Der hochgewachsene Mann mit der grünen Gärtnerschürze hat viel vor: Andreas Frädrich nannte sich zur Eröffnung seines Ladens Anfang April im Netz und in einer Broschüre schon mal „Spargelkönig von Mallorca“. Sein kleines Geschäft befindet sich an der Ladenzeile von Cala Bonas Promenade. Am Eingang hängt ein Schild, auf dem Naturópolis steht. Die Übersetzung aus dem Griechischen mit Stadt oder Staat lässt ein größeres Projekt vermuten. Doch das Geschäft in Cala Bona ist winzig, der Berliner bezeichnet es als Hofladen, wobei es noch eine Weile dauern wird, bis hier Selbstangepflanztes verkauft wird.

„Die Geschäftseröffnung war komplizierter, als ich mir das je vorstellen konnte“, meint der 51-Jährige. Die Lieferungen hätten sich nicht nur verzögert, sondern auch verteuert. Deshalb sind statt Ware in manchen Regalen Muscheln ausgestellt, die als Dekoration gedacht waren. Mit ihnen und den maritim anmutenden Tauen wirkt der winzige Raum eher wie eine Hafenkneipe als wie ein Geschäft für ein kurioses Sammelsurium von importierten Topfpflanzen, Samen und weißem Spargel.

Weißer und grüner Spargel im Laden Naturópolis in Cala Bona

„Der Mittelmeerraum ist die Wiege des Spargels, auf der Insel wächst er wild“, sagt Frädrich. Die frischen Triebe des Spitzblättrigen Spargels (Asparagus acutifolius bot., espárrago amarguero span., espareguera fonollera kat.) werden derzeit von den Inselbewohnern gesammelt: Sie sind eine beliebte Frühlingszutat für Tortillas.

Auch beim grünen Spargel (espárrago verde), der neben den Hauptanbaugebieten in Peru und China auch häufig in Spanien angepflanzt wird, sind ebenfalls die oberirdisch reifenden Triebe essbar. Im Gegensatz zum weißen Spargel (espárrago blanco), bei dem die Triebe unterirdisch wachsen. Beide tragen den botanischen Namen Asparagus officinalis, sind also botanisch eng verwandt.

Dieser Spargel im Laden Naturópolis kommt aus Brandenburg. Nele Bendgens

Auch wenn der weiße Spargel aus der spanischen Provinz Navarra auf die Insel kommt, ist Spargel aus Deutschland sehr begehrt. „Die Saison hat Ende März schon begonnen, deshalb konnten wir mit der Geschäftseröffnung nicht warten“, sagt der Inhaber.

Mit dem Flieger kommen ab jetzt regelmäßig Lieferungen aus dem brandenburgischen Spargelhof Kremmer, wo Beelitzer Spargel gestochen wird, nach Mallorca. In Cala Bona warten die Stangen mit einem Tuch zugedeckt und gekühlt auf Käufer (20 Euro pro Kilo). Gleich nebenan lagert das Schnittgut des aus Portugal importierten Meeresspargels. Dieser gilt wegen seines hohen Jodgehalts als sehr gesund, mit seinem Namensvetter aus Deutschland ist er jedoch botanisch nicht verwandt.

Salziges Gemüse aus Cala Bona

Der Ladenbesitzer führt nun an den felsig-flachen Strand direkt gegenüber der Ladenzeile. Dort breitet sich als weitläufiges Polster der Meeresspargel, auch Queller (Salicornia europaea, bot., alacranera span., cirialera herbàcia kat.) genannt, aus. Die Sukkulente hätte während der Jahrtausende dauernden Evolution die Fähigkeit entwickelt, sowohl die Sommerhitze am Strand als auch die stürmisch, salzige Brise in den Wintermonaten auf der Insel auszuhalten. Weil das Gewächs unter Naturschutz steht, soll es künftig in recycelbaren Töpfen auf dem Landhotel Ses Cases de Fetget bei Son Servera gezogen werden.

Naturópolis in Cala Bona verkauft auch Schnittgut und Samen des sukkulenten Meeresspargels.

Naturópolis in Cala Bona verkauft auch Schnittgut und Samen des sukkulenten Meeresspargels. Nele Bendgens

Direkt daneben wächst der Meerfenchel (Crithmum maritimum bot., hinojo marino span., fonoll marí kat.), ein ebenfalls sukkulentes Gewächs, das auf der Insel zum pa amb oli verzehrt wird. Zurzeit ist bei Naturópolis der Meerfenchel als Staude im 20-Zentimeter-Topf zu kaufen. Und weil es dort noch weitere botanische Raritäten zu sehen gibt, kehren wir noch einmal in den Laden zurück.

Andreas Frädrich will auch seltene Beeren und Stauden anbieten

Auf einer Seite des Hofladens stehen in verwitterten kleinen Kisten etwa 20 Zentimeter hohe Pflanzen vom deutschen Biozüchter Blu. Da sie die Inselerde nicht vertragen, empfiehlt Frädrich Topfkultur, wie auch für die seltenen Gewächse, für die er Samentütchen anbietet.

Eine der kleinen Stauden, die auf dem Fensterbrett, auf dem Balkon oder der Terrasse wachsen können, ist die Kaffir-Limette (Citrus hystrix bot., combava span.). Die frischen Blätter geben Saucen ein pikant-zitronenartiges Aroma, werden jedoch nicht gegessen. Die Blätter der Mandarinen-Minze (Mentha piperita bot.) schmecken dagegen frisch und fruchtig, sie duften nach Zitrusschalen und eignen sich für vielerlei Süßes.

Der Inhaber des Hofladens will sich künftig auch auf Beerensorten spezialisieren, die auf der Insel eher selten zu haben sind. Zum einen verkauft er die Jungpflanzen im Hofladen, zum anderen will er aber auch selbst Pflanzungen anlegen.

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Wie zum Beispiel für die Goji-Beere, auch Gemeiner Bocksdorn genannt (Lycium barbarum bot., cambrón span.). Sie ist ein wichtiger Bestandteil der traditionellen chinesischen Medizin. In großen Töpfen wachsen auf dem Landhotel bei Son Servera bereits 45 Exemplare der Heidelbeersträucher (Vaccinium myrtillus bot., arándano span.). An Ostern können sie besichtigt werden.

Information Hofladen

www.naturopolis.club

Markt im Landhotel Ses Cases de Fetget Son Servera am 17. April von 16 bis 22 Uhr, Eintritt frei.

Osterbrunch im Landhotel am 17. und 18. April von 11 bis 15 Uhr (30 Euro pro Person, Kinder bis zwölf 15 Euro), Anmeldung: Tel.: 971-81 73 63.