So sieht gute Erde aus, zu besichtigen gleich zu Beginn des Rundgangs durch das Umwelt-Projekt Circle Carbon. „Wir wollen zeigen, dass praktische Lösungen gegen den Klimawandel möglich sind“, sagt Christer Söderberg, der aus Schweden stammt, aber schon lange auf der Insel lebt. Er ist einer der Teilhaber von Circle Carbon. Das Projekt hat seinen Sitz auf einem öko-zertifizierten Hof bei Bunyola.

Die dort hergestellte Erde soll eine Alternative zur plastikverpackten Gartenerde werden, die erst – mit hohem CO2-Ausstoß – auf die Insel geschafft werden muss. Weltweit werden jährlich rund zwölf Millionen Hektar fruchtbarer Erde abgetragen – das entspricht einer Fläche fast anderthalb mal so groß wie Portugal. Ganz zu schweigen von den gefährdeten Mooren, in denen Torf abgebaut wird, der ein wichtiger Bestandteil konventionell hergestellter Erde ist.

Pflanzenkohle

In Bunyola stammen alle Zutaten von der Insel. Eine der wichtigsten ist Pflanzenkohle (Biochar). Zum ersten Workshop über ihre Herstellung hat Söderberg 2014 eingeladen. Anfangs wurde das pflanzliche Schnittgut in einem Ölfass verbrannt, ein Aufbau verhinderte, dass Rauch in die Atmosphäre entwich. Heute findet der Prozess in einem professionellen Verbrenner statt, der mit verholztem Schnittgut aus der Land- und Forstwirtschaft bestückt wird. Durch die Verbrennung entsteht Biochar, ein idealer Träger, der Nährstoffe und Mineralien effizient an die Wurzeln schickt und das Wachstum von Pilzgeflechten (Myzelien) unterstützt.

Für die Kompostmieten wurde Biochar mit geschredderter Biomasse gemischt, denn es hat sich herausgestellt, dass die Pflanzenkohle mit vegetativem Material durchsetzt bessere Ergebnisse erzielt als mit untergemischtem Mist. Die Wartung der regelmäßig gewendeten Kompostmieten ist aufwendig. Zweimal am Tag wird die Temperatur gemessen. „Bei 60 Grad werden pathogene Elemente abgetötet und die Mikroorganismen aktiviert“, so Söderberg. Früher dauerte die Reifung fast ein Jahr. Durch die Aufstockung des Maschinenparks, um die Kompostmieten zu wenden, sind es nur noch drei Monate.

Die Modellbeete

Das Ambiente im ersten Gewächshaus aus Glas erinnert eher an ein Gemälde als an ein Gemüsebeet: Frühlingsblüher zeigen sich in Rot, Orange und Gelb. Dass es aber doch um Gemüsepflanzen geht, zeigt eine Spirale mit frisch gepflanzten Setzlingen. Hier wurden, wie überall im Gewächshaus, Schläuche für Tröpfchenbewässerung verlegt. Zwischen den schneckenförmigen Beeten mit der dunklen Biochar-Kompost-Mischung sind Wege aus geschreddertem Kiefernholz angelegt worden.

Wenig später führt der Weg zu zwei Avocadopflanzen in nebeneinanderliegenden Beeten, beide sind aus Samen gezogen worden. Ein Schild weist darauf hin, dass der junge Baum vor gut zwei Jahren ins Beet kam, das mit Erde aus einer Gärtnerei aufgefüllt worden ist. Heute ist die Pflanze erst einen halben Meter hoch, das Blattwerk sieht gelb und trocken aus. Im Beet daneben wächst ein zweites Avocadobäumchen, auf einem weiteren Schild steht, dass es sechs Monate später in hauseigene Erde gesetzt wurde: Der Strauch hat gesundes Blattwerk und ist doppelt so groß.

Pflanzen aus den Tropen

Bisher fehlte Zeit und Geld, um die vielen Glasscheiben des Gewächshausdaches zu ersetzen. Deshalb bekommen die tropischen Pflanzen im Inselwinter zu wenig Wärme, mit der ihre Früchte reifen könnten. Zwar trägt der Mangobaum schwer an den riesigen grünen Früchten, reif sind sie noch nicht. Ebenfalls voll behängt mit dicken grünen Früchten ist die Papaya, die ein paar gelbe Blätter zeigt. Söderberg erklärt, dass es sich hier nicht um Nährstoffmangel handelt, sondern um eine kurzlebige Pflanze, die immer neu gepflanzt werden muss. Die Andenbeere dagegen hat bereits Lampions gebildet, die Guave muss noch größer werden und Früchte bilden.

Professionelle Beete

Der Weg zum landwirtschaftlichen Bereich führt an mit Holzbrettern begrenzten Kräuterbeeten vorbei. Minze, Meerfenchel, Lavendel und Rosmarin verströmen intensiven Duft. Danach breitet sich ein professionell wirkender Anbau von Wintergemüse aus. Schläuche bewässern die Gemüsepflanzen, die aus der dunklen Erde ragen. Es sind viele Pflanzreihen, die hier parallel verlaufen und ebenfalls von Wegen aus zerkleinertem Pinienholz getrennt sind.

Das Gemüse und die Salate zeigen sich nicht nur im Großformat, die Blätter wirken gesund, die Zuckererbsen schmecken frisch und aromatisch. Eine Sorte Grünkohl hat bereits kleine Stauden gebildet, eine weitere Sorte wird gerade angepflanzt. „Hier kann man sich von der Meinung verabschieden, dass der Verbraucher Biogemüse mit kleinen Macken ertragen muss“, sagt der Experte. In seiner Erde könne perfektes Gemüse wachsen, das nicht nur gesund ist, sondern auch noch köstlich schmeckt.

Das könnte Sie interessieren:

Weil das Anwesen zu einem Informations- und Kommunikationszentrum werden soll, wird im Eingangsbereich ohne Pause gesägt und gehämmert. Ein Eventraum soll entstehen und eine Bar mit Sitzplätzen. Mehrmals wurde der Eröffnungstermin verschoben. „Jetzt warten wir einfach, bis alles fertig ist“, sagt Söderberg, der sich nun um den Aufbau der Marktstände kümmern muss.

Verkauf von Erde im Bigbag oder in 40-Kilo-Säcken (pro Kilo 1 Euro) sowie von Gemüse, Kräutern und Konserven, Do und Fr, 12 bis 15 Uhr, Landstraße S’Esgleieta-Sta. Maria (Ma-2030), circlecarbon.com