Mallorca Zeitung

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Konzept, Verlauf, Sehenswertes: Der Fernwanderweg für Mallorcas Osten geht jetzt in die Umsetzung

Der GR 226 erschließt auf 105 Kilometern die Gemeinden des Llevant. Konzept, Verlauf und Sehenswürdigkeiten: Das erwartet schon bald die Fernwanderer

Cala Mesquida Krayer

Wenn vom Fernwandern auf Mallorca die Rede ist, dann geht es praktisch immer um den GR 221, die klassische Trockensteinmauerroute, die sich durch das Tramuntana-Gebirge zieht. Dabei gibt es längst auch den GR 222 zwischen Lluc und Artà, auf dem ebenfalls die meisten Abschnitte fertiggestellt sind. Und ab kommendem Jahr dann auch den GR 226. Dieser neue Fernwanderweg (GR steht für Gran Recorrido), der die Gemeinden im Osten Mallorcas (Llevant) verbindet und dem der Marketingname East Mallorca verpasst wurde, geht nach Jahren des Stillstands und der Ankündigungen nun in die Umsetzung.

Dass dies auch wirklich so ist, dafür sprechen mehrere Punkte. Das Projekt ist fertig ausgearbeitet, und die balearischen Umweltkommission hat es jetzt unter Auflagen genehmigt. Das fast hundertseitige Projektdossier listet alle 549 vorgesehenen Wegweiser, Pfeilpfosten und Infotafeln im vertrauten rustikalen GR-Design sowie deren exakten Standort auf. Die gut 420.000 Euro teuren Arbeiten auf der insgesamt knapp 105 Kilometer langen Strecke können auch deswegen in den kommenden Wochen beginnen, weil Mallorcas Inselrat auf eine Ausschreibung der Arbeiten verzichtet und stattdessen das öffentliche Unternehmen Tragsa beauftragt.

GR-222 - so ähnlich werden die Schilder des GR-226 aussehen. Frank Feldmeier

Darüber hinaus gibt es ein zeitliches Limit für die Umsetzung, damit auch wirklich die Fördergelder fließen. Sie kommen aus einem Fonds, den die spanische Regierung nach der Pleite des Reiseveranstalters Thomas Cook für Tourismusfördermaßnahmen aufgelegt hatte. Bedingung ist, dass die Arbeiten im Januar abgeschlossen sind. Darüber hinaus seien auch keinerlei Enteignungen nötig, betont Pedro Mas, zuständiger Generaldirektor im Tourismusressort des Inselrats im Gespräch mit der MZ. Es handle sich durchweg um kommunale Wege, die die Gemeinden des Llevant bereits als öffentlich katalogisiert hätten.

Vier Teilstrecken

Die Fakten: Der GR 226 zieht sich durch fünf Gemeinden und umfasst vier Tagesetappen von jeweils 22 bis 25 Kilometern – Cales de Mallorca-Manacor, Manacor-Son Carrió, Son Carrió–Artà, Artà–Cala Mesquida – sowie zwei Anschlüsse ab Son Macià (3,3 Kilometer) und Costa dels Pins (7,7 Kilometer). Statt durch die Berge geht es über Hügel und übers flache Land. Der Höhenunterschied beträgt auf keiner Teilstrecke mehr als 400 Meter, meist deutlich weniger. Unklar ist noch, ob zunächst Teilstrecken oder der Weg als Ganzes freigegeben werden.

Der Verlauf des GR-226. Consell/Humanes

Nicht zu verwechseln und keine Überschneidungen gibt es mit dem Projekt der Via Verde, dem Wander- und Radfahrweg auf der einstigen Eisenbahntrasse zwischen Manacor und Artà. Der GR 226 nähere sich der Trasse nur an, es gebe keine identischen Strecken, so Mas. Das habe seinen Grund nicht nur in dem Ziel, ein ergänzendes Angebot zu schaffen, sondern auch darin, dass es sich bei der Via Verde nicht um kommunalen Grund handle und man nicht sicher sein könne, ob die Trasse in Zukunft nicht doch wieder für den Eisenbahnverkehr reaktiviert werde.

Und auch mit dem Wegenetz des Parc de Llevant gibt es praktisch keine Überschneidungen. Nur die Teilstrecke zwischen Cala Agulla und Cala Mesquida am nördlichen Zipfel des GR 226 entfällt auf das vor gut einem Jahr erweiterte Naturschutzgebiet. Hier gab es denn auch die einzigen Auflagen der balearischen Umweltkommission, die keine Wanderer im sensiblen Dünensystem sehen will. Der dortige Streckenverlauf sei aber leicht zu ändern und habe keine Verzögerungen zur Folge, beteuert Mas.

Kulturerbe an der Strecke

Über Asphalt gehe es nur an wenigen, verkehrsberuhigten Punkten. Für die nötigen Tempolimits und Säuberung der Straßenränder an diesen Stellen kooperiere man mit der Verkehrsbehörde. Vielmehr entdeckten Wanderer auf idyllischen Strecken das Kulturerbe des Inselostens, neben Kirchen und historischen Ländereien auch Brunnen, Mühlen, Aussichtspunkte. Darunter sind beispielsweise die Torre del Palau – der restaurierte Turm eines einst von König Jaume II. errichteten Palasts in Manacor –, die Farinera del molí d’en Beló –, eine als Industrieerbe deklarierte Getreidemühle –, die dachlose Kirche Església Nova von Son Servera, das Centre Melis Cursach – das Vermächtnis der gleichnamigen Apothekerin von Capdepera – oder ein Marès-Steinbruch an der Cala Agulla.

Alte Schätze wie diese Apotheker-Waage zieren die Räume im Centre Melis Cursach in Capdepera im Nordosten von Mallorca. Foto: Mono

Der Llevant brauche den Vergleich mit der Tramuntana nicht scheuen, betont der Generaldirektor, der das Projekt als Freizeitangebot für Einheimische wie Urlauber gleichermaßen betrachtet sehen möchte. Während Touristen ein neues Produkt außerhalb der sommerlichen Hauptsaison vorfänden, gebe es auch für Mallorca-Bewohner aus anderen Ecken der Insel jede Menge fernab der bekannten Ausflugsziele zu entdecken.

Keine Wanderhütten

Dabei geht es im Vergleich zur Trockensteinmauer-Route sehr viel urbaner zu. Das liegt auch an den Unterkünften: Es wird keine rustikalen Wanderhütten wie im Fall des GR 221 geben, vielmehr sei das Angebot konventioneller Gästehäuser auf der Strecke ohnehin ausreichend. Zumal die einzelnen Teilstrecken nicht in unberührter Natur, sondern in größeren Orten enden.

Ursprünglich war die Route East Mallorca fast doppelt so lang geplant. Und obwohl ein von der Vorgängerregierung vorgestelltes Projekt für einen Fernwanderweg von Leuchtturm zu Leuchtturm zwischenzeitlich einkassiert wurde, sieht Mas in der Erschließung der Küste die Zukunft. Das Netz der Wanderwege solle auch nach dem GR 226 weiterwachsen.

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