Mallorca Zeitung

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Pedro Bestard

Interview mit Vox-Politiker Pedro Bestard: Wie es mit Mallorcas Wanderwegen und Wanderherbergen weitergeht

Der Dezernent im Inselrat von der Rechtspartei Vox über Fortschritte bei den Projekten zum Ausbau des Wegenetzes, eine neue Wanderhütte und das Miteinander von Wanderern und Jägern

Auf dem GR-221 Frank Feldmeier

Die Zuständigkeiten von Pedro Bestard könnten unterschiedlicher kaum sein. Der Fraktionssprecher der Rechtspartei Vox in Mallorcas Inselrat ist Dezernent des Ressorts Natur und damit zuständig für die Abfallwirtschaft, aber auch für das Netz der Wanderwege und -herbergen in der Tramuntana, die Verwaltung des Naturparks der Insel Sa Dragonera, Jagd und Fischfang sowie Sport. Kein anderer Vox-Politiker auf den Balearen hat so viel inhaltliche Verantwortung wie Bestard (Pòrtol, 1971). Denn im Gegensatz zum Balearen-Parlament, wo die Rechtspartei keine eigenen Minister stellt, gibt es im Inselrat eine echte Koalition mit der Volkspartei (PP). Bestard ist zudem stellvertretender Bürgermeister in seiner Heimatgemeinde Marratxí.

Braucht das Welterbe der Tramuntana Ihrer Meinung nach noch Werbung?

Jeder hat das Recht, wenn nicht die Verpflichtung, die Tramuntana kennenzulernen, natürlich im dafür vorgesehenen Rahmen. Wir sind glücklich, dass die Menschen kommen, um auf der Trockensteinmauerroute zu wandern.

Auf dem Fernwanderweg GR-221 fehlen allerdings immer noch zentrale Teilstücke.

Ich bin mir sicher, dass die Trockensteinmauerroute bis zum Ende der Legislaturperiode komplett angelegt und ausgeschildert sein wird, so wie es sein muss. Es gibt noch einzelne Gefahrenstellen, an denen wir arbeiten.

Pedro Bestard. Ramon

Sind das Hauptproblem nicht Enteignungen?

Es gibt ein paar Stellen, für die wir mit Eigentümern und Gemeinden verhandeln, etwa bei Esporles. Aber da sind wir auf der Zielgeraden. Derzeit arbeiten wir an der Ausweisung einer neuen Teilstrecke Palma–Puigpunyent, die direkt auf die Trockensteinmauerroute führt. Der Weg verläuft über private Landgüter, aber die Eigentümer gewähren den Durchgang, und das Projekt wird in Kürze fertiggestellt sein.

Wie kommen die Arbeiten am GR-222 voran, dem Fernwanderweg von Artà nach Lluc?

Von den 54 Kilometern Gesamtlänge ist fast die gesamte Strecke fertig. Es sind nur ein paar einzelne Stellen, an denen wir noch arbeiten.

Welche?

Das kann ich nicht exakt sagen. Es sind einzelne Punkte, wo vielleicht die Strecke etwas korrigiert werden muss.

Wie wird der GR-222 im Vergleich zum GR-221 bislang angenommen?

Das ist bislang noch überhaupt kein Vergleich. Wir haben ihn aber jetzt zum Beispiel auch auf den Tourismusmessen Fitur und ITB vorgestellt. Zudem haben wir noch den GR-226 East Mallorca, das sind rund 100 Kilometer durch fünf Gemeinden des Inselostens. Ende des Jahres oder Anfang kommenden Jahres wird auch diese Route sicherlich fertiggestellt sein.

Und wie laufen die Arbeiten auf dem Camí Vell de Far, der Verlängerung der Trockensteinmauerroute bis zum Cap Formentor?

Die margers arbeiten derzeit unter Hochdruck, um die dortigen Trockensteinmauern instand zu setzen. Sie sind wahre Könner, aber sie bearbeiten nun einmal Stein für Stein. Das dauert seine Zeit. Aber das Ziel ist, dass der GR-221 in Zukunft von Andratx bis Formentor reicht.

Herberge Galatzó Frank Feldmeier

Ende 2022 eröffnete der Inselrat eine neue Wanderherberge auf dem Landgut Galatzó. Wie wird sie bislang angenommen?

Gerade ist sie ausgebucht. Es ist unsere modernste Herberge an einem einzigartigen Standort. Aktuell bereiten wir die nächste vor, Paloma Blanca in Banyalbufar. Die Eigentümer, ein argentinischer Pilot und seine Frau, beherbergten hier im Sommer Kinder der Stiftung Nazareth. Der Besitzer ist verstorben, die Erben haben die Finca dem Inselrat überlassen. Wir werden das Gebäude jetzt zu einer Wanderherberge umbauen, es ist ein spektakulärer Ort mit Meerblick. Die Nutzung für Kinder und Wanderer lässt sich vereinbaren.

Wie groß wird die Wanderherberge?

Das steht noch nicht konkret fest, aber es werden wohl 40 bis 50 Schlafplätze. Eine Herberge an diesem Standort vervollständigt das Netz ideal. Arbeiten gibt es zudem derzeit an der Herberge Sa Coma d’en Vidal bei Estellencs. Derzeit ist sie geschlossen, wegen Problemen mit dem Wasseranschluss.

Eigentlich war angekündigt, dass die nächste Herberge auf dem öffentlichen Landgut Raixa in der Gemeinde Bunyola eröffnen sollte.

Das analysieren wir, aber wir haben unsere Zweifel an dem Projekt. Das Anwesen ist recht weit von der Trockensteinmauerroute entfernt.

Hinsichtlich der öffentlichen Landgüter auf Mallorca haben Sie im Koalitionsvertrag festgelegt, dass dort prinzipiell die Jagd erlaubt werden soll. Wie genau soll das funktionieren?

Die Umsetzung prüfen wir gerade. Das Ziel ist, dass auf den öffentlichen Landgütern kontrolliert gejagt werden kann. Ein Jäger wird dabei nie die Wanderer stören, das ist ein verbreitetes Gerücht. Es gibt sehr viel mehr Privatfincas als öffentliche Fincas, und auf den Wegen, die über sie führen, ist noch nie etwas passiert. Jagd und Wandern sind kompatibel. Und die Jäger respektieren die Umwelt mindestens genauso wie die Umweltschützer.

(Vollständiges Interview in der Printausgabe vom 4. April 2024)

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