Malmö statt Mallorca? Reiseveranstalter sieht Trend zum Sommerurlaub im Norden
DER Touristik sagt ein sehr starkes Reisejahr 2024 voraus – wobei die Mittelmeerziele wegen des Klimawandels Marktanteile an Skandinavien abgeben könnten
Wird sich die Lust der Deutschen nach Strand und Meer mittel- und langfristig von Südeuropa in Richtung Nordpolarkreis verlagern? Anzeichen dafür sieht zumindest DER Touristik. In den Zahlen, die der deutsche Reiseveranstalter bei einer virtuellen Pressekonferenz am Dienstag bekannt gab, macht sich eine beginnende Verschiebung des Reisemarkts nach Norden bemerkbar.
Für 2024 verzeichnet DER Touristik einen Zuwachs von 150 Prozent bei Buchungen für Nordeuropa und in Skandinavien vierfach so hohe Zahlen wie in der Vorsaison. Entschleunigung, einzigartige Naturerlebnisse und Rundreisen machten die Region attraktiv, so Ingo Burmester, Geschäftsführer für den mitteleuropäischen Markt. Als Alternative zum Strandurlaub am Mittelmeer präsentiert der Veranstalter daher Strände auf Island oder in den schwedischen Lofoten.
Wachsendes Interesse für Sommerurlaube
„Auch wenn Skandinavien Mallorca nicht ablösen wird, sehen wir ein wachsendes Interesse an dieser Region für Sommerurlaube“, so Produktchef Sven Schikarsky. Der Frage, ob die Insel zu heiß für Sommerurlaub werde, hatte sich im September auch der Tui-Geschäftsführer Stefan Baumert im MZ-Interview gestellt. Er sah Anzeichen für eine Verschiebung der Sommersaison in den Frühling und in den Herbst, verwies aber auch darauf, dass laut einer Kundenbefragung Mallorca-Urlauber für ihren Strandurlaub höhere Temperaturen in Kauf nehmen.
DER Touristik verzeichnet für den Winter eine steigende Nachfrage: Das Plus bei den Spanien-Buchungen betrage 53 Prozent. Der Reiseveranstalter arbeitet allein auf Mallorca mit 27 Hotels zusammen. Auch die Perspektiven für den Sommer 2024 seien sehr gut, so der für die Balearen zuständige Manager Nils Lübbe zur MZ. „Die Nachfrage kommt deutlich früher und passt sich der Buchungskurve des Sommers 2019 an. Das gilt jedoch nicht nur für Mallorca, sondern alle Destinationen rund ums Mittelmeer.“
Reisen wieder im Trend
Fakt ist: Reisen boomt wieder. 21 Prozent Umsatzwachstum hat DER Touristik in 2023 gegenüber dem Vorjahr verzeichnet, so Ingo Burmester. Individualurlauber buchten nun aus Sicherheitsaspekten wieder verstärkt bei Anbietern und bescherten der Pauschalreise eine „Renaissance“. Obwohl Fernreisen, besonders nach Thailand und Dubai, nach den Pandemiejahren neuen Aufschwung erfahren, seien auch europäische Ziele wie die Türkei als größter Spanien-Konkurrent weiterhin gefragt. Hochwertig ist in: Fast 80 Prozent der Kunden von DER Touristik buchten im Sommer 2023 Vier- und Fünf-Sterne-Hotels. Reisen kosten fast überall drei bis fünf Prozent mehr.
Wenn Produktchef Sven Schikarsky von „All-inclusive next level“ spricht, meint er Show-Cooking, Bio-Lebensmittel, Butler- und Ausflugsservice: „All-inclusive ist nicht mehr die schlabbrige Pizza am Buffet.“ Auch auf Trends wie „Glamping“, die luxuriösere Variante des Campings in schicken Behausungen, hat sich DER Touristik eingestellt. Auf Familienurlaube – ein Segment, das in Spanien ein Drittel der Buchungen ausmacht – reagiert man mit dem Ausbau von Familienzimmern.
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