Wohnungsnot auf Mallorca: Reiseveranstalter Tui überrascht mit Vorstoß

Tui-CEO Sebastian Ebel schlägt im MZ-Interview den Bau von Apartment-Anlagen auf öffentlichem Grund vor. Nicht nur Hotel-Mitarbeiter könnten dort wohnen. Auch eine Zweitimmobiliensteuer könne den Markt entzerren

Nichts Besonderes – und dennoch für viele auf Mallorca unbezahlbar: einfache Wohnungen in einem Mehrfamilienhaus in Palma.  | FOTO: ISAAC BUJ/EP

Nichts Besonderes – und dennoch für viele auf Mallorca unbezahlbar: einfache Wohnungen in einem Mehrfamilienhaus in Palma. | FOTO: ISAAC BUJ/EP / johannes krayer

Johannes Krayer

Johannes Krayer

Um der Wohnungsnot auf Mallorca und in anderen Feriendestinationen entgegen zu treten, ist der weltweit größte Reiseveranstalter Tui dazu bereit, in den Bau von Apartment-Anlagen vor Ort einzusteigen. "Wenn die öffentliche Hand mithilft, beispielsweise Grundstücke zur Verfügung stellt, können wir Apartment-Häuser bauen, die Mitarbeitern wie lokaler Bevölkerung gleichermaßen zur Verfügung stehen. Lehrer, Mitarbeiter in Krankenhäuser und Geschäften, sie alle brauchen bezahlbaren Wohnraum vor Ort", sagte jetzt Tui-CEO Sebastian Ebel im Gespräch mit der Mallorca Zeitung.

Entsprechende Gespräche seien auf der Internationalen Tourismusbörse (ITB) in Berlin bereits geführt worden. "Diese Idee kam bei anderen Destinationen, beispielsweise in Griechenland, bereits gut an", sagte Sebastian Ebel. Auch auf den Balearen sei Tui dazu bereit, Apartment-Anlagen für die Einheimischen zu bauen. Die politischen Voraussetzungen dafür seien gegeben. "Jetzt ist ja eine neue Regierung am Ruder, die ersten Gespräche waren gut. Wir verstehen uns als Partner, auch bei diesen Herausforderungen."

Sebastian Ebel beim Interview mit der MZ.

Sebastian Ebel beim Interview mit der MZ. / Clara Margais

"Lebensgrundlage für die Bevölkerung aufrechterhalten"

Hintergrund dieses Angebots ist die Befürchtung, dass die soziale Akzeptanz des Tourismus' in den Urlaubsdestinationen schwinden könnte. Die Spannungen auf dem Immobilienmarkt seien ihm auch aus anderen Destinationen bekannt, so Ebel. "Der Deutsche, der Franzose, der Schweizer, der Engländer zahlt immer ein paar tausend Euro mehr. Es gibt so viele Zweitimmobilien und Airbnbs, die nicht dem lokalen Mietmarkt zur Verfügung stehen. Das Thema wird mittel- und langfristig wichtig sein, denn wir müssen die Lebensgrundlage für die Bevölkerung aufrechterhalten."

Das habe viel mit Kostenentwicklung zu tun, ob im Restaurant, ob im Supermarkt, bis hin zu den Mieten. "Das Thema soziale Akzeptanz ist ein Thema, das viel größer werden wird in den nächsten Jahren und auch muss. Auf den Kanaren gibt es eine Abwanderung der Bevölkerung, weil sie keinen Wohnraum finden. Und wenn das nicht funktioniert, dann hat der Tourismus insgesamt ein Problem", sagte der 61-jährige Braunschweiger.

Auch eine Zweitimmobilien-Steuer helfe, den Markt zu entzerren

Der Reiseveranstalter sei schon dabei, "für Hotelmitarbeiter ähnliche Konzepte umzusetzen" und bereit, mit Investitionen an der Lösung für die Wohnungsnot mitzuarbeiten. Auch eine Zweitwohnungssteuer kann sich der Manager vorstellen. "Auf Fehmarn, wo ich in Teilen aufgewachsen bin, etwa gibt es eine Zweitimmobiliensteuer. Das hilft, den Markt zu entzerren", sagte Ebel. In Spanien gibt es mit der sogenannten Selbstnutzungssteuer (Rentas imputadas de inmuebles urbanos) eine ähnliche Abgabe. Diese muss für Immobilien entrichtet werden, die nicht der Hauptwohnsitz sind und auch nicht vermietet werden. 

Die Tui geht auch für 2024 von einer starken Saison auf Mallorca aus und peilt an, zwei Millionen Urlauber auf die Balearen zu bringen. Der Reiseveranstalter steigt diesen Herbst auch wieder als namensgebender Sponsor in den Palma Marathon ein. Lesen Sie hier das komplette Interview mit Sebastian Ebel.

Abonnieren, um zu lesen