Mit einem Auswärtsspiel am Samstag (27.8.) gegen Osasuna B startet Atlético Baleares in die neunte Saison unter dem deutschen Eigentümer Ingo Volckmann. Nach wie vor steckt der Club in der dritten Liga fest. Der Chef wird den Auftakt aus dem Urlaub in Costa Rica verfolgen. Die MZ hat bei Sportdirektor Patrick Messow (32) nachgefragt, ob es denn dieses Mal mit dem Aufstieg klappen könnte.

Im Vergleich zu den Jahren zuvor war das Scheitern im Aufstiegskampf in der vergangenen Saison relativ deutlich. Dennoch hatten Sie lange daran zu knabbern. Warum?

Ich hatte zu Saisonbeginn ein richtig gutes Gefühl und war felsenfest überzeugt, dass wir endlich aufsteigen. Nach 34 von 38 Spieltagen standen wir auf einem Play-off-Platz. Wir waren nah dran. Wenn am letzten Spieltag ein Punkt fehlt, schmerzt es besonders. Das war härter als die Jahre zuvor. Noch ein paar Tage danach war ich schlecht drauf. Aber die Zeit drängte, da der Kader für die neue Saison zusammengestellt werden musste.

Jordi Roger ist nun doch wieder Trainer, obwohl Sie anfangs kommuniziert haben, dass er als Interimslösung nur das letzte Saisonspiel leitet. Woher der Meinungswechsel?

Ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass die Trainer in der vergangenen Saison viele Fehler gemacht haben. Sie haben Dinge nicht beachtet, die ich intern oft angesprochen hatte und für offensichtlich hielt. Das betrifft sowohl Xavi Calm als auch Eloy Jiménez. Ich will den Trainern nicht in ihre Entscheidungen reinreden, sage ihnen aber meine Meinung.

Geht es um taktische oder personelle Fragen?

Ich will nicht zu sehr ins Detail gehen. Es war von beiden etwas. Zum Beispiel haben wir mit einer Dreier-Abwehrkette in der Copa del Rey überragend gespielt. Wenn wir so gespielt haben, verloren wir kein Spiel. Dennoch hat es bis zum 33. Spieltag gedauert, bis der Trainer wieder auf das System gesetzt hat. Das verstehe ich nicht. Daher dachte ich, dass wir einen Coach brauchen, der die Mannschaft besser kennt und weiß, wie Ingo und ich ticken. Da ist die beste Wahl Jordi gewesen.

Das klingt so, als wollen Sie sich mehr in die Arbeit des Trainers einmischen.

Einmischen ist das falsche Wort. Ich will am Ende nicht doof dastehen, weil der Trainer besondere Einfälle hatte. Man kennt es, dass die Trainer in den entscheidenden Spielen oft etwas Besonderes machen wollen. Das bin ich leid. Da habe ich kein Bock mehr drauf. Der Trainer muss wissen, was ich will.

Wie gehen Sie bei der Suche nach neuen Spielern vor?

Ich setze auf verschiedene Strategien. Während der Saison schaue ich viele Spiele live an. Da kombiniere ich meist Auswärtsfahrten und bin dann zwei, drei Tage weg. Über Datenbänke und Scoutingplattformen bekomme ich Informationen. Ganz klassisch bieten mir Berater und Vereine ihre Spieler an.

Ihr Team ist im Durchschnitt 29 Jahre alt. Wollen denn keine jungen Spieler kommen?

Ich wollte den Kader verjüngen. Dann kamen aber Leute wie der 37-jährige Laure, der in den vergangenen 15 Jahren in der ersten oder zweiten Liga gespielt hatte. Da konnte ich nicht Nein sagen. Es ist mehr Zufall, dass das Team so alt ist. Ich bevorzuge zwar Spieler, die Erfahrung in der Liga haben, aber es müssen keine 300 Spiele sein.

Auch diesen Sommer haben Sie keinen Deutschen geholt, was am Anfang der Volckmann-Ära noch Ihr Markenzeichen war.

Ich war in konkreten Gesprächen mit ein oder zwei Spielern, es sollte aber nicht sein. Es geht auch nicht darum, einen deutschen Spieler zu holen, nur um einen Deutschen zu haben.

In der vergangenen Saison war es der teuerste Kader unter Volckmann. Werden Sie das in diesem Jahr noch einmal toppen?

Auf keinen Fall. Ich sollte ein bisschen sparen. Das habe ich bislang geschafft. Eine Woche habe ich aber noch, um Spieler zu verpflichten. Maximal werde ich das gleiche Budget wie in der Vorsaison haben.

Drittliga-Fußballer dürften keine Millionäre sein. Fordern die Spieler einen Inflationsausgleich oder Mietzuschuss?

Die Stürmer verdienen in der Regel mehr als die Verteidiger. In der Liga gibt es einige Top-Verdiener. Miete ist auf jeden Fall ein Thema. Nach der ersten Wohnungssuche wollen die meisten Neuzugänge nachverhandeln. Allgemein verlangen die Spieler zwar nicht höhere Gehälter. Ich merke aber, dass es viele finanzstarke Clubs in der Liga gibt, die den Markt kaputtmachen. Sie geben mittelmäßigen Spielern Spitzengehälter. Das bekommen die guten Fußballer mit und wollen noch mehr.

Was sagt Ihr Gefühl in dieser Saison bezüglich des Aufstiegs?

Ich habe diese Saison kein Ziel gesetzt und will das Jahr genießen und stolz auf das Aufgebaute sein. Die vergangenen Jahre waren sehr anstrengend. Es gab viel Druck, den ich mir zum Teil auch selbst gemacht habe. Dennoch sollte die Mannschaft stark genug sein, um oben mitspielen zu können. Die Vorbereitung lief gut. Nur das Wort Aufstieg werde ich erst mal nicht in den Mund nehmen.