Meinung | KOMMENTAR

Sibyllengesang von Mallorca im deutschen Wohnzimmer: Wie man Weihnachten zwischen zwei Welten feiert

Auswanderer müssen beim Fest irgendwo Abstriche machen - oder sich Mühe geben, das Fest in der Heimat zu mallorquinisieren, meint MZ-Redakteurin Brigitte Rohm

Ein besonderes Erlebnis: Der Sibyllengesang in der Kathedrale (Archivbild).

Ein besonderes Erlebnis: Der Sibyllengesang in der Kathedrale (Archivbild). / Montserrat Díez/EFE

Ein grundsätzliches Auswanderer-Dilemma spitzt sich in den Weihnachtstagen zu: Man hängt zwischen den Stühlen, und wie man es dreht und wendet, irgendetwas wird man ganz sicher verpassen – ob man nun auf Mallorca bleibt oder in die Heimat fliegt.

Wenn Ersteres keine Option ist, weil der Familienkreis klein ist und stets auf die Anwesenheit besteht, treibt diese Situation besonders seltsame Blüten: Als Redakteurin, die bereits das vierte Weihnachtsfest seit dem Umzug auf die Insel begehen wird und schon einige Sonderbeilagen zum Thema mitgestaltet hat, sind mir die lokalen Bräuche bestens vertraut. Insbesondere der Sibyllengesang, der mich mit seiner archaischen Kraft fasziniert und in dessen Ursprünge und Wandlung ich im vergangenen Jahr tief eingetaucht bin.

Weihnachten ist dort, wo die Familie ist

Die Krux daran: Noch nie habe ich die Sibylle selbst live und in Farbe singen hören, weil ich an Heiligabend immer schon in Deutschland war. Weihnachten ist eben dort, wo die Familie ist – das ist nicht verhandelbar. Der einzige wirklich überzeugende Weg, um beides unter einen Hut zu bringen und den ganzen Zauber der mallorquinischen Weihnacht im Kreis seiner Lieben zu erleben, ist wohl, dass die Eltern ebenfalls auswandern.

Wenn diese Perspektive sich aber nicht abzeichnen sollte, gibt es immer noch Wege, eine Brücke zwischen den Welten zu bauen und zumindest das Fest in der Heimat poc a poc zu mallorquinisieren: Meine Familie freut sich schon auf die importierten turrones. Und wir werden dieses Jahr den Sibyllengesang in der Kathedrale von Palma per Livestream bei IB3 ins deutsche Wohnzimmer holen.

Der Nürnberger Christkindlesmarkt.Die Weihnachtsmärkte in Bayern sind heuer wieder gut besucht. Die Händler zeigten sich zufrieden, und «die Kunden waren begeistert

Aushängeschild der deutschen Weihnachtszeit: Der Nürnberger Christkindlesmarkt 2022. / Foto: Daniel Karmann/dpa

Durante las Fiestas se recrudece un dilema fundamental que viven los expatriados: estás atrapado entre dos aguas y, lo mires por donde lo mires, seguramente te vas a perder de algo, tanto si te quedas en Mallorca como si vuelas a casa en Navidad. Si lo primero no es una opción porque el círculo familiar es reducido y siempre insiste en la presencia, la situación puede resultar especialmente extraña. Como periodista, que celebrará su cuarta Navidad desde que se mudó a la isla y que ya ha contribuido a varios especiales sobre el tema, conozco muy bien las costumbres navideñas locales. En particular, me fascina el poder arcaico del Canto de la Sibila. El año pasado, me sumergí para un reportaje en sus orígenes y su transformación. La pena es que a pesar de esto, nunca he tenido la posibilidad de oir cantar a la Sibila en vivo y en directo porque siempre he estado en Alemania en Nochebuena. La Navidad está donde está la familia, eso no es negociable. La única forma realmente convincente de conciliar ambos mundos y vivir la magia de una Navidad mallorquina con los seres queridos de Alemania es que los padres emigren también. Pero si esta perspectiva no se presenta, aún hay formas de tender un puente entre los dos mundos y, al menos, „mallorquinizar“ poc a poc las fiestas en casa. Mi familia ya está deseando que les lleve los turrones. Y este año, traeremos el Canto de la Sibila de la Catedral de Palma a nuestros salones alemanes a través de la retransmisión en directo de IB3.

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