Davor hatten alle gewarnt. Die mit großer Mühe und unter schweren Opfern über Monate niedrig gehaltene Inzidenz steigt schnell und unkontrolliert. Schon in der Vorwoche hatten die Balearen bei der 7-Tage-Inzidenz die 50er-Hürde gerissen. Die 100er-Hürde fiel wenige Tage später. Am Mittwoch (7.7.) lag der Wert balearenweit bei 146,6, auf Mallorca immerhin bei 118,8. Wie rasant sich die Lage verändern kann, machte die Nachbarinsel Menorca vor. Nach den traditionellen Feiern zur Johannisnacht stieg die Inzidenz binnen zwei Wochen von 14 (am 21. Juni) auf 526 (4. Juli). Die Behörden reagierten mit Massentests unter Jugendlichen und forderten von Madrid die Freistellung von 70 Soldaten, die bei der Kontaktverfolgung helfen sollen.

Wer sich zurzeit ansteckt, das ist eindeutig: junge Leute, die noch nicht geimpft sind und sich vermehrt zum Feiern treffen. Die Grafik zeigt das deutlich: Die steil nach oben schnellende Kurve stellt die Altersgruppe der 16- bis 29-Jährigen dar. Auch die blaue Kurve der 30- bis 39-Jährigen zeigt eine Gruppe von Personen an, von denen noch relativ wenige vollständig geimpft sind und die zurzeit gern ausgehen.

Corona-Neuansteckungen nach Alter. Quelle: CAIB

Die Tatsache, dass sich fast ausschließlich junge und ungeimpfte Menschen anstecken, ist gleichzeitig ein Lichtblick. Denn die meisten überstehen die Krankheit ohne oder mit nur leichten Symptomen. Obwohl sich die Zahl der Covid-Kranken in wenigen Wochen verfünffacht hat – am Mittwoch (7.7.) registrierte das balearische Gesundheitssystem 2.828 aktuell infizierte Personen – bleibt die Lage in den Krankenhäusern relativ stabil. Balearenweit lagen 14 Personen auf Intensivstation, neun von ihnen auf Mallorca.

Lockerung gestoppt

Angesichts der sich häufenden Ansteckungen hat die Balearen-Regierung die geplante Öffnung von Diskotheken und Clubs auf Eis gelegt und die bislang geltenden Restriktionen um zwei Wochen verlängert, wie Regierungssprecher Iago Negueruela am Mittwochabend mitteilte. Als einzige zusätzliche Regel tritt ab Samstag (10.7.) ein nächtliches Verbot des Alkoholverkaufs in Kraft. Ab 22 Uhr dürfen die nachts geöffneten Geschäfte keine Alkoholika mehr verkaufen. Das Verbot gilt inselweit und schließt auch Tankstellen ein. Der Ausschank in Restaurants und Bars ist nicht betroffen. Die Gastronomie darf unverändert bis 2 Uhr morgens öffnen.

Auch die Zentralregierung in Madrid schloss vorerst eine spanienweite Verschärfung der Restriktionen aus. Obwohl dies von einer Expertenkommission und einigen Regionen gefordert wurde, sprach sich Premier Pedro Sánchez am Dienstag (6.7.) gegen spanienweite nächtliche Ausgangssperren oder frühe Sperrstunden aus.

Jugendliche werden geimpft

Die Hoffnung stützt sich auf die beschleunigte Impfkampagne. 60,6 Prozent der zu impfenden Bevölkerung auf Mallorca haben mindestens eine erste Dosis erhalten, bei 44,4 Prozent ist der Impfprozess abgeschlossen. Die Impfung der ab 16-Jährigen sei vielversprechend angelaufen, so Negueruela.

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