Mallorca Zeitung

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In diesen Kirchen, Kapellen und Einsiedeleien auf Mallorca entkommen Sie dem Urlauberansturm

Mallorca hat zahlreiche spirituelle Orte zu bieten, die auf Bergen oder Hügeln thronen. Dort oben kann man während der Urlaubssaison der vollen Insel entfliehen

Auf dem Puig de Maria nahe Pollença. DM

Ermita de Betlém

Zur Ermita de Betlém lässt sich sowohl mit dem Auto von Artà aus hinauffahren als auch von Colònia de Sant Pere aus hinaufwandern. Die Einsiedelei, wie sie heute dasteht, wurde 1805 auf den Ruinen des arabischen Landgutes Binialgorfa erbaut. Das klassizistische Gebäude ist nach dem biblischen Ort Betlehem (auf Spanisch Betlém) benannt. Im 14. Jahrhundert gehörte das Landgut zum Herrschaftsgebiet Devesa de Ferrutx und war damit Bestandteil eines wichtigen Jagdgebietes der mallorquinischen Könige Sancho I. und Jaume III.

Die Ermita de Betlém nahe Artà. Biel Capó

Später als Ort für Olivenproduktion und Bienenzucht genutzt, verfiel der Besitz nach und nach, bis er Anfang des 19. Jahrhunderts neu aufgebaut wurde. Die letzten Einsiedler verließen Betlém 2010, heute ist das Gelände im Besitz des Bistums. Die Felder werden von einer Kooperative aus Artà bestellt.

Nostra Senyora de la Consolació

Dank guter Ausschilderung recht einfach zu finden ist dieses trutzige Gebäudeensemble oberhalb der Deutschenhochburg S’Alqueria Blanca im Südosten der Insel. Auf der 205 Meter hohen Erhebung steht die Einsiedelei mit Kapelle aus dem 15. Jahrhundert. Wer Glück hat und einen klaren Tag erwischt, kann von oben sogar die Inselgruppe Cabrera südlich von Mallorca erspähen. Hier ist Ruhe nahezu garantiert, häufig befindet man sich ganz allein auf dem Berg.

Das Santuari de Consolació nahe Santanyí. DM

Dort, wo heute das Gebäude steht, soll schon in frühchristlicher Zeit ein Kloster gestanden haben. Laut Überlieferung soll hier unter anderem die Heilige Scholastika gelebt haben, die Schwester des Heiligen Benedikt von Nursia. Sie soll auf Mallorca als „Regenmacherin“ bekannt gewesen sein und wird auf der Insel auch heute noch als solche verehrt, gerade in Zeiten der Trockenheit. In der Kapelle steht demzufolge auch ein Retabel aus dem Jahr 1646, das Scholastika darstellt.

Santuari de Cura

Mit eines der bekanntesten Bergklöster auf Mallorca ist das Santuari de Cura auf dem Puig de Randa. Als Etappenziel von Radsportlern beliebt, findet man auf dem weitläufigen Gelände dennoch ein ruhiges Plätzchen. Man kann sich richtig vorstellen, wie der Universalgelehrte Ramon Llull im 13. Jahrhundert wie ein Einsiedler dort oben lebte und zahlreiche seiner Schriften verfasste, darunter sein bekanntestes Werk, die „Ars Magna“. Besucher können sich über Llulls Wirken in einem kleinen Museum informieren, wo heute unter anderem handschriftliche Manuskripte und Bilder eines der ersten europäischen Intellektuellen ausgestellt werden.

Zwei Ausflügler auf dem Santuari de Cura. Nele Bendgens

Santuari de Sant Salvador

Das Kreuz von Sant Salvador auf dem 509 Meter hohen Berg zwischen Felanitx und Portocolom ist schon weithin im Flachland sichtbar (wenn es nicht gerade wie auf dem Foto über den Wolken liegt). Treffpunkt für Rennradler im Frühjahr und Sternschnuppen-Fans im Sommer, stammt das Kloster aus dem Jahr 1348. Nach dem Heiligtum in Lluc gilt Sant Salvador als wichtigster Wallfahrtsort der Mallorquiner.

Das Santuari Sant Salvador nahe Felanitx. Reiko Kayser-Fitzke

Gebaut wurde die Anlage als Mahnmal für die Toten der Pest-Epidemie, der rund die Hälfte der Einwohner von Felanitx zum Opfer fielen. Die letzten Ordensleute zogen 1992 aus dem Kloster aus, seither wird der Komplex von zwei mallorquinischen Familien verwaltet. Die Kirche auf dem Berg wurde mehrfach angesichts ihrer Beliebtheit umgebaut und vergrößert.

Santuari del Puig de Santa Maria

Wer Freude an einem kurzen Spaziergang hat, der kann sich den Aufstieg zum Heiligtum auf dem Puig de Santa Maria nahe Pollença vornehmen. Auch mit kleineren Kindern ist der Weg gut möglich, in rund einer Stunde ist man oben. Dort gibt es derzeit zwar nicht wie früher eine Herberge und eine Bar, aber das tut der Abgeschiedenheit des Ortes nur gut.

Auf den Puig de Maria können auch schon kleinere Kinder hochlaufen. Johannes Krayer

Das Ensemble auf dem 333 Meter hohen Berg wurde wie das Santuari Sant Salvador ebenfalls 1348 zur Zeit der Pest-Epidemie gegründet, als auf Mallorca knapp ein Fünftel der damaligen Bevölkerung der Seuche zum Opfer fiel. Der Bau der Kapelle war vom Bischof von Palma angeordnet worden, um weitere Katastrophen zu verhindern. Der Legende nach trug sich auf dem Puig de Maria auch ein Marienwunder zu.

Santuari Mare de Déu de Bonany

Etwas weniger bekannt, aber nicht weniger besuchenswert ist die Ermita de Bonany zwischen Petra und Vilafranca. Hier kommen auch nicht sonderlich religiöse Menschen zur Ruhe. Pflicht ist ein kurzer Rundgang durch das Kirchengebäude, die Glasfenster werfen an sonnigen Tagen intensive Farben – Rot und Grün – an die gegenüberliegende Wand. Wegen seiner wuchtigen Erscheinung wird die Kirche auch „Berg-Kathedrale“ genannt.

Die Berg-Kathedrale nahe Vilafranca de Bonany. Screenshot

Der mallorquinische Missionar Junípero Serra hielt auf Bonany 1749 seine letzte Predigt, bevor er nach Amerika aufbrach und zahlreiche Missionen gründete, aus denen dann Städte wie San Francisco oder San Diego hervorgehen sollte. Vor der Kirche kann man sich frisches Wasser aus dem Brunnen schöpfen.

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