Außen prangen die Graffiti der Guardia Civil, die das Datum der Konfiszierung verzeichnen: 27.12.2023. Innen in dem kleinen Boot finden sich Treibstoffkanister und Klamotten. Auch drumherum liegen Kleidungsstücke und andere Gegenstände, die die Reisenden auf dem kleinen Kahn nach ihrer waghalsigen Überquerung des Mittelmeeres weggeworfen oder verloren haben.

Um die Weihnachtsfeiertage herum hatte es eine regelrechte Flut an Migrantenbooten gegeben, die auf Mallorca, Cabrera und den anderen Nachbarinseln angekommen waren. MZ-Leser Michael Müller fand eines von ihnen am 3. Januar am Strand Es Carbó an der Südküste von Mallorca und schickte uns die bedrückenden Bilder, die von Flucht, Vertreibung und Verzweiflung zeugen.

So viele Boote kamen auf Mallorca an

Im Jahr 2023 waren rund um die Balearen 128 Boote mit 2.278 Menschen an Bord aufgegriffen worden. Der Trend ist damit rückläufig: 2022 waren es 176 Boote mit insgesamt 2.579 irregulären Einwanderern.

Nicht alle Boote werden von den Behörden erfasst. Die Überfahrt ist auch auf dieser Mittelmeer-Route gefährlich, immer wieder kommen dabei Migranten ums Leben. Die aufgegriffenen Migranten werden, sofern volljährig, von Mallorca und Ibiza aus aufs spanische Festland überstellt, um in ihre Heimatländer abgeschoben zu werden. In der Praxis können viele von ihnen jedoch weiterziehen - ihr Ziel ist häufig Frankreich, Belgien oder Großbritannien. Die wenigsten wollen in Spanien bleiben.

Das Profil der Migranten

In den vergangenen Jahren haben die zuständigen Behörden festgestellt, dass sich das Profil der Migranten verändert hat: Die Mehrheit derjenigen, die mit dem Boot kommen, sind nach wie vor Algerier, es sind aber immer mehr Menschen aus Ländern südlich der Sahara dabei. Bis 2020 war neben Algerien Nachbarland Marokko die zweithäufigste Herkunftsregion. Seit 2021 steht die zentralafrikanische Republik Guinea mit 30 Prozent der Einreisen an zweiter Stelle, mit Abstand gefolgt von Benin, Mali, Elfenbeinküste, Senegal, Ghana und Liberia. /pss/jk/dise