Zweiter Tag großer Bauernproteste in Spanien
Bürokratie, unfaire Konkurrenz durch Importe, zu hohe Umweltauflagen und zu geringe Erzeugerpreise - die Klagen spanischer Bauern ähneln denen in anderen EU-Staaten. Hinzu kommt ein lokales Problem.
Spanische Bauern haben am Mittwoch (7.2.) den zweiten Tag in Folge mit Langsamfahrten und Straßenblockaden den Verkehr in vielen Landesteilen behindert. In Barcelona waren am Mittag Bauern mit rund 1000 Treckern auf dem Weg ins Stadtzentrum, um für höhere Einkommen und bessere Arbeitsbedingungen zu demonstrieren, wie der staatliche Fernsehsender RTVE berichtete. In neun weiteren autonomen Gemeinschaften, die deutschen Bundesländern entsprechen, gab es ebenfalls Proteste. Spanien gilt als Obst- und Gemüsegarten Europas.
Landwirte machen EU verantwortlich
Für die Lage der Landwirtschaft machen die Bauern vor allem die EU-Agrarpolitik verantwortlich. Für EU-Agrarhilfen seien die bürokratischen Hürden zu hoch, Umweltauflagen kaum zu erfüllen, Agrarimporte aus Ländern mit niedrigeren Standards eine unfaire Konkurrenz und die Preise für ihre Erzeugnisse zu niedrig. Zudem fordern sie die Beibehaltung der Steuerermäßigung für Agrardiesel. In Teilen Kataloniens und Andalusiens sind Bauern zudem erzürnt, weil sie wegen der schweren Dürre 80 Prozent Wasser einsparen müssen.
Die linke Regierung in Madrid versprach, sich für einen Abbau bürokratischer Hürden und für angemessenere Erzeugerpreise einzusetzen. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte am Vortag bereits auf die Bauernproteste in anderen EU-Ländern wie Deutschland und Frankreich reagiert und angekündigt, einen Vorschlag für ein Umweltschutzgesetz gegen hohen Pestizideinsatz zurückziehen. Bauernsprecher betonten, die Proteste würden fortgesetzt, bis die Forderungen erfüllt würden. Schon am Dienstag hatten Bauern in ganz Spanien Autobahnen, Landstraßen und Zufahrten zu Häfen, Großmärkten und Industriegebieten blockiert. Teilweise kam es zu kilometerlangen Staus.
Auch in Bulgarien wurden die landesweiten Bauernproteste am Mittwoch mit Verkehrsblockaden fortgesetzt. Die Agrarverbände fordern einen Ausgleich für billigere ukrainische Importe. Landwirte blockierten mit ihren Maschinen für etwa drei Stunden wichtige Verkehrsknotenpunkte sowie wichtige Straßen wie die E79 nach Griechenland. Ministerpräsident Nikolaj Denkow bot Bauernvertretern ein Treffen am Mittwochabend an.
Auch auf Mallorca kam es zu Protesten
Am Dienstag war es auch auf Mallorca zu Bauernprotesten gekommen. Eine Kolonne von zunächst 20, später 70 Traktoren fuhr von Inca in Richtung Palma. Gegen Mittag blockierten die Landwirte die Zufahrten zum Großmarkt Mercapalma. Dass der Protest nicht größer ausfiel, lag auch daran, dass die großen Verbände sich dem Aufruf nicht angeschlossen hatten.
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