Für Literaturliebhaber auf Mallorca: Die Buchhandlung Ripoll im Herzen von Palma ist wieder da

Mehr als drei Jahre musste Carolina Ripoll auf die nötige Genehmigung warten, um die Librería Ripoll im Haus ihrer Familie wieder zum Leben zu erwecken. Doch es hat sich gelohnt: Das liebevoll hergerichtete Antiquariat freut sich nun auf Besucher

Der Raum im renovierten, historischen Gebäude beherbergt neben gut sortierten Bücherregalen auch eine Leseecke.

Der Raum im renovierten, historischen Gebäude beherbergt neben gut sortierten Bücherregalen auch eine Leseecke. / Nele Bendgens

Brigitte Rohm

Brigitte Rohm

Die Buchhändlerin Carolina Ripoll (29) wirkt am Abend des 20. März wie ein Geburtstagskind, das sich auf seiner eigenen Party nicht so recht entspannen kann. „Es ist nicht mehr so schön wie vor ein paar Stunden“, sagt sie entschuldigend und rückt Bücher zurecht, die offenbar an der falschen Stelle einsortiert wurden.

Die Feier zur Wiedereröffnung der legendären Librería Ripoll ist zu diesem Zeitpunkt schon seit drei Stunden im Gange. Und es ist kein Wunder, dass sich die Halb-Österreicherin, Tochter der Ludwig-Salvator-Biografin Helga Schwendinger, erst einmal daran gewöhnen muss, ab jetzt Besucher in ihrem liebevoll hergerichteten Antiquariat vorzufinden.

Geduldsprobe bis zum Umbau

Denn bis dahin war es ein langer und mitunter recht einsamer Weg: Carolinas Vater Manuel Ripoll musste die Buchhandlung, die 1930 gegründet worden war und sich seit 1941 im Carrer Sant Miquel befand, 2015 aus finanziellen Gründen schließen. Der Verkauf ging seitdem über die Online-Plattform Abebooks weiter. 2021 hatte die MZ dann darüber berichtet, wie sich die junge Frau dazu entschlossen hatte, das Geschäft zu übernehmen und nun im Zwischengeschoss des Familienhauses einzurichten, im Carrer Can Sanç Nummer 8.

Das Warten auf die Genehmigung zum Umbau hat sich gelohnt: So sieht die Librería Ripoll heute aus.

Das Warten auf die Genehmigung zum Umbau hat sich gelohnt: So sieht die Librería Ripoll heute aus. / Nele Bendgens

Doch der Tatendrang wurde durch die Stadtverwaltung von Palma harsch ausgebremst: Dreieinhalb Jahre sollte es dauern, bis die Umbauarbeiten für das historische Gebäude in der Altstadt genehmigt wurden. Zwar waren regelmäßig Bearbeitungsgebühren fällig, der ersehnte Bescheid blieb aber lange Zeit aus, sagt Carolina Ripoll. „Dann kam irgendwann eine merkwürdige E-Mail, von der ich dachte, sie sei Spam.“ Ein Besuch im Rathaus brachte schließlich Klarheit: Es handelte sich tatsächlich um ein offizielles Schreiben.

Im Mai 2023 konnte es dann endlich mit den Umbau- und Renovierungsarbeiten losgehen, die bis Januar dieses Jahres andauerten. Im Februar ging es noch an den Feinschliff. „Die letzten Wochen waren wirklich stressig“, gesteht Ripoll, die sich aber weder vom Endspurt noch von der langen Verzögerung bis zum großen Tag entmutigen ließ. Unterstützung bekam sie dabei vor allem von ihrem Bruder Tomás, der mehr im Hintergrund agiert. Was die Kunden sehen, sei nur die Spitze des Eisbergs: „Das Geschäft ist wirklich das kleinste Detail. Die ganze Arbeit findet hinter den Kulissen statt“, sagt die Buchhändlerin.

Immer am Umräumen: Buchhändlerin Carolina Ripoll.

Immer am Umräumen: Buchhändlerin Carolina Ripoll. / Nele Bendgens

Von deutscher Literatur bis Sisi

Einen physischen Raum zu haben, der in Zukunft auch für kulturelle Aktivitäten wie Buchpräsentationen und Kunstevents genutzt werden kann, vermisste Ripoll beim reinen Online-Verkauf schmerzlich. Man merkt, wie viel Herzblut sie in das Projekt der neuen, alten Buchhandlung steckte, die hinter dem Eingangstor des Hauses über eine Treppe zu erreichen ist. Mit einem Blick für jedes kleine Detail sind die Bücherregale arrangiert, die mindestens tausend Werke beherbergen. Da der Bestand daneben auch Illustrationen, Stiche und Fotografien umfasst, lassen sich die Schätze besonders ansprechend präsentieren.

Es gibt viel spanische, katalanische und mallorquinische Literatur, aber auch einige Bücher auf Englisch, Französisch und viele auf Deutsch. Letztere sind nicht nur in einer eigenen Ecke eines Regals zu finden, sondern verstecken sich auch in den thematisch geordneten Abteilungen zu Kunst, Geschichte oder Reiseliteratur – dem erklärten Lieblingssegment der Buchhändlerin, die in Wien Afrikawissenschaften studiert hatte. Im Geschäft einer halben Österreicherin verwundert es auch nicht, beim Blättern durch einen Kasten mit alten Postkarten gleich mehrmals der Kaiserin Elisabeth („Sisi“) zu begegnen.

Das hübsch gestaltete Segment mit Mallorca-Büchern.

Das hübsch gestaltete Segment mit Mallorca-Büchern. / Nele Bendgens

Alle Bücher haben ein Lesezeichen mit Referenznummer und Preis bekommen (die Spanne reicht von 10 bis 500 Euro). Auch wenn es eine Widmung gibt, ist das vermerkt. „Wir haben jedes Buch genau inspiziert und sorgfältig ausgewählt“, sagt Ripoll. Die Librería ist kein Secondhand-Buchladen mit Ramschkiste, sondern ein gut sortiertes Kleinod für Liebhaber von antiquarischen Büchern. Wer etwas gefunden hat, kann sich in der behaglichen Leseecke am Fenster zum Innenhof niederlassen und direkt ein wenig losschmökern...

Antiquarische Buchhandlung: Librería Ripoll, Carrer Can Sanç, 8, Palma, geöffnet Mo.–Fr. 10–14 Uhr, Preise für Bücher: 10–500 Euro. Infos und Neuigkeiten zur Buchhandlung auf instagram.com/libreriaripoll.

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