Den Schock muss Ingo Volckmann wohl erst mal verdauen. Am Donnerstag (2.6.) waren es auf den Tag genau acht Jahre her, dass der Berliner das Kommando bei Atlético Baleares übernommen hat. Von Anfang an wollte der 54-Jährige eher große Brötchen backen und hat von der zweiten Liga, in mancher lauen Sommernacht vielleicht sogar von der Primera División, geträumt.

Seit Samstag (28.5.) steht fest, dass der Drittligist die nächste Ehrenrunde in der Primera División RFEF, der dritten Spielklasse, drehen muss. Der sonst so plauderfreudige Präsident war auf MZ-Anfrage nicht zu sprechen. Am Freitag (3.6.) hat sich Sportdirektor Patrick Messow bei einer Pressekonferenz den Fragen der Medienvertreter gestellt. Die Deutschen zeigen sich motiviert, den Aufstieg in der kommenden Saison anzugehen.

"Natürlich sind wir enttäuscht und nicht zufrieden. Die Saison lief nicht wie erwartet", sagte der 32-Jährige. "Alles war nun aber auch nicht schlecht. Wir haben in der Copa del Rey mit dem Einzug ins Achtelfinale die beste Leistung im Pokal der Vereinsgeschichte gezeigt und standen 34 Spieltage lang in der Liga auf einem Play-off-Platz. Letztlich zählt aber nur die Tabelle am letzten Spieltag."

Warum der Aufstieg nicht geklappt hat

An Gründen für das Scheitern im Aufstiegskampf hat Messow einige gefunden. "Darüber könnten wir uns stundenlang unterhalten. Wir hatten viele Verletzungen. Sicherlich hat uns der Erfolg im Pokal etwas abgelenkt. Einige Spieler haben nicht die Leistung gebracht, die wir von ihnen erwartet haben. Bei den Trainerentscheidungen haben wir Fehler gemacht", so der Deutsche.

Atlético Baleares ist mit Xavi Calm in die Saison gegangen. Im März gab es den ersten Trainerwechsel und Eloy Jiménez übernahm. Als das Schiff praktisch schon gesunken war, übernahm Jordi Roger - der Vorgänger von Xavi Calm - für den letzten Spieltag. Eigentlich hatte der Club klar kommuniziert, dass Roger nach der Saison unabhängig vom Ausgang in die zweite Reihe zurückkehrt. Der 43-Jährige wurde im März 2021 als Trainer entlassen, aber im Anschluss - da Volckmann und Messow von dessen Arbeit überzeugt waren - als Assistent des Sportdirektors eingestellt.

Wie verschiedene Medien berichten, ist Roger nun aber doch der Kandidat für den Trainerposten in der kommenden Saison. "Er ist eine Option", sagt Messow und schloss eine Rückkehr von Xavi Calm aus. "In der kommenden Woche wollen wir eine Entscheidung verkünden."

Was macht Ingo Volckmann?

Noch spannender ist aber die jährliche Frage, wie lange die Geduld von Ingo Volckmann reicht. In der nun achtjährigen deutschen Ära beim Inselclub ist der Verein zweimal Meister geworden - hat den Aufstieg aber in den Play-offs vergeigt - und ist zweimal fast abgestiegen. Elf verschiedene Trainer haben sich versucht. Manch einer mit weniger Erfolg, wie der Deutsche Christian Ziege oder Armando de la Morena, andere mit respektablen Ergebnissen, wie Manix Mandiola oder Josico.

Die rechte Hand von Volckmann und der Verantwortliche für die sportlichen Fragen war in all diesen Jahren Patrick Messow. Selbst in Krisenzeiten hat der Club-Eigentümer zum 32-jährigen Sportdirektor gehalten. Es gibt zwar keinen triftigen Grund, das jetzt zu ändern, aber das Fußballgeschäft ist ja bekanntlich schnelllebig. Immerhin hat Messow seinen Teil dazu beigetragen, dass Atlético Baleares trotz hoher Investitionen und einem der höchsten Etats der Liga weiter in der dritten Spielklasse herumdümpelt.

"Ich spüre das Vertrauen von Ingo und habe weiter Lust auf den Job. Solange der Präsident nichts Gegenteiliges behauptet, bleibe ich an Bord", sagte nun Messow zu seiner Person. Auch Volckmann sei gewillt, weiter den Geldbeutel zu öffnen. "Wir haben vor der Saison bewusst auf Zwei-Jahres-Verträge bei den Spielern gesetzt. Der Hintergedanke war, dass wir im zweiten Jahr erneut angreifen können, wenn es im ersten Jahr nicht klappt. Daher werden wir auch in der kommenden Saison ein schlagkräftiges Team haben, das um den Aufstieg spielen soll."