Prozess gegen Rentner, der auf Mallorca Einbrecher erschoss: Staatsanwalt senkt Strafforderung leicht

Der mitangeklagte Einbrecher und Bruder des Getöteten entschuldigte sich derweil beim Senior

Aufnahme vom letzten Prozesstag.

Aufnahme vom letzten Prozesstag. / EUROPA PRESS

J.F. Mestre

J.F. Mestre

Im Prozess um einen Einbruch in eine Finca in Porreres im Jahr 2018, bei dem der Hausbesitzer einen der Einbrecher erschoss, sind am Dienstag (19.9.) die Schlussplädoyers gesprochen worden. Auch die Angeklagten kamen zu Wort.

Der 83-jährige Pau R., der den Einbrecher Mauricio E. erschoss, drückte sein Bedauern "über den Tod eines Menschen" aus. "Ich hätte nie gedacht, dass ich sowas jemals tun müsste. Ich bin ein Mensch mit Prinzipien und ich habe sehr wegen dieses Vorfalls gelitten. Mein Leben hat sich komplett verändert, seit diese Leute in mein Haus kamen, um mich auszurauben." Der Rentner erklärte, ihn belaste die Möglichkeit, vier Jahre im Gefängnis zu verbringen, nicht so sehr wie der Umstand, dass seine Familie immer wieder wegen des Vorfalls attackiert würde.

Staatsanwalt reduziert Strafforderung

Der Staatsanwalt reduzierte die Strafforderung von vier Jahre auf drei Jahre und neun Monate. Die Anklage sieht es als erwiesen an, dass der Senior zu keinem Zeitpunkt Todesangst hatte und dass der Schuss daher eine unverhältnismäßige Reaktion war. Zumal er andere Optionen gehabt hätte, unter anderem einen Panik-Knopf, den er in seinem Zimmer hatte. Stattdessen griff er zum Gewehr. Als erfahrener Jäger habe er gewusst, dass er einen Menschen töten konnte.

Auch im Fall der anderen drei Angeklagten, den Bruder des Getöteten sowie die beiden mutmaßlichen Auftraggeber, sah der Staatsanwalt seine Vorwüfe als bewiesen an. Die Staatsanwaltschaft fordert für die zwei Drahtzieher je fünf Jahre Haft, für den Bruder, der überlebte, sechs Jahre Haft wegen Einbruchs und Körperverletzung. Die Nebenklage, die von der Familie des Todesopfers eingereicht wurde, fordert weiterhin zehn Jahre für den Senior. "Er ist kein Held und hat niemandem das Leben gerettet", so der Anwalt, der die Angehörigen vertritt.

Mitangeklagter entschuldigt sich beim Rentner

Fredy E., der mitangeklagte Bruder des Getöteten, nutzte die Gelegenheit, um sich bei R. zu entschuldigen. "Ohne mein Zutun wäre all dies nicht geschehen. Ich schulde auch meiner Familie eine Entschuldigung. Ich habe meinen Bruder verloren und das wird mich mein Leben lang belasten."

Darum geht es im Prozess

Der Überfall im Februar 2018 war von langer Hand geplant gewesen. Einer der nun angeklagten Anwohner erfuhr, dass der Rentner stets große Mengen Bargeld auf seiner Finca in Porreres bunkerte. Er erzählte einem Freund von der Idee, den Senior zu überfallen. Sie engagierten zwei Brüder, um den Überfall durchzuführen. Sie spionierten die Finca aus und fuhren eines Morgens zu viert zu dem Grundstück. Die zwei Brüder waren vermummt und mit Brecheisen ausgerüstet. Die anderen beiden Männer standen Wache und sollten das Fluchtauto fahren.

Die Brüder warteten ab, bis der Rentner aufwachte und aus dem Haus trat. In diesem Moment überrumpelte ihn einer der Männer, verdeckte ihm den Mund und forderte ihn auf, den Tresor zu öffnen. Der andere Bruder schlich sich ins Haus, schubste die Frau des Rentners auf ein Bett und sperrte sie im Zimmer ein.

Als die Täter damit beschäftigt waren, Geld in einen Sack zu füllen, ging der Rentner in ein Zimmer und holte ein Gewehr, das er dort gebunkert hatte. Dann stellte er sich vor die Tür und wartete. Als die Einbrecher wiederkamen, gab er einen Schuss ab und tötete damit einen der jungen Männer. /pss