In Cala Millor tummeln sich im Carrer Binicanella gleich mehrere aus der Auswanderer-Sendung "Goodbye Deutschland" bekannte Lokale: Da wären die einstige Faneteria, die Boutique Jenny "Delüx", der Schuhladen Leguano von Achim Thiesen und das Restaurant "Happy Schnitzel" von Jenny und Achim Thiesen. Mittlerweile nicht mehr dort geöffnet ist die Bar95.

Auch in Peguera können Fans des Formats an einer Ecke gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen, wenn die Lokale auch in ganz unterschiedlichen Straßen (Carrer Sebel·lí, Bulevar de Peguera, Carrer del Ratolí) liegen. Den Anfang macht, vom Bulevard kommend, "Krümels Stadl" von Marion Pfaff, daneben liegt das "Bei Juliette und Holger" von den Bombiens, vorne zum Meer hin das "Schwarzwald Café" von Stefan Capser. Geht man ein paar Meter weiter, liegt am großen Platz, auf dem die großen Dorffeste stattfinden, das Red Rubber Duck von Sascha Thielen.

Krümels Stadl: 11 Jahre bei Vox

Mit am bekanntesten ist Krümels Stadl. "Ich wollte immer schon nach Mallorca auswandern, hatte vor der Auswanderung jahrelang im Bierkönig gesungen und hatte meine Ferienwohnung in Colònia de Sant Jordi", erzählt Marion Pfaff der MZ. Ihren Mann Daniel habe sie im November 2009 kennengelernt. Danach sei alles ganz schnell gegangen. Im Dezember 2010 kam der Sohn des Paares auf die Welt. Nur zwei Monate später ging es im Februar 2011 dann nach Mallorca.

Krümels Stadl in Peugera. Pfaff

Am 29. April desselben Jahres wurde der Stadl eröffnet. "Vox hat unsere komplette Auswanderung von Beginn an begleitet: die Abschlussfeier in Deutschland, wie der Möbelwagen kam, und wie wir hier auf Mallorca eingezogen sind", so Pfaff. Erstmals bei Vox zu sehen waren die Pfaffs im Mai 2011. "Bis dahin hatten wir uns gefreut, wenn wir mal einen Gast hatten. Es war echt zum Verzweifeln", erinnert sich Pfaff.

Nach der Ausstrahlung habe sich der Laden nach und nach gefüllt, erzählt sie weiter. "Darauf konnten wir aufbauen – mit einem neuen Konzept, täglich Künstler etc. – und uns einen Namen in Peguera machen", so Pfaff. Die Familie sei elf Jahre lang von Vox begleitet worden und war 2021 zuletzt dort zu sehen – zur Wiedereröffnung des Stadls nach dem Lockdown.

"Wir haben im Gegensatz zu vielen anderen "Goodbye Deutschland"-Auswanderern nicht die typischen Touristen, die von Laden zu Laden gehen, um Fotos mit den Auswanderern zu machen", so Pfaff. Das Lokal lebe mittlerweile eher vom Stammpublikum. "Das weiß teils gar nicht, dass wir mal bei 'Goodbye Deutschland' zu sehen waren", so die Mutter eines Sohnes.

Daniel und Marion Pfaff. Nele Bendgens

"Bei Juliette und Holger"

Juliette und Holger Bombien, die 2016 auf die Insel ausgewandert sind, waren 2017 das erste Mal bei Vox zu sehen, als sie mit ihren Ice Rolls auf der Insel durchstarten wollten. "Damals lief der Laden schon sehr gut", so Holger Bombien. Nach der Ausstrahlung habe sich der Umsatz noch einmal um 50 Prozent gesteigert, gibt er aber zu. 2018 kam dann das Lokal "Brutalo Burger" in Cala Millor hinzu. 2019 verkauften die Auswanderer ihre beiden Geschäfte und kauften das "Bei Juliette und Holger" in Peguera. Das Lokal eröffneten sie 2020, nur wenige Tage vor dem Lockdown. "Das war damals eine Katastrophe, heute können wir darüber schmunzeln", so Holger Bombien.

Zum letzten Mal in der beliebten Sendung zu sehen, waren die Auswanderer 2020 im Rahmen von Aufnahmen über Jenny "Delüx". "Wir haben bei der Wiedereröffnung ihrer Boutique das Catering gemacht", so Holger Bombien.

Zur Häufung und womöglich auch Konkurrenz der vielen "Goodbye Deutschland"-Lokale in Peguera sagt der Auswanderer nur: "Wir haben mit niemandem ein Problem. Unsere Gäste kommen gern zu uns, gehen aber auch zum Beispiel zu Krümels Stadl oder in den Red Rubber Duck. Ich persönlich finde: Je belebter die Umgebung des Ladens, desto besser für alle."

Schwarzwald Café

Liegt über einer Tiefgarage und neben einem Kinderspielplatz: das Schwarzwald Café in Peguera. Werner

Ein Lokal, das schon einige Jahre nicht mehr im Fernsehen zu sehen ist, aber nach wie vor von den Ausstrahlungen von damals profitiert, ist das Schwarzwald Café. Langjährige Zuschauer erinnern sich wohl noch: 2010 hatten David Schlosser und seine Freundin Susanne das Café in dem beliebten Urlaubsort übernommen. Durchgestartet sind die Auswanderer mit dem frisch renovierten Lokal ein Jahr später. Seither als Angestellter mit dabei ist Stefan Capser. Auch er war immer wieder in den Folgen zu sehen.

Einst Chef und Angestellter: David Schlosser (links) und Stefan Capser (rechts). TV Now / 99 Pro

Später konnten Zuschauer dann miterleben, wie David Schlosser und seine Freundin Susanne sich trennten. Die neue Freundin wollte nicht an dem Format mitwirken. In Schlossers letzten drei Jahren als Betreiber arbeitete Capser als Geschäftsführer im Schwarzwald Café. 2019 übernahm der Hannoveraner das Café dann ganz. Schlosser wollte sich neu orientieren, lebt mittlerweile in Deutschland.

Bekannt ist das Schwarzwald Café über Peguera hinaus schon jeher auch für seine in der hauseigenen Konditorei selbstgemachten Torten und Kuchen, sagte Casper kürzlich im MZ-Interview.

Ende Oktober 2023 war das bekannte Café wie üblich in die Winterpause gestartet, am 9. Februar 2024 hat es wieder eröffnet. 

Verwechslungen mit dem alten Betreiber

Immer wieder würden Besucher kommen, die das Café auch Jahre später noch mit der Vox-Sendung in Verbindung bringen, erzählt Capser. Manche Gäste würden ihn mit Schlosser verwechseln und sagen Sätze wie "Sie haben aber abgenommen" oder "Ohne Bart sehen Sie ja viel besser aus", erzählt der 52-Jährige, der sich sicher ist, dass Schlosser und er so unterschiedlich sind, dass sich kein Mensch so stark verändern könnte. "Er hat dunkle Haare, einen Vollbart und ein paar Kilo mehr drauf als ich." So manch anderer frage direkt, ob er ein Foto mit ihm machen könne.

Obwohl Vox mehrmals pro Jahr bei Capser anfragt, ob er nicht mitmachen möchte, steht seine Antwort fest: nein. "Es kann eine gute Werbemaßnahme sein, doch man sieht leider erst bei der Ausstrahlung, wie die gedrehten Szenen zusammengeschnitten wurden." Zudem sei er nicht der Typ, der im Fernsehen auf die Tränendrüse drücken und Details aus seinem Privatleben preisgeben möchte. Dennoch sieht er die Lage seines Lokals im "Goodbye Deutschland"-Eck als Vorteil.

Red Rubber Duck

Das Red Rubber Duck in Peguera. Thielen

Direkt am großen Dorfplatz liegt das Lokal Red Rubber Duck, das Sascha Thielen betreibt. Erstmals zu sehen gewesen sei er 2013 oder 2014, so ganz genau erinnere er sich nicht. "Wir haben uns damals 20 Lokale angeschaut. Dabei wurden wir begleitet, zudem wurde unsere komplette Auswanderung gezeigt", so Thielen.

Thielen war 2013 zunächst mit seiner Frau Marina und deren gemeinsamer Tochter nach Mallorca ausgewandert. "Meine Eltern hatten früher auf Mallorca ein Haus", erklärte er die Verbindung zur Insel einmal. Nicht einmal zwei Jahre nach seiner eigenen Auswanderung ging seine damalige Partnerin nach Deutschland zurück. Auch eine zweite Tochter bekam das Paar noch, das fortan eine Fernbeziehung führte.

Mittlerweile hat Thielen eine neue Partnerin. Kathrin Westenburger, war 2016 ebenfalls mit ihrem damaligen Mann und den beiden Kindern auf die Insel ausgewandert. Die gelernte Zahntechnikerin hatte zunächst eine eigene Hausverwaltung. Die Liebesgeschichte der beiden können Sie hier nachlesen.

Sascha Thielen und Kathrin Westenburger. Thielen

Bei "Goodbye Deutschland" dabei zu sein, sei definitiv ein Vorteil: "Man musste nicht so viel Geld fürs Marketing ausgeben und wurde relativ schnell bekannt. Ich würde es jederzeit wieder tun", so Thielen, der aber auch weiß, dass die Angriffsfläche für Kritiker für ein Lokal, das in den Medien ist, größer ist.

Seit wann auf Mallorca gedreht wird

Seit 2006 begleitet VOX in der Doku-Soap "Goodbye Deutschland! Die Auswanderer" Deutsche, die ihr Glück im Ausland versuchen wollen. Seit 2008 dreht der Sender regelmäßig auf Mallorca und begleitet die Protagonisten bei ihren ersten Schritten auf der beliebten Insel. Auch der Alltag bereits etablierter Auswanderinnen und Auswanderer wird dokumentiert. Wie viele Auswanderer wurden hier über all die Jahre begleitet wurden, ist nicht bekannt. Eines steht aber fest: Es waren und sind überdurchschnittlich viele im Vergleich zu den Auswanderern, die es in andere Länder verschlagen hat.

Zu den Auswanderern, die Vox schon seit vielen Jahren begleitet, gehören laut einem Sendersprecher Peggy Jerofke und Steff Jerkel, Tamara und Marco Gülpen, Caro und Andreas Robens sowie Daniela Büchner und ihre Familie.