutsche trinken Alkohol mit bunten Strohhalmen und blinkenden Hüten. Da erscheint an der Tür des Hotels Niagara ein Landsmann, unten herum nur mit Unterhose bekleidet. Er schwankt hin und her und stellt wenig später fest, dass er seine Hose vergessen hat. Aber es ist zu spät: Dutzende Menschen applaudieren ihm und singen zum Sound der Biergärten.

Solche Szenen wiederholen sich am Ballermann um 23 Uhr, um Mitternacht und ab 1 Uhr wird es richtig surreal. So erzählt es Sophie Desaga, die mit ihren Freundinnen angereist ist, um "viel zu trinken und Spaß zu haben".

Die Probleme endlich angehen

Der einen Freud ist der anderen Leid. Wie auch in früheren Jahren beklagen sich die Anwohner der Feiermeile über Lärm und Exzesse. Alain Carbonell, Vizepräsident der Nachbarschaftsvereinigung der Playa de Palma fordert einen "Prozess der Regeneration des Tourismus", der derartige Probleme endlich angeht und "die Lebensqualität der Nachbarschaft garantiert".

Mann ohne Hose im Hotel Niagara. Pere Joan Oliver

Viele Anwohner sind der Meinung, dass die beste Lösung ein Aufstocken der Polizeikräfte ist. Der Sprecher der Initiative "Plataforma de Vecinos y Hoteleros ‘Por una Playa de Palma Cívica’", Miquel Cañellas, findet, dass die Reiterstaffel der Polizei wieder eingeführt werden sollte. Seine Vereinigung fordere das bereits seit sechs Jahren. Ihm sei klar, dass die berittene Polizei aus Tierschutzgründen abgeschafft wurde. "Trotzdem wollen wir, dass man sie zumindest nachts wieder einsetzt."

Reiterstaffel "beeindruckt" Urlauber

Die Reiterstaffel habe die Partygänger eher "beeindruckt". Darüber hinaus hätten die Beamten von weiter oben einen besseren Überblick über das Geschehen. Ein weiterer Vorteil: "Die berittene Polizei stellt mehr Nähe zu den Urlaubern wie zu den Einheimischen her." Im Auto seien die Beamten nicht unmittelbar im Kontakt mit den Passanten.

Juan Miguel Ferrer, der Geschäftsführer der Qualitätsinitiative Palma Beach, spricht sich dafür aus, die Sondereinheiten der Polizei, die ab Mai an der Playa de Palma die örtlichen Kollegen verstärken, bereits ab Anfang April einzusetzen. Das schöne Wetter und damit der Partytourismus begännen schließlich auch schon früher als im Mai.

Mann liegt im Gebüsch

Am Strand ist lautes Gelächter zu hören. Ein Mann liegt im Gebüsch und lacht sich schief, seine Begleiter stimmen ein. Immer mehr Neugierige kommen hinzu. Der Mann im Gebüsch ist zu betrunken, um aufstehen zu können. Er versucht es nicht einmal mehr.

Solche Szenen widern die Anwohner besonders an, genauso wie Betrunkene, die die Straße oder Hauswände als Pissoir missbrauchen. Noch sei ja Nebensaison, sagt der Präsident der Nachbarschaftsvereinigung S'Arenal, David Servera. Im Juni beginne der Höhepunkt der Exzesse. "Das ist der Monat der Schulabschlussfahrten vom spanischen Festland. Das ist das Schlimmste für die Playa, was es gibt. Viele junge Spanier kommen, um hier die Sau rauszulassen."

Nicht immer die Urlauber beschuldigen

Nicht alle sehen die Urlauber als die Schuldigen an. Ana Rodríguez, die Präsidentin der Initiative Plataforma Antidelincuencia Playa de Palma, die gegen die Kleinkriminalität auf dem Strandabschnitt vorgehen will, sagt: "Die Prostitution ist eines der größten Probleme, und die Straßen rund um die Schinkenstraße zeigen genau das."

Dazu kämen die Straßenverkäufer und die Hütchenspieler sowie Taschendiebe, die Tag und Nacht aktiv seien. "Statt die Urlauber zu beschuldigen, die nur ein bisschen Spaß suchen, sollte man diese Probleme angehen", fordert Rodríguez. /jk

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