Milchabsatz in der Krise: Mallorca-Molkerei Agama setzt Bauern und Politik die Pistole auf die Brust

Das Unternehmen will aufgrund einer anhaltenden Geschäftsflaute weniger Milch von den Zulieferern kaufen. Dazu fordert Agama Subventionen

In der Molkerei Agama.

In der Molkerei Agama. / Manu Mielniezuk

Jordi Sánchez

Das Geschäft mit der Milch auf Mallorca steckt in einer tiefen Krise. Die größte Molkerei der Insel, Agama mit Sitz in Palma, hat angekündigt, die Zahl der zuliefernden landwirtschaftlichen Betriebe zu reduzieren. Ebenso spielt man mit dem Gedanken, weniger für den Liter Rohmilch an die Bauern zu bezahlen.

Das dickste Problem für Agama: Von den mehr als acht Millionen Litern Rohmilch, die das zum katalanischen Damm-Konzern gehörende Unternehmen pro Jahr von den balearischen Landwirten kauft, gehen nur rund vier Millionen Liter auf der Insel als Milchprodukte in den Verkauf. Die andere Hälfte muss Agama mit deutlichem Absatzverlust an Molkereien auf dem spanischen Festland weitergeben, wo die Milch rund 15 Prozent günstiger im Einzelhandel verkauft wird als auf Mallorca.

Preiserhöhung zieht Absatzrückgang nach sich

Schuld an der Situation ist laut Josep Barbena, der bei Damm für die Milchsparte zuständig ist, vor allem die Wirtschaftskrise nach der Corona-Pandemie und die hohe Inflation seit 2022. Das Unternehmen sei gezwungen gewesen, die Preise für die Produkte zu erhöhen, was zu einem Absatzrückgang geführt habe.

Die Verbraucherinnen und Verbraucher begannen, auf Milch von anderen, günstigeren Marken zurückzugreifen. Laut den Zahlen, mit denen Agama hantiert, gehen auf Mallorca von 100 verkauften Packungen Milch 95 von Eigenmarken oder billigen Marken über den Ladentisch, und lediglich vier von Agama. Zu der fehlenden Packung macht das Unternehmen keine Angabe.

In der Produktionsstraße von Agama.

In der Produktionsstraße von Agama. / Manu Mielniezuk

"Sie kaufen einfach das Billigste"

Beinahe vorwurfsvoll merkte Geschäftsführer Barbena an: "Die Verbraucher kaufen keine Produkte mehr mit Mehrwert wie unseres, bei dem es sich um ein lokales Erzeugnis handelt. Sie kaufen einfach das Billigste, die Eigenmarken." Agama sieht sich dem Problem gegenüber, dass Milchproduktion auf der Insel aufgrund verschiedener Faktoren rund 20 Prozent teurer ist als auf dem spanischen Festland. Dazu komme, dass Agama den heimischen Bauern auf Mallorca 56 Cent pro Liter Rohmilch zahle und damit drei bis vier Cent mehr als die Molkereien auf dem Festland an ihre Zulieferer.

Zum 30. September laufen nun die Verträge zwischen den Zulieferbetrieben und Agama aus und die Molkerei möchte bei einem oder zwei Zulieferern den Vertrag nicht verlängern. Und das genügt den Verantwortlichen der Firma nicht. Zusätzlich fordern sie weitere Subventionen von der Balearen-Regierung sowie weitere Millionenbeträge aus den NextGeneration-Fonds der Europäischen Union.

Milchankauf um 40 Prozent zurückfahren

Nur dann, so behauptet die Geschäftsführung, könne man die bisherige Aktivität aufrecht erhalten. Man müsse den Milchankauf bis Sommer 2024 um 40 Prozent zurückfahren. Agama will sich bereits mit einer anderen Molkerei in Verbindung gesetzt haben, um den Bauern auch in Zukunft einen Absatzmarkt zu ermöglichen.

Das Unternehmensgebäude in Palma.

Das Unternehmensgebäude in Palma. / Manu Mielniezuk

Die Pläne von Agama stoßen im Landwirtschaftsministerium sowie bei den Bauern auf massive Kritik. Der neue Landwirtschaftsminister Joan Simonet warf Agama vor, den Fokus des Problems zu verschieben. "Es handelt sich um ein Problem der Vermarktung und des Absatzes. Für die Verluste (von Agama, rd. Red.) müssen doch nicht die Bauern aufkommen", ließ sich Simonet in einer Pressemitteilung zitieren. Vor den Kameras des Regionalsenders IB3 warf der ehemalige Vorsitzende des Bauernverbandes den Verantwortlichen des Unternehmens "mangelnde Kreativität" bei der Vermarktung vor.

Die Geschäftsührerin der Union kleiner landwirtschaftlicher Betriebe und Viehzüchter, Joana Mascaró, kritisierte ebenfalls die Pläne von Agama, den Ankauf von Rohmilch zurückzufahren, und fragte bei IB3: "Was sollen wir denn mit den Kühen machen? Sie produzieren ja trotzdem weiter Milch und fressen. Wir können sie ja nicht einfach schlachten."

THEMEN