Moderne Sklaverei auf Mallorca: Unternehmer zahlte Bauarbeitern einen Euro pro Stunde

Der Mann lockte seine Opfer mit falschen Jobangeboten auf die Insel. Gegen ihn liegt ein Auslieferungsantrag der rumänischen Behörden vor

Archivaufnahme: Eine Streife der Nationalpolizei auf Mallorca.

Archivaufnahme: Eine Streife der Nationalpolizei auf Mallorca. / DM

Marcos Ollés

Marcos Ollés

Die Nationalpolizei auf Mallorca hat in Manacor einen Unternehmer festgenommen, der seinen Angestellten einen Stundenlohn von etwas mehr als einem Euro zahlte. Bei dem Festgenommenen handelt es sich um einen rumänischen Staatsbürger, der in seiner Heimat per Haftbefehl wegen eines Schmuggeldelikts gesucht wurde.

Versprechen auf einen guten Job

Der Mann soll seine Landsleute mit sehr guten Jobangeboten auf die Insel gelockt haben. So versprach er neben einem überdurchschnittlichen Gehalt auch die Aussicht auf einen legalen Aufenthaltsstatus. Einmal angekommen, hielt er sich nicht an die Vereinbarungen und zahlte ihnen Monatslöhne von unter 250 Euro, teilweise sogar nur 50 Euro. Die Arbeiter, allesamt erfahrene Arbeitskräfte im Bauwesen, mussten dafür häufig 50 Stunden in der Woche schuften.

Er gab den Jobinteressenten die Anweisung, bei der Anreise auf die Insel so zu tun, als ob sie Urlauber seien. Sobald sie in Manacor ankamen, wurden sie zu verschiedenen Baustellen gefahren, unter anderem auch bei Umbauarbeiten von Hotels.

Opfer mussten an Demonstration teilnehmen

Doch der Betrüger nutzte seine Opfer auch für andere Zwecke. So überzeugte er sie, an einer Demonstration vor einem Hotel teilzunehmen, um Zahlungen von der Geschäftsführung des Gästehauses einzufordern. Für die Kundgebung stattete er sie mit T-Shirts und Schildern aus. Er erklärte ihnen, wenn sie an der Demonstration teilnehmen würden, könne er ihnen den Lohn bezahlen.

Die Ermittler haben bislang sechs Opfer des Mannes ausgemacht. Es wird aber nicht ausgeschlossen, dass es noch mehr werden könnten. Die Männer leben in sehr prekären Bedingungen, da sie abgesehen von ihrem niedrigen Lohn auch gezwungen waren, die Kosten für die Reise auf die Insel selbst zu stemmen. Da sie über keine Arbeitserlaubnis verfügen, ist es ihnen unmöglich, sich anderweitig einen Job zu suchen.

Der Unternehmer wurde in Untersuchungshaft geschickt. Derweil prüft das zuständige Gericht nun den Auslieferungsantrag der rumänischen Behörden. /pss